Re: Wissenschaft + Bhagavad Gita

Krishna-Bewusstsein

Geschrieben von Parivadi das am 10. Mai 2005 21:58:59:

Als Antwort auf: Re: Wissenschaft + Bhagavad Gita geschrieben von alex am 09. Mai 2005 11:56:

Lieber Alex, du schreibst:

>Habe auf Dein Anraten hin den "Bhakti-Yoga-Fernkurs" gelesen. Ok, da hat sich echt einiges getan. Meine Kritik dazu: diese Einteilung in verschieden Bhakti-Stufen und die Aufforderung, Geld an einen Tempel zu spenden für alle, die sich nicht an die Prinzipien halten können, erweckt den Eindruck, dass außerhalb der ISKCON-Bewegung keine spirituelles Weiterkommen möglich wäre. Was ist mit denen, die sich nicht in diese Hierarchie der Krishna-Bhakti (so könnte man das nämlich auch verstehen) einordnen wollen? Wollte Prabupada nicht die Einheit aller Religionen fördern, wollte er nicht mit dem Krishna-Bewusstsein auf den spirituellen Kern, der in allen offenbarten Schriften zu finden ist, hinweisen?<

Da liegen wohl einige Missverständnisse vor. Es geht hier nicht um eine Bhakti-Hierarchie (dürfte aus dem Bhakti-Yoga-Fernkurs so auch nicht zu entnehmen sein). Vielmehr geht es beim Bhakti-Yoga um Yoga. Yoga hat etwas mit Konzentration auf das wesentliche zu tun, und es gibt eben Lebewesen, die gesünder sind (heilig) und Lebewesen, die entarteter sind. Grundsätzlich sind die Lebewesen von ihrem Wert alle gleich, jedoch lässt sich nicht abstreiten, dass der Krankheitsgrad bedingter Seelen unterschiedlich ist, und es gibt auch mehr oder weniger gesunde Lebewesen. Das Ziel ist es schon, dass wir gesund werden möchten. Wir sollten nicht diejenigen kritisieren, die sich sehr intensiv um ihre Gesundung kümmern, denn jeder, der sich in den Gesundwerdungsprozess einklinkt, entfaltet eine Sogwirkung, die auch anderen hilft, wenn sie ebenfalls gesünder werden möchten (Resonanzprinzip). Es geht also nicht um Macht sondern um Gesundheit (Heil). Der Heilungsprozess geschieht stufenweise und diese Stufen werden von verschiedenen Bhakti-Traditionen dargelegt, um uns zu zeigen, wie wir voran kommen können. Es geht also nicht darum, dass wir uns künstlich mit einer Stufe identifizieren, sondern wir sind ganz natürlich auf einer bestimmten Stufe, ob wir dies möchten oder nicht. Einig sind wir uns darin, dass Shri Krishna zu jedem Lebewesen barmherzig ist und jedem Lebewesen das beste wünscht. Jedoch liegt es an uns, diese Barmherzigkeit anzunehmen oder abzublocken. Genau hier helfen uns die Bhakti-Yoga-Anleitungen; nämlich sie zeigen auf, wie wir uns der Gnade Gottes besser öffnen können. Grundsätzlich sind die Lehren der Bhakti-Pfade nicht widersprüchlich.

Weiter schreibst Du:

>Meine Beschäftigung mit dem Bhakti-Weg und mit dem Buddhismus hat mich vieles, was Jesus gesagt hat, besser verstehen lassen. Zum Beispiel, dass Eigenliebe und Nächstenliebe untrennbar miteinander verbunden sind. Wie sollte man seinen Nächsten lieben, wenn man sich selbst nicht leiden kann? - Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. - Dieser Satz ist eine der wichtigsten Offenbarungen. Und darin ist die Liebe zu Gott vollständig enthalten, denn Gott offenbart sich uns Menschen im Mitmenschen, Gott, oder Krishna, oder wie man auch immer den Ursprung aller Existenz nennen mag, ist doch als Überseele im Herzen eines Jeden anwesend, also ist Dienst am Nächsten immer auch Gottesdienst. Wer diesen Weg geht, braucht keine festes spirituelle Programm und keine bestimmte Anzahl Mantras zu singen. Ein Programm kann man ja auch befolgen, wenn es Freude bereitet und weiterhilft, das ist ein Weg von vielen. In der ISKCON wird ja auch viel von Liebe gesprochen. Immer wieder habe ich gehört und gelesen, dass wir Krishna lieben sollen. Aber es wird meines Erachtens oft übersehen, dass Liebe zu Krishna in erster Linie Liebe zum Nächsten, ja letztlich zu allen Lebewesen ist. Wer den Weg der Liebe geht, dem offenbart sich auch die Liebe Krishnas, meiner Erfahrung nach durch die Liebe anderer Menschen, tiefe Liebe, Freundschaft und Zuneigung, jenseits sexueller Anziehung. Dann spürt man plötzlich diese Extase, die Liebe Gottes, nach der viele suchen, ganz natürlich, im eigenen Herzen. Dieser Aspekt kommt mir bei der ISKCON zu kurz. Vieles scheint mir eher kontraproduktiv: das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, Schuldgefühle und damit schlimmstenfalls auch Selbsthass werden (ohne, dass dies beabsichtigt wäre) gefördert, wenn der "Idealzustand" so weit entfernt scheint. Und dann wird´s echt schwierig, die Liebe zum Nächsten zu spüren, wenn´s an Eigenliebe mangelt. Ich weiß, viele Devotees empfinden das nicht so und sind voller Liebe für alle Lebewesen, da möchte ich Dich mit einschließen, gerade, wenn man sieht, welche große Mühe Du Dir machst, hier geduldig auf alle Fragen einzugehen.<

Im großen und ganzen volle Zustimmung! Jeder kann auf seiner Stufe krishna-bewusst leben und sollte nicht ständig verwirrt sein, wegen denjenigen, die sich auf anderen Stufen befinden.

"Es ist weit besser, die eigenen vorgeschriebenen Pflichten zu erfüllen, selbst wenn dies fehlerhaft geschieht, als die Pflichten eines anderen vollkommen zu erfüllen. Es ist besser, bei der Erfüllung der eigenen Pflicht unterzugehen, als den Pflichten eines anderen nachzukommen, denn dem Pfad eines anderen zu folgen ist gefährlich." (Bhagavad-gita 3.35)

Man sollte seinen eigenen Maßstab nicht zum Maßstab für alle anderen machen. Es gibt Ordensmitglieder, die eine festgesetzte Disziplin ausführen. Das ist sehr gut, denn sie sind wie ein Rückrat für eine spirituelle Bewegung. Wenn es solche Menschen nicht gäbe, würde alles zerfallen. Wer hätte die Hare-Krishna-Bewegung auf der ganzen Welt in 12 Jahren verbreitet, wenn nicht Ordensleute, angeführt durch Shrila Prabhupada? Das bedeutet nicht, dass nicht auch weniger der Disziplin zugeneigte Menschen angenommen werden. Dennoch benötigen wir bei der Rettungsarbeit standhafte Kämpfer, die nicht bei jeder materiellen Verlockung straucheln. Das erfordert Training und Disziplin.

Was Nächstenliebe angeht, so kann es keinen größeren Dienst geben, als die Menschen dort anzunehmen, wo sie gerade sind. Aber Nächstenliebe ohne jede theologische Disziplin ist ein Vergnügen, das auf Treibsand gründet. Selbstversändlich gibt es Bhakti-Yogi-Anwärter, die aufgrund vieler Regeln die Übersicht verlieren und unausgewogen und zuweilen hartherzig werden. Auch das wird in den Schriften beschrieben. Auch sie sollten ermutigt werden fortzufahren. Man sollte ihnen mit Liebe begegnen und beten, dass sie weitere Fortschritte machen dürfen.

Zur Bhakti-Yoga-Disziplin gehört eben auch, dass man Freundlichkeit zu den Lebewesen zeigt:

"Wer nicht neidisch ist, sondern allen Lebewesen ein gütiger Freund ist, wer keinen Besitzanspruch erhebt und von falschem Ego frei ist, wer in Glück und Leid gleichmütig bleibt, wer duldsam, immer zufrieden und selbstbeherrscht ist und sich mit Entschlossenheit im hingebungsvollen Dienst beschäftigt, indem er Geist und Intelligenz auf Mich richtet - ein solcher Geweihter ist Mir sehr lieb." (Bhagavad-gita 12.13 bis 12.14)

Diese Worte Shri Krishnas sprechen für sich!

Dein Diener
Parivadi das


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