Sannyas?

Krishna-Bewusstsein

Geschrieben von Prema am 19. April 2006 08:43:

Sannyas?

Dandavats, Dieses Thema ist sehr kontrovers und hat in der jüngsten Vaisnava-Tradition einen starken Einfluss. Zunächst ist es erstmal wichtig, ein Verständnis zum Sannyas im Vaisnavatum zu erlangen.

Die heutige Form des Sannyas übernahm Srila Bhaktisidhanta Sarasvati Thakur von der Sri-Sampradaya und bedeutet tridandi sannyas. Er tat dies, damit die Gaudiaya Vaisnavas in der bestehenden hinduistischen Gesellschaft respektiert werden.

Tridandi bedeutet, die Bereitschaft sein zu Leben mit Körper, Geist und Seele ausschließlich in den Dienst zu Sri Guru und Gauranga zu stellen. Eine Altersbezogenheit wie im traditionellen Varnasrama-dharma-system (sannyas wird dort im Allgemeinen im Alter von 60/70 Jahren empfangen) spielt dabei keine Rolle. So sehen wir in der jüngeren Geschichte des Gaudiya-Vaisnavatums , dass viele Devotees bereits in sehr jungen Jahren sannyas akzeptierten. Sie waren bzw. sind dann hauptsächlich damit beschäftigt, Missionstätigkeiten ( Predigen, Tempel etablieren etc.) nachzugehen. Sie sollen dabei durch ihre Aufopferungsbereitschaft und Demut ein Beispiel für alle Devotees setzen. Viele von ihnen waren für einige Jahre brahmacharis gewesen und wollten voller Enthusiasmus den Rest ihres Lebens als sannyasis der Mission Sri Chaitanya Mahaprabhus weihen, oft ohne sich der völligen Tragweite solch eines Schrittes wirklich bewusst zu sein.

Ein zusätzlicher Grund für dieses Verhalten ist die vorherrschende Auffassung, dass man eigentlich nur als brahmachari oder sannyasi wirkliches spirituelles Leben führen kann, denn grhastha-Leben bedeute ein Zugeständnis für sinnliche Freuden (In dieser Hinsicht ist es interessant, dass es auch im Christentum im Mittelalter die Auffassung gab, dass eigentlich nur Mönche und Nonnen in den Himmel gelangen können.)

Aus dieser Haltung heraus betrachten sich heute noch viele ehemalige brahmacharis, die dann geheiratet haben, als unfähig und gefallen, da sie ihre Sinne nicht kontrollieren konnten. So entwickelt sich unter den brahmacharis häufig eine Art Wettkampf, "Wie lange schaffe ich es, als brahmachari durchzuhalten und der maya des weiblichen Geschlechts zu widerstehen." Natürlich schafft solch ein Bewusstsein ein großes Spannungsfeld zwischen den Geschlechtern, was dazu führte, dass die weiblichen Devotees oft an den Rand gedrängt wurden, da sie als potentielle, illusorische "Gefahr" betrachtet werden. (Man denke auch hierbei an die Parallelen zur Kirchengeschichte.....)

Mahaprabhus Aussage zu all den äußeren Umständen war:

naham vipro na ca nara-patir napi vaisyo na sudro
naham varni na ca grha-patir no vana-stho yatir va
kintu prodyan-nikhila-paramananda-purnamrtabdher
gopi-bharttuh pada-kamalayor dasa-dasanudasah

„Ich bin weder brahmana, ksatriya, vaisya, sudra (Priester, König, Händler, Arbeiter), noch bin ich Brahmachari, Grhastha, Vanaprasta oder Sannyasi (Student, Haushälter, aus dem Familienleben zurückgezogener Grhastha, Sannyas). Ich betrachte mich nur als ein Diener, des Dieners, des Dieners der Lotusfüße Sri Krsnas. Er ist der Herr der Gopis und die vollkommene Manifestation des überfließenden Nektarozeans der göttlichen Liebe und Ekstase.“ (Chaitanya-charitamrta, Madhya-lila, 13.80)

Eigentlich hat Mahaprabhu alles klar beschrieben, doch leider wird diese grundlegende Wahrheit häufig nicht beachtet.

Viele wissen, dass in den einzelnen Vaisnava-Gemeinschaften der sannyas-Position solch eine besondere Stellung eingeräumt wird, so dass diese wie ein Freifahrtsschein für die betreffende Person wird. Dabei wird der Form (Sannyas-Kleidung, danda) mehr Bedeutung beigemessen als der spirituellen Verwirklichung der Person selbst.

Sind wir schon wieder bei "Kleider machen Leute"?

Ein klares Anzeichen dafür ist, dass sobald jemand Sannyas bekommt, er sofort auch mit dem Titel "Seine Heiligkeit" bedacht wird. Voller Ehrfurcht verneigen sich nun die "einfachen" Devotees vor ihm. Bei Prasadam-Verteilung bekommt er es als erster gereicht, und dann zumeist in reichhaltigerer Form als die "einfachen" Devotees. Er erhält Diener ( die sich meisten freiwillig einstellen), ein Einzelzimmer, Computer, Freiflüge und manchmal sogar ein Privatwagen und ein eigenes Konto usw.. Dafür müssen sie aber bereit sein "Klassen" zu geben und andere zu unterweisen. Was für Feinfortschritt? Wenn man dies so erlebt, entsteht mit Sicherheit bei so manchem die Frage: "Was hat dies eigentlich alles noch mit "Entsagung - sannnyas" zu tun?" (Leider kann man auch hier Parallelen zur Kirchengeschichte finden: Kardinäle, Bischöfe, Päpste etc.)
Was für eine Verwandlung - ist man nun vom Diener zu König erhoben worden?

Hat man nun die entsagte Zeit als "einfacher" Devotee hinter sich gelassen? Alle die anderen treten einen nun auf Grund dieses Gewandes mit besonderer Ehrfurcht gegenüber. Das eigene Wort bekommt nun eine besondere Tragweite. Selbst wenn man andere zurechtweist wird man dafür nicht schlecht angesehen sondern dies gilt dann als besondere Gnade die man verteilt.

In diesem Zusammenhang gibt ein sehr schönes Gespräch zwischen Mahaprabhu, der ja in jungen Jahren Sannyas angenommen hatte, und Sarvabhauma, indem es um dieses Thema geht (aus dem Chaitanya Bhagavat, Antya-kantha, Kapitel 3):

Eines Tages saß der Herr mit Sarvabhauma an einem abgelegenen Ort. Mahaprabhu sagte: "Oh verehrenwerter Herr, Ich möchte dir Mein Herz offenbaren. Obwohl Ich nach Puri gekommen bin, um Sri Jagannath zu sehen, war doch Mein wirkliches Hauptanliegen, dich zu treffen. Sri Jagannath wird nicht mit Mir reden, doch du kannst die Stricke Meiner materiellen Anhaftungen durchtrennen. Sri Krsna hat dich ermächtigt, die Liebe zu Sri Hari zu verteilen. Wenn du es möchtest, kannst du auch Mir diese transzendentale Liebe geben. Deshalb suche Ich Zuflucht bei dir. Bitte handle mich so, wie es am besten ist. Welche Pflichten muss Ich ausführen und wie sollte Ich handeln, damit Ich es vermeide, in den tiefen, dunklen Brunnen des materiellen Existenz zu fallen? Bitte unterweise und führe Mich in jeglicher Hinsicht, denn Ich habe Mich dir völlig hingegeben." Auf diese Weise sprach der Herr zu Sarvabhauma und täuschte ihn damit über seine eigene Stellung.
Sarvabhauma konnte die Worte und Absichten des Herrn nicht erahnen. Er begann, dem Herrn die religiösen Pflichten des Menschen zu erklären: "Ich schätze alles, was Du gesagt hast. Gelinde gesagt, die erhabenen Höhen der hingebungsvollen Verwirklichung, die Du offenbart hast, sind wundervoll. Du hast fürwahr die Gnade Sri Krsnas empfangen. Da Du solch eine intelligente Persönlichkeit bist, frage ich mich, was Dich dazu veranlasst hat, sannyas zu akzeptieren. Bitte versuche zu verstehen und zu analysieren, was man eigentlich durch das Akzeptieren von sannyas erreicht. Das erste, was einer Person passiert, nachdem sie sannyas angenommen hat, ist, dass sie sofort vom Stolz angegriffen wird.
Indem man den sannyas-Stab hält, denkt man, man sei mit speziellem Wissen ermächtigt worden, und von da an brauchen sie nicht mehr ihre Hände zu falten oder ihr Haupt vor irgendjemandem zu verneigen. Wenn solch ein sannyasi eine große Seele trifft, die gemäß den Vedas verehrt werden sollte, indem man den Staub ihrer Lotosfüße auf sein Haupt nimmt, bringt er ihm nur einfach etwas Respekt entgegen aber fühlt keinerlei Grund, demütig und achtungsvoll zu sein. Diese Art von Arroganz ist ganz und gar nicht gesund. Versuche bitte dies anhand des folgenden Verses (Bhagavatam 11.29.16) zu verstehen:
"Indem man sich bewusst ist, dass der Höchste Herr mit der Seele in jedem Körper wohnt, sollte man jedem Lebewesen, selbst Hunden, Kühen, Mulis und Kastenlosen seine Ehrerbietung erweisen."
Das ist der richtige Standard für einen Vaisnava, und nur ein Pseudo-Vaisnava wird anders handeln. Das einzige, was man durch das Annehmen das sannyas erlangt ist, dass man sein sikha abrasiert und viel Respekt und Ehre von anderen empfängt. Das ist gewiss eine große Vergeudung und hinzu kommt noch ein anderes Desaster, dass er seinen Verstand und seine guten Eigenschaften verliert.
Das Lebewesen ist dafür bestimmt, den Höchsten Herrn zu verehren und Ihm zu dienen, doch stattdessen nennt sich der Sannyasi selbst Narayan. Wenn die menschliche Seele in der Form eines Fötus in der Gebärmutter zusammengekauert liegt, kommt der Höchste Herr zu seiner Rettung. Und durch die Gnade des Herrn erhält die eingeschlossene Seele richtiges Wissen und Intelligenz.
Siva, Brahma, Ananta Sesa und Laksmi Devi bemühen sich alle, jenem Höchsten Herrn zu dienen. Und selbst nachdem sie ihn Seinem Dienst beschäftigt waren, sehnen sie sich nach mehr. Der gesamte kosmische Vorgang der Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung wird von den Dienern jener Höchsten Person durchgeführt, aber der sannyasi kennt keine Scham und nennt sich selbst "Prabhu", Herr.
Höre, was der Höchste Herr, Sri Narayan Selbst, Arjuna über sannyas in der Bhagavad-Gita, 6.1., sagt: "Jemand, der an die Früchte seiner Arbeit unangehaftet ist und strikt entsprechend der Unterweisungen der Heiligen Schriften handelt, wird ein yogi oder sannyasi genannt, und nicht derjenige, der kein Opferfeuer oder keine andere Arbeit durchführt."

Natürlich bezieht sich der hier erwähnte sannyas auf karma-sannyas. Jedoch sind einige Parallelen zum heute praktizierte tridandi sannjas unverkennbar. Vielleicht ist es gut sich zu erinnern, dass der Verfasser der vedischen Schriften Vyasadev ein Haushälter war desgleichen Bhaktivinoda Thakur, Jayadev Gosvami, Advaita Acharya und viele andere.

Nun zu einem wichtigen Punkt. Nicht jeder der heutigen jungen sannyasis ist in seiner Bewusstsein so vervollkommnet dass er wirklich transzendental zu seinen Sinnen ist und sie in richtiger weise zu kontrollieren vermag. Da er nun jedoch bestimmten sinnlichen Bedürfnissen nicht mehr offiziell nachgeben darf (z.b Geschlechstrieb), geschieht dies dann im verborgenen oder es findet eine Verdrängung statt was natürlich auch seine speziellen Effekte hat.

Welche Auswirkungen dies Handeln hat und hatte (Missbrauch in allen Formen) ist vielen bekannt. ( auch hier sind die Parallelen vergleichbar zur Kirchengeschichte und Gegenwart). Es würde den Rahmen bei weiten sprengen hier auf Einzelheiten einzugehen aber all diese Geschehen ist mit sehr viel Leid, Entwürdigung und manchmal irreparablen Schäden für einen selbst und andere verbunden.

Wenn sie jedoch eingestehen, dass sie den Geschlechtstrieb ( man sollte dabei nie vergessen, das es meistens junge Männer sind) nicht kontrollieren können und somit "offiziell" sannyas aufgeben dann werden sie zu " Die Gefallenen". Nun ist ihr Leben und ihr Ansehen dahin und voller Schuldgefühle fristen sie dann ihr Dasein.

Aber leider gibt es viele" sannyasis" die die Show nach außen aufrechterhalten und ihre Anhänger täuschen (auch hier die Parallelen zur Kirchengeschichte) und sich so ein "angenehmes" Leben sichern.

Wir sollten nicht vergessen, dass äußerliche Verhaltensweisen ohne wirklichen inneren Gehalt, Formen von Sahajia sind uns somit in keiner Weise unser spirituelles Leben fördern, sondern es zerstören können.



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