GOTT

Thema 10/2022

mattah parataram nanyat
kinchid asti dhanan-jaya
mayi sarvam idam protam
sutre mani-gana iva

"O Eroberer von Reichtum, es gibt keine Wahrheit über Mir. Alles ruht auf Mir wie Perlen auf einer Schnur." (Bhagavad-gita 7.7)

Hier offenbart Sich Shri Krishna als die Höchste Quelle allen Seins. Landläufig sagen die Menschen einfach nur Gott. Der Begriff Gott jedoch führt leider zu unnötigen Mißverständnissen der folgenden Art:

- "Mein Gott ist größer als Dein Gott!"

- "Welchen Gott meinst Du?"

Die vedische Offenbarung gibt uns den Vorteil, dass die wichtigen Phänomene klar definiert werden. Zu allererst wollen wir doch wissen, wer der Höchste Herr ist? Der große Weise Parashara Muni gibt uns folgende allgemein anerkannte Definition der Höchsten Person:

"Jemand, der sechs Füllen in Vollkommenheit besitzt, nämlich allumfassende Macht, vollkommenen Reichtum, vollkommene Schönheit, vollkommenes Wissen, vollkommene Entsagung und höchsten Ruhm, ist die Höchste Persönlichkeit Gottes."

Man (Sie) kann darüber diskutieren, ob die These des Parashara Muni noch besser ausformuliert werden könnte (in den jeweiligen Sprachen dieser Welt). Sicher gibt es bessere Übersetzungen, jedoch ist der Aussagegehalt klar:

In unseren Zivilisationen gilt jemand als gläubig, wenn er an den höchsten Herrn bzw. den höchsten Weltenlenker oder den höchsten Gott glaubt. Denn der Begriff Gott ist - wie bereits oben gesagt - missverständlich. Schließlich glauben die Anhänger von Naturreligionen an viele verschiedene Götter. Ein solcher Gott ist jemand, der sehr mächtig - jedoch eben nicht allmächtig - ist. In diesem Sinn gehört auch ein charismatischer Landesfürst zu den Göttern, denn er ist immerhin der Herr eines Teiles der Welt, die ihm vom Höchsten Herrn anvertraut worden ist. Götter wie Cäsar oder Alexander der Große sind also dem Höchsten Herrn untergeordnet. Andere Götter sind beispielsweise Lord Brahma, der Schöper-Gott, Lord Shiva, der Herr der Dunkelheit, Lord Indra (= Donar in der germanischen Tradition), der Himmelskönig.

Schlussfolgernd sehen wir also, dass es unzählige mächtige Personen, jedoch nur Einen Höchsten Herrn, gibt.

Um das Ganze noch zu vervollständigen möchten wir den Lesern noch erklären, warum wir den Höchsten Herrn als Shri Krishna bezeichnen. Krishna bedeutet Der Allanziehende, also derjenige, der auf alle anderen anziehend wirkt, mit anderen Worten ist Shri Krishna die attraktivste Person. Die Attraktivität Shri Krishnas wird von den Gaudiya-Vaishnavas in 64 Kategorien unterteilt, obwohl Shri Krishna unzählige wunderbare Eigenschaften besitzt, darunter natürlich die sechs fundamentalen Größen, nämlich Allmacht, Allwissenheit, unendlicher Reichtum, unendlicher Ruhm, vollkommene Entsagtheit und Schönheit (s. oben die Definition von Parashara Muni). Sie sehen also, dass wir nicht herumeiern und einfach mal so einen falschen Gott präsentieren! Nein, auch wir von der Hare-Krishna-Bewegung folgen der allgemein anerkannten Definition des Parashara Muni. Dabei trägt der Höchste Herr natürlich unzählige Namen, und auch der sog. christliche, jüdische oder muslimische Höchste Herr ist derselbe, so dass es eigentlich keinen Grund zum Streiten geben sollte:

Die Sonne gehört ja auch nicht nur den Katholiken. Sie ist auf der ganzen Welt dieselbe leuchtende Größe, wie auch der Mond unumstriiten das Objekt ist, welches die Menschen tagtäglich beobachten können. Genauso kann jeder Mensch mit etwas religiöser Übung den Höchsten Lenker unserer Geschicke wahrnehmen.

Abschließend möchten wir unbedingt noch erwähnen, dass die Höchste Persönlichkeit Gottes Sich an verschiedensten Orten gleichzeitig manifestieren kann, oft in unterschiedlichsten Formen, um Sich den verschiedenen Lebewesen entsprechend zu offenbaren. Dann gibt es noch die unzähligen Söhne und Töchter Gottes, nämlich uns alle. Wir sind ebenfalls Emanationen der Höchsten Quelle, jedoch fehlt uns die Eigenschaft der Allmacht; Wir könnten damit sicher nichts anfangen; Es wäre katastrophal, wenn wir allmächtig wären. Dann seien noch die besonders begnadeten Avatare der Höchsten Person erwähnt, die besondere Missionen im Dienst für ihren Herrn verfolgen, z. B. gehören hierzu Lord Jesus Christ, der Prophet Mohammed, Lord Buddha und viele andere. In letzterem Zusammenhang stört es wenig, wenn es zu Meinungsverschiedenheiten darüber kommt, wer nun wirklich ein begnadeter Avatara ist. Die Menschen schließen sich entsprechend ihrer persönlichen Vorlieben einer bestimmten Glaubensgemeinschaft an. Das ist gottgewollt, denn der Mensch kann besonders in der heutigen Zeit sich besser entfalten, wenn er ein dienender Angehöriger einer göttlich inspirierten Gemeinschaft wird. Wenn wir alleine auf uns gestellt leben, sind wir leichte Beute für die illusionierende Energie maya, die jeden verführt, der nicht stark im Krishna-Bewusstsein verwurzelt ist. Dies gilt gleichermaßen für Christen, Muslime, Juden usw.

Fazit: Der Begriff Gott ist relativ nichtssagend und nicht dafür geeignet, eine präzise Glaubensangabe zu machen! Beispielsweise verehren die Gaudiya-Vaishnavas, also auch die Angehörigen der Hare-Krishna-Bewegung, Shri Krishna, die höchste und allanziehende Quelle alles Existierenden, also eben nicht irgendeinen Gott wie Donar oder Wotan etc. Wir verurteilen die Verehrung der Götter nicht, jedoch unterscheiden wir die Götter entsprechend deren Wirkmacht und Aufgabe. Hierzu empfehlen wir besonders das bekannte Buch Gott und die Götter von Armin Risi.

Ihr Diener

Parivadi dasa