Wer ist unser Feind?

Thema 18/2007

Immer mehr wird auch in der Öffentlichkeit darüber diskutiert, wieviel wir als Bürger wirklich an den wichtigen Entscheidungen im Staat, in Europa oder in der Welt beteiligt sind. Selbst gestandene Rechtswissenschaftler zweifeln daran, dass die modernen westlichen Systeme wirklich den Volkswillen repräsentieren. Bei der Wahl setzen wir unser Vertrauen in bestimmte Personen, meist sogar Listen von Personen. Was diese dann nach der Wahl tuen, ist durch die Wähler kaum kontrollierbar. Es ist ja auch kaum möglich herauszufinden, welche Ziele die Politiker wirklich verfolgen, denn wir können nicht in sie hinein sehen. Viele reden dann von Geheimbünden wichtiger einflussreicher Personen oder gar Verschwörungen und schreiben dicke Bücher und Abhandlungen darüber. Dazu möchte ich anmerken, dass Absprachen zwischen Menschen zur Verfolgung gemeinsamer Interessen so natürlich sind wie das Leben selbst. Es wäre weltfremd, es auszuschließen, dass sich mächtige Menschen absprechen, um noch mächtiger zu werden. Das Lustprinzip ist das vorherrschende Konzept der materiellen Welt. In der Bhagavad-gita findet man dazu folgende klare Aussage Shri Krishnas:

"Der dämonische Mensch denkt: "So viel Reichtum besitze ich heute, und nach meinen Plänen werde ich noch mehr erlangen. So viel gehört mir jetzt, und es wird in der Zukunft mehr und mehr werden. Dies ist mein Feind, und ich habe ihn umgebracht, und meine anderen Feinde werden ebenfalls getötet werden. Ich bin der Herr über alles. Ich bin der Genießer. Ich bin vollkommen, mächtig und glücklich. Ich bin der reichste Mann, umgeben von adeligen Verwandten. Es gibt niemanden, der so mächtig und glücklich ist wie ich. Ich werde Opfer darbringen, ich werde einige Spenden geben, und so werde ich genießen." ... (Bhagavad-gita 16.15)

Diese Tendenz ist in materialistischen Menschen mehr oder weniger vorhanden, das heißt die meisten sind nicht reinrassige Dämonen, jedoch kann man die dämonischen Neigungen allgemein mehr oder weniger beobachten. Man spekuliert mit Börsenpapieren, um mehr zu bekommen, ohne einer praktischen Arbeit nachzugehen, oder man ist in Waffengeschäfte verwickelt, weil man Zinsen erntet, die eben auf diese Weise erwirtschaftet werden. All diese Mechanismen funktionieren nur, weil sich Menschen öffentlich oder im verborgenen absprechen, wie sie bestimmte materielle Vorteile gewinnen können. Andere, die nicht diese guten Beziehungen haben, leiden natürlich darunter. Wenn jemand Zinsen kassiert, muss ein anderer diese zahlen. Da geht kein Weg dran vorbei, denn die Kaufkraft des einen ist die Leistung des anderen. Der Kuchen kann nur einmal gegessen werden. Es werden aufgrund des Lustprinzips große Anstrengungen unternommen, mehr vom Kuchen zu bekommen als andere.

In der Shri Isopanishad heißt es:

"Der Herr besitzt alles Belebte und Unbelebte im Universum. Der Mensch sollte sich daher mit dem begnügen, was er wirklich braucht und was ihm als sein Anteil vorgesehen ist. Nach anderen Dingen sollte er nicht trachten, weiß er doch, wem sie gehören!"

Diese vedische Regel soll uns zurück führen zu unserer natürlichen Position als Diener Gottes. Wenn wir diesen Kurs nicht ansteuern, werden wir unweigerlich in die Folgen unserer unzulässigen Bereicherungsbestrebungen verstrickt. Wir müssen mit Reaktionen aller Art rechnen, obwohl unsere Manipulationsversuche einige Erfolge zeitigen mögen. Wir mögen sogar Spenden geben, um damit unsere guten Neigungen zur Schau zu stellen. Solange wir uns nicht direkt als Diener der absoluten Realität zur Verfügung stellen, leben wir auf eigene Faust und damit auf eigenes Risiko.

Auch die selbstherrlichsten Machtinhaber oder Gruppen sind im Lauf der Zeit immer in die Bedeutungslosigkeit versunken, nachdem sie sich für eine Weile halten konnten. Gleichzeitig zeugt es von einem dürftigen Verständnis vom Kosmos, wenn man denkt, man könne solch extrem lustvollen Bestrebungen gänzlich ausschließen, z. B. durch ein ausgeklügeltes politisches System. Die materielle Welt wurde ja gerade dazu geschaffen, den Lebewesen Raum für ihre pervertierten Pläne zu geben. Man kann den Kosmos mit einer psychiatrischen Anstalt vergleichen. Wer wirklich glücklich sein möchte, muss sich um Entlassung bemühen!


Lord Nrisimhadeva tötet den Dämonen Hiranyakasipu.

Am ersten Mai feiern wir das Erscheinen von Lord Nrisimhadeva, der Gestalt Shri Krishnas als halber Mensch und halber Löwe. Er beendete die bisher größte Karriere eines egozentrischen Herrschers namens Hiranyakashipu, der das ganze Universum tyrannisierte. Shri Nrisimhadeva nahm den Dämonen auf seinen Schoß und zerriss ihn eigenhändig mit den Spitzen Fingernägeln. Die Beobachter des Szene erschraken alle sehr, denn sie waren meist selbst auch nicht alle so rein im Herzen. Sie fürchteten sich vor dieser göttlichen Erscheinung. Nur der reine Geweihte Krishnas, Shri Prahlada, war seelenruhig und hatte keine Angst, denn er war völlig frei von Lust, Zorn und Gier und ins Krishna-Bewusstsein vertieft. Er war sich des Schutzes Gottes immer völlig bewusst, obwohl er ausgerechnet der Sohn des großen Dämonen war. Er empfand auch nicht einmal Abneigung gegen seinen bösen Vater, denn er wusste, dass auch der Vater ursprünglich ein Diener Gottes ist, wenn auch in einem psychopathischen Zustand. Daher bat Prahalad Lord Nrisimhadava, den Vater zu retten, nicht natürlich dessen äußere Verkörperung als Dämon sondern ihn selbst, die Seele.

Wir sollten uns ein Beispiel an Shri Prahlada nehmen, der eben nicht zornig auf seine Feinde war, sondern sich für ihre Erlösung einsetzte.

Er sprach wunderbare Gebete, die man im siebten Canto des Shrimad Bhagavatam nachlesen kann. Hier ein Beispiel:

"O mein Herr, weil wir schon von Geburt an lüsterne Wünsche haben, werden die Funktionen der Sinne, des Geistes, der Lebenskraft, des Körpers, der Religion, Geduld, Intelligenz, Zurückhaltung, des Reichtums, der Stärke, des Erinnerungsvermögens und der Wahrhaftigkeit zerstört. O mein Herr, wenn ein Mensch alle materiellen Wünsche seines Geistes aufzugeben vermag, erwirbt er die Eignung, denselben Reichtum und dieselben Füllen wie Du zu besitzen." (Shrimad Bhagavatam 7.10.8 und 7.10.9)

Shrila Prabhupada kommentiert u. a. dazu:

"Atheistische Menschen kritisieren manchmal einen Gottgeweihten, indem sie sagen: 'Wenn du Dir vom Herrn keine Segnung geben lassen willst und er Diener des Herrn im selben Überfluss wie der Herr Selbst lebt, warum bittest du dann um die Segnung, als Diener des Herrn tätig zu sein?' Shridhara Swami kommentiert dies: ... so zu werden wie Gott bedeutet nicht, dass man mit Ihm eins wird oder wie Er wird, obwohl in der spirituellen Welt der Diener im gleichen Überfluss lebt wie der Meister. Man kann dem Herrn auf verschiedene Arten dienen, als Diener, Freund, Vater, Mutter oder als Geliebte, und jeder dieser Diener lebt im selben Überfluss wie der Herr. Das ist acintya-bhedabheda-tattva. Meister und Diener stehen auf einer unterschiedlichen Stufe, sind jedoch in ihrem Reichtum gleichgestellt. Das ist gemeint, wenn man sagt, das Lebewesen sei gleichzeitig eins mit dem Höchsten Herrn und verschieden von Ihm."

Als Bewohner des materiellen Kosmos sind wir also immer aufgrund eigener psychopathischer Neigungen durch andere große oder kleinere Psychopathen angreifbar. Man spricht heute vom Resonanzprinzip. Je mehr wir unser Herz reinigen, desto weniger werden wir von psychopathischen Manipulationen agitiert oder verwirrt. Ja wir entwickeln Mitleid und handeln als Diener Gottes im allgemeinen Interesse aller Lebewesen. Wir geben das Freund-Feind-Konzept auf und beten für das Wohl aller Lebewesen wie die Bewohner von Jambudvipa:

"Ich erweise Shri Nrismimhadeva, der Quelle aller Macht, meine achtungsvollen Ehrerbietungen. O mein Herr, der Du Nägel und Zähne besitzt, die wie Blitze sind, bitte beseitige unsere dämonischen Wünsche nach fruchtbringendem Handeln in der materiellen Welt. Bitte erscheine in unserem Herzen und vertreibe unsere Unwissenheit, damit wir durch Deine Gnade im Kampf ums Dasein in der materiellen Welt furchtlos werden können. Möge das ganze Universum vom Glück gesegnet sein, und mögen alle neidischen Personen friedlich werden! Mögen alle Lebewesen durch das Praktizieren von Bhakti-Yoga ihre innere Ruhe finden, denn wenn sie hingebungsvollen Dienst praktizieren, werden sie an das Wohlergehen ihres Nächsten denken. Lasst uns deshalb alle der höchsten Transzendenz, Shri Krishna, dienen, und immer in Gedanken an Ihn versunken sein." (Shrimad Bhagavatam 5.18.8 und 5.18.9).

Wir können also zu Lord Nrisimhadeva beten, der unser Herz reinigen möge!

Lord Nrisimhadva nahm den furchtlosen Prahalad auf Seinen Schoß, nachdem er den Dämonen getötet hatte und durch die Gebete des furchtlosen Shri Prahladas besänftigt war. Diese Bildgestalt wird im ISKCON-Zentrum in Jandelsbrunn bei Passau verehrt; der einzige Nrisimha-Tempel in ganz Europa!!!

Ihr Diener

Parivadi dasa