Dreifaltigkeit

Thema 03/2004

Erfreulicherweise haben sich in den letzten Jahrzehnten die Aktivitäten im interreligiösen Dialog verstärkt. Die Religionen sind darum bemüht, Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede in friedfertiger Weise herauszuarbeiten. Immer wieder wird die christliche Dreifaltigkeit Gottes mit Aspekten des Hinduismus verglichen. Dabei werden oft voreilige Schlussfolgerungen gezogen, die je nach Lehrmeinung die Runde machen und meist zu mehr Verwirrung als zu Klarheit führen.

Folgende Trinitäten werden gerne miteinander verglichen:

Vater - Sohn - Heiliger Geist
Bhagavan (Höchste Person) - Paramatma (Überseele) - Brahman (alldurchdringende Ausstrahlung)
Shri Krishna - Shri Balarama - Shri Radha
Krishna - Rama - Hare (Hare-Krishna-Maha-Mantra)
Jagannath - Baladeva - Subhadra
Vishnu - Sesha - Laksmi
Person - Seele - Bewusstsein
Gegenwart - Vergangenheit - Zukunft
Sein - Schaffen - Erleben
Ich bin - Ich handle - Ich genieße
Sat (Ewigkeit) - Cit (Wissen) - Ananda (Freude)
Vishnu - Brahma - Shiva
Ego - Intelligenz - Geist

Unabhängig davon, wie diese Trinitäten zueinander in Beziehung stehen, sticht hevor, welche wichtigen Dimensionen sich dreidimensional darstellen lassen. Die Veden beschreiben den materiellen Kosmos jedenfalls als von drei Prinzipien gestaltet, nämlich sattva (Tugend), rajas (Leidenschaft) und tamas (Unwissenheit). Dies ist eine weitere Trinität, aus der die materielle Erfahrungstrinität hervorgeht, nämlich Vergänglichkeit (im Gegensatz zu Ewigkeit), Unwissenheit (im Gegensatz zu Wissen) und Leid (im Gegensatz zu Glück).

Den materiellen Erscheinungsweisen sattva, rajas und tamas werden drei Grundfarben zugeordnet, nämlich gelb, rot und blau. Interessanterweise werden beispielsweise auch farbige Fernsehbilder aus diesen drei Farben gebildet. Das kosmische Szenario lässt sich somit mit einem großen ausgeklügelten 3-D-Kino vergleichen. Wir, die Seelen, identifizieren uns mehr oder weniger mit den Präsentationen, obwohl die Seelensubstanz von den materiellen Bestandteilen des Simulators völlig verschieden ist. Auf Märkten findet man manchmal Zelte, in denen auf einer großen Leinwand Filme abgespielt werden. Die Zuschauer stehen vor der Leinwand und folgen beispielsweise einem Hubschrauberflug. Die Illusion ist so überwältigend, dass die Zuschauer hin- und herwogen, manchmal fast umfallen (haben wir selbst erlebt). In ähnlicher Weise ist die kosmische Illusion so perfekt inszeniert, dass uns diese Schattenwelt echt vorkommt. Vielleicht kennt auch jemand das Höhlengleichnis von Pythagoras, wo Gefangene in einer Höhle Schatten an einer Wand wahrnehmen und diese als die ganze Realität betrachten, obwohl die eigentlichen Handlungen draußen stattfinden. Sie wären überwältigt, sobald sie ans Tageslicht gebracht würden.

Die Trinität ist aber nicht das alleinseeligmachende Dogma, als die sie oft präsentiert wird. Auch mit anderen Zahlen lässt sich vieles in sinnvoller Weise ordnen. Beispielsweise wird im vorherrschenden Zeitalter die Verehrung der fünffachen Wahrheit (pancha-tattva) empfohlen:

(1) Shri Krishna Chaitanya (Höchster Herr und Ursprung, Shri Krishna), (2) Shri Nityananda (Höchste Dienererweiterung des Höchsten Herrn, Shri Balarama), (3) Shri Advaita (Höchster Avatara des Höchsten Herrn), (4) Shri Gadadhara (Höchste Energie des Höchsten Herrn, Shri Radha) und (5) Shrivas Thakur (Reine Geweihte des Höchsten Herrn)

Das Mantra, welches Geweihte der Hare-Krishna-Bewegung vor der Rezitation des Hare-Krishna-Mantra chanten, lautet dementsprechend:

Jaya Shri Krishna Chaitanya Prabhu Nityananda Shri Advaita Gadadhara Shrivasadi-gaura-bhakta-vrinda

Ich erweise meine achtungsvollen Ehrerbietungen dem Pancha-tattva,
nämlich Shri Krishna Chaitanya, Shri Nityananda, Shri Advaita, Shri Gadadhara und Shrivasa Thakur
sowie den unzähligen reinen Geweihten des Herrn.


Mehr zur fünffachen Wahrheit im nächsten Thema der Woche!

Ihr Diener

Parivadi dasa