Begegnungen mit Gott
Thema 07/2004
Neulich wurden die Fernsehteilnehmer in der ARD beim Wort zum Sonntag darüber aufgeklärt , dass die Erfahrung von Sexualität eine wichtige Gotteserfahrung sei. Die allgegenwärtige Sex-Propaganda sei kontraproduktiv, da dadurch die Lust am Geschlechtsakt durch Übersättigung vermindert werde.
Aus vedischer Perspektive kann man diesem Wort zum Sonntag bedingt zustimmen. Was hier fehlte, ist die transzendentale Perspektive.
Shri Krishna bestätigt in der Bhagavad-gita (7.11), dass Er Selbst die Sexualität ist, die nicht im Widerspruch zu den religiösen Prinzipien steht. Sexualität zur Zeugung gottesbewusster Kinder ist damit dem hingebungsvollen Dienst zuzuordnen und begrüßenswert.
Um philosophischen Einwänden zuvorzukommen, erklärt Shri Krishna im nachfolgenden Vers:
"Wisse, dass alle Daseinsstufen - seien sie in
Tugend, Leidenschaft oder Unwissenheit -
eine Manifestation Meiner Energie sind. In
gewissem Maße bin Ich alles - doch Ich bin
unabhängig; Ich stehe nicht unter dem Einfluss
der Erscheinungsweisen der materiellen Natur -
im Gegenteil, sie sind in Mir." (BG 7.12)
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In gewissem Sinne sind daher alle Erfahrungen, die wir machen, göttlicher Natur. Was viele dabei jedoch übersehen ist, dass diese Erfahrungen ganz verschiedene Wirkungen auf die Lebewesen entfalten. Daher ist es wichtig, eben schon zu unterscheiden, was gut bzw. was schlecht für uns und die anderen ist. Es ist nicht alles eins oder gleich.
Shrila Prabhupada erklärt zu diesem Thema:
"Viele Schurken sagen, alle Wege führten letztendlich
zum Brahman, doch können wir ... sehen, wie solche
Menschen das Brahman erreichen. Das Brahman ist
überall verbreitet, doch die Würdigung des Brahman in verschiedenen Dingen führt zu verschiedenen Ergeb-
nissen. In der Bhagavad-gita (4.11) sagt der Herr:
'ye yatha mam prapadyante tams tathaiva bhajamy aham'
'Ich belohne jeden in dem Maße, wie er sich Mir ergibt.'
Die Mayavadis erkennen das Brahman ohne Zweifel in be-
stimmten Aspekten, doch die Erkenntnis des Brahman
in den Aspekten von Wein, Frauen und Fleisch ist nicht die
gleiche Erkenntnis des Brahman, die Gottgeweihte durch
das Chanten, Tanzen und Essen von prasadam erreichen ..."
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Symptomatisch für die moderne westliche Zivilisation ist es, den Menschen vorzugaukeln, alles sei relativ. Dies ist jedoch eine Irreführung, die uns von wahren Glücksperspektiven fernhält. Daher erlaubt sich die Hare-Krishna-Bewegung darauf hinzuweisen, dass es einen absoluten Weg zur Erlangung von Glück gibt. Und dieser Weg, der einer Stufenleiter gleicht, endet nicht bei der Erfahrung von Sexualität. Sexuelle Freude gilt zwar als höchster materieller Genuss, ist aber aus der Sicht eines fortgeschrittenen Spiritualisten eher unbedeutend, ja oft sogar ein Hindernis auf dem Weg zurück zu Gott. Dies wurde beim oben angeführten Wort zum Sonntag leider nicht erwähnt. Wir wissen zwar nicht warum, müssen aber feststellen, dass die Kirchen oft nicht mehr die höheren spirituellen Inhalte vermitteln. Dies wäre jedoch ihr wichtigster Auftrag.
Ihr Diener
Parivadi dasa |