Wahre Relativität

Thema 17/2019

In Beitrag 05/2018 haben wir bereits angesprochen, dass Albert Einsteins Gedankenexperimente durchaus ihre Berechtigung haben, z. B. dass fünf Minuten beim Zahnarzt viel viel länger zu dauern scheinen als eine Woche Liebesleben.

Nun aber wagen wir einen Blick ins All, wo die Zeit tatsächlich unterschiedlich wahrgenommen wird, je nachdem, in welcher Sphäre man (sie) sich aufhält:

Armin Risi hat in seinem berühmten Buch Gott und die Götter dieses Phänomen sehr detailliert und nachvollziehbar beschrieben und zwar in Kapitel 4 mit dem Titel "Multidimensionale Zeit und Ewigkeit".

Hier einfach mal ein paar extreme Beispiele:

So werden 30 irdische Jahre im Bereich der Devas als nur ein Monat wahrgenommen. Wenn in der obersten Ebene des Universums, satya-loka, ein Tag vergeht, sind im irdischen Bereich sage und schreibe 4.320.000.000 Jahre vergangen.

Daraus folgt, dass die Zeit je nach Sphäre langsamer bzw. schneller vergeht:

Wenn der primäre Schöpfer Maha-Vishnu einmal ein-und ausatmet, so sind das nach unserer Zeitrechnung 311 Billionen und 40 Milliarden Jahre. Das ist die Zeitspanne zwischen der Manifestation und Auflösung des Kosmos. Für Maha-Vishnu dauert die materielle Manifestation also lediglich einen Atemzug an.

Nun haben wir ja im letzten Beitrag beschrieben, wie wir in die Matrix der materiellen Welt hinein geraten sind. Logischerweise dauert unser Aufenthalt in unserer misslichen Situation aus der Sicht der spirituellen Welt lediglich einen Augenblick. Tja uns kommt das unendlich lange vor.

Shrila Prabhupada erklärte, dass wir in Wirklichkeit die spirituelle Sphäre niemals verlassen sondern nur unser Bewusstsein zuweilen für einen Moment abschweift. Dieses Abschweifen kommt uns unendlich leidvoll vor, eben wie beim Zahnarzt. Die spirituelle Welt ist unwandelbar. Dort fehlt niemand jemals. Die Lebewesen haben lediglich die Neigung, ihre Freiheit dahingehend unvorteilhaft zu gebrauchen, dass sie vom Kirishna-Bewusstsein abschweifen und damit kurz in die Matrix abtauchen, um nach der Erweckung sofort wieder da zu sein. Zum Beispiel sieht man im Kino manchmal Kinobesucher, die sich mit dem Filmgeschehen so stark identifizieren, dass sie völlig in der Vorführung *** aufgehen und vergessen, dass sie in einem Kinostuhl sitzen. Genau so ist unsere bedingte Situation. Wir sind gleichzeitig für immer und ewig in der ursprünglichen Welt verankert, tauchen jedoch manchmal bewusstseinsmäßig ab. Darum ruft uns Shri Krishna Chaitanya zu:

jiv jago jiv jago, gaurachandra bole
kota nidra yao maya-pisachira kole


"Shri Gauranga ruft: 'Wacht auf,schlafende Seelen, wacht auf! Wie lange wollt ihr noch im Schoße der Hexe Maya weiter schlafen?'"

(Zitiert aus dem Lied Arunodaya-kirtana von Shrila Bhaktivinoda Thakur, 1838 - 1914 AD).

In diesem Sinne schließen wir in der Hoffnung, dass wir bald aufwachen, um wieder am zeitlosen allglückseligen Spiel in unserer Heimat teilnehmen zu können!

Ihr Diener

Parivadi dasa

*** Manche Esoteriker schließen aus der Matrix-Situation, die Vorführung sei nur eine Illusion und damit unwirklich. Das ist jedoch unwahr, denn:

Obwohl die Kinobesucher sich mit der Vorführung identifizieren gibt es sowohl den Kinobesucher, das Kino und auch die Vorführung. Das sind harte Fakten, wie wir jeden Tag in unserem Leben sehen können, zum Beispiel bei einem Frontal-Zusammenstoß mit anderen Verkehrsteilnehmern. Shri Krishna bestätigt eindeutig und zweifellos, dass es die kosmische Manifestation (also das Kino) gibt:

"Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, Geist, Intelligenz und falsches Ego - all diese acht Elemente bilden zusammen Meine abgesonderten, materiellen Energien."

(Bhagavad-gita 7.4)

Gott erhält also sowohl die zeitweilige Matrix (das gigantische kosmische Kino) als auch die ewige spirituelle Realität!!! Wir als winzige Teilnehmer könnten das niemals tun. Ohne den allmächtigen Gott würde sofort alles chaotisch in sich zusammen stürzen.