Illusionen erkennen und transzendieren
Thema 18/2018
In Beitrag 17 haben wir erfahren, dass unsere archetypischen Urerinnerungen als Indizien unserer ewigen Existenz tatsächlich herangezogen werden können Nun aber müssen wir der Vollständigkeit halber auf die verwirrenden Luftschlösser hinweisen, die die meisten Lebewesen zu falschem Streben verleiten. Es ist nämlich leider so, dass unsere Wahrnehmung von individuell verschiedenen Bedeckungen getrübt ist. Obwohl unsere Sehnsüchte zwar tatsächlich in unserer wahren Spiritualität verankert sind, verleitet uns die materielle Illusion zu falschen Schlüssen. Einige prägnante Beispiele seien als Brainstorm hier angeführt:
1. Obwohl das Lebewesen in jeder Sekunde vom Walten Gottes abhängig ist, redet man uns ein, wir könnten selbst der Herr unseres Schicksals werden; mit anderen Worten: Wir möchten selbst Gott spielen und nicht der Diener sein. Das ist übrigens die maßgebliche Ursache für unser materiell bedingtes Dasein!
2. Mittels "gewöhnlicher Propaganda" wird uns eingetrichtert, wir könnten in der Materie ein gutes Leben führen, obwohl dies nicht möglich ist. Nur wer sich als spirituelles Lebewesen erkennt, kann überhaupt eine wesentliche Erleichterung von der materiellen Knechtschaft erfahren.
3. Pausenlos wird uns erklärt, wie wir die Welt verbessern sollen, obwohl wir hier gar nicht zuhause sind.
4. Wir neigen dazu, uns mit unserem Körper zu identifizieren, besonders dann, wenn wir der Sexualität frönen. Lüstlinge, früher auch Wüstlinge genannt, geraten immer mehr in die Klauen der Wohllust und sind nur noch hinter den Objekten für Sinnenbefriedigung her:
Gleitgel, Dildos, Sexpuppen-Roboter, Pornografie etc. sind immer mehr der Renner: "Sex sells". Dass dadurch jedwede höherwertige Kultur vor die Hunde geht, sollte jedem klar sein.
Ähnlich schlimm sind Drogensucht und auch extreme Formen sog. Kunst:
So macht zum Beispiel auch Rockmusik extrem abhängig und schwächt unsere Entschlossenheit, der Hölle zu entgehen!
Kurzum: "Sex, Drugs & Rock´n Roll" bzw. "Wein, Weib und Gesang" sind die Hauptmottos degradierter Gesellschaften.
5. Diejenigen, die verwirklicht haben, dass die groben Erzeugnisse der Materie nicht glücklich machen, neigen dazu, sich mit schöngeistigen Phantasien zu identifizieren. „Ich denke, also bin ich“ ist ihr Mantra. Sie bauen sich Luftschlösser, um darin den Genießer zu spielen. Obwohl die Schöngeister nicht solch großen Leiden ausgesetzt sind wie sie die groben Materialisten zu ertragen haben, verlieren sich auch die Luftschlösser im Laufe der Zeit wie Nebelschwaden im Wind.
6. Diejenigen, die imstande sind, die unter Nr. 5 beschriebene Mentalebene zu überwinden, haben die Neigung, sich mit ihrem falschen Ego zu identifizieren. Ihr Mantra lautet: „Ich bin der ich bin.“ Leider aber ist dies ein Trugschluss. Nur der höchste Herr kennt uns wirklich und kann unsere ewig glückselige Natur entfalten.
Zusammenfassend möchten wir die vorher ungeordnet angesprochenen Wahrnehmungstrübungen als folgende grundlegende Filter aufzählen, sozusagen als Gradmesser unserer jeweiligen materiellen Verstrickung:
1. Frönfilter; "Ich fröne der Materie": Die Hardcore-Materialisten suchen ihr Glück in der Anhäufung von materiellen Gütern und im Ausleben der Sinnesfunktionen, insbesondere des Sexualtriebes.
2. Gestaltungsfilter; "Ich bin nützlich": Die Macher suchen nach Freude im aktiven Gestalten der Welt, sind also entweder Weltverbesserer oder in böser Absicht Satanisten.
3. Denkfilter; "Ich denke also bin ich": Das sind die Schöngeister, die sich ihr Glück zu erträumen versuchen. Man spricht von Träumern.
4. Intelligenzfilter; "Ich blicke durch": Die Durchblicker suchen ihr Glück in der Anhäufung von materialistischem Wissen.
5. Egofilter; "Ich bin also bin ich": Wer sich als unabhängige Entität missversteht, steckt in einer gefährlichen Falle. Jedes Individuum existiert nur aufgrund der Allgegenwart Gottes, die jeden von uns am Leben erhält und unser Glück bedingt. Vergleichbar ist die wahre Situation mit einem Kronleuchter. Jede einzelne Glasperle ist vom Licht der zentralen Glühbirne abhängig. Wenn die Glühbirne ausgeschaltet wird, hören alle Glasperlen ebenfalls auf zu leuchten. Wer also egozentrisch es versäumt, seine (ihre) Beziehung zu Gott aktiv zu pflegen, erlischt im Laufe der Zeit und wirkt fade, frustriert und nicht erfüllt wie ein mit Staub bedeckter Spiegel. Nur aufgrund der unendlichen Barmherzigkeit Gottes dürfen wir uns immer wieder an Ihn wenden, um neu aufblühen zu dürfen. Wir existieren ewig und sind niemals für immer verloren. Wenden wir uns darum gerade heute wieder an Shri Krishna und bitten Ihn, uns in Seinem Dienst zu beschäftigen. Sobald wir diese Haltung einnehmen, beginnt unser Glück zu wachsen, garantiert und unabhängig davon, wie tief wir im Sumpf der groben und feinen Materie stecken. Natürlich dauert es eine Weile bis man Land gewinnt und die Wahrnehmung für uns erkennbar klarer wird; also bitte nicht die Flinte voreilig ins Korn werfen!
Die von C.G. Jung erforschten Archetypen treten somit bei allen Lebewesen immer verschieden verzerrt in Erscheinung, eben aufgrund der oben beschriebenen Filter! Wir proklamieren hier zwar, dass unsere Sehnsüchte einen wahren Ausgangspunkt haben, gleichzeitig jedoch irre geführt werden. Ein entschlossener Spiritualist ist ständig darum bemüht, den Irrtum zu erkennen, um weiter fortschreiten zu können.
Die beste Abkürzung nimmt der- bzw. diejenige, der (die) sich einem befreiten reinen Wesen ergibt und sich diesem anschließt. Dieser Einweihungsakt ist bereits der Anfang des Heilsweges. Wer dann entschlossen dem Meister bzw. der Meisterin weiter folgt, gelangt mit absoluter Sicherheit bald ans Ziel ewiger spiritueller Freude! Der Novize mag dann noch viel materielles Chaos erleben, kommt jedoch schnell raus, so ähnlich wie ein von Feuer bedrohter Mensch, der sich einem Feuerwehrmann anschließt und sich durch das brennende Objekt hinaus führen (oder sogar tragen, schleppen oder ziehen) lässt. Plötzlich ist man dann doch in Sicherheit, obwohl man bei diesem Rettungsvorgang womöglich noch verletzt werden oder höllische Zustände wahrnehmen mag. Demgegenüber setzt die materielle Propaganda darauf, uns einzulullen, damit wir uns in diesem Narrenparadies wohlfühlen mögen, obwohl die Titanic unrettbar am Absinken ist.
Nun aber zur weiteren Vertiefung dieser Einsichten noch Texte des ewig befreiten Gründers der ISKCON, der diese Sachverhalte auf eine unvergleichlich präzise und nachhaltig durschschlagende Weise darzustellen vermochte. Unsere Beiträge und Anmerkungen hier dienen nur dazu, die Aufmerksamkeit auf den wichtigsten und einflussreichsten Vedanta-Gelehrten unserer Zeit zu lenken, nämlich Seine Göttliche Gnade A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada!!! Hier nun endlich zu unserer Erleichterung augenöffnende Auszüge aus dem litararischen Werk dieses reinen Geweihten Shri Krishnas:
„ Die vasudeva-Manifestation, das heißt der Zustand, in dem man die Höchste Persönlichkeit Gottes versteht, wird als reine Tugend oder suddha-sattva bezeichnet. Im suddha-sattva-Zustand gibt es keine Spur der anderen Eigenschaften, nämlich Leidenschaft und Unwissenheit. ....“ (Shrimad Bhagavatam, Kommentar zu Canto 3, Kapitel 26, Vers 21)
„Der reine Bewusstseinszustand oder Krishna-Bewusstsein existiert am Anfang; Gleich nach der Schöpfung ist Bewusstsein nicht verunreinigt. Je mehr man jedoch materiell verunreinigt wird, desto mehr wird das Bewusstsein verdunkelt. In reinem Bewusstsein kann man eine geringe Spiegelung der Höchsten Persönlichkeit Gottes wahrnehmen. So wie man in klarem, unbewegtem Wasser, das von Unreinheiten frei ist, alles deutlich sehen kann, so kann man mit reinem Bewusstsein oder Krishna-Bewusstsein die Dinge so sehen, wie sie sind. Man kann die Spiegelung der Höchsten Persönlichkeit Gottes sehen, und man kann seine eigene Existenz sehen. Dieser Zustand des Bewusstseins ist sehr angenehm, transparent und klar. Am Anfang ist Bewusstsein rein.“ (Shrimad Bhagavatam, Kommentar zu Canto 3, Kapitel 26, Vers 22)
„Am Anfang entstand aus klarem Bewusstsein oder dem reinen Zustand des Krishna-Bewusstseins die erste Verunreinigung. Diese nennt man falsches Ego oder die Identifizierung des Körpers mit dem Selbst. Das Lebewesen existiert ursprünglich in dem natürlichen Zustand des Krishna-Bewusstseins, doch hat es eine marginale Unabhängigkeit, und diese gestattet es ihm, Krishna zu vergessen. Ursprünglich existiert reines Krishna-Bewusstsein ('die ursprünglichste Quelle und Urform aller Archetypen'; Anmerkung von Krishna-Culture), doch durch den Missbrauch marginaler Unabhängigkeit besteht die Möglichkeit, Krishna zu vergessen. Dies kann man im praktischen Leben beobachten; Es gibt viele Beispiele, dass jemand, der im Krishna-Bewusstsein handelt, sich plötzlich wandelt. In den Upanishaden heißt es daher, dass der Pfad der spirituellen Erkenntnis so scharf ist wie eines Messers Schneide. Dieses Beispiel ist sehr treffend. Man kann sich mit einem scharfen Rasiermesser sehr sauber rasieren, doch sobald man sich von dieser Tätigkeit ablenken lässt, schneidet man sich, weil man das Rasiermesser falsch hält.
Man muss also nicht nur auf die Stufe reinen Krishna-Bewusstseins kommen, sondern man muss auch sehr vorsichtig sein. Jede Unaufmerksamkeit oder Sorglosigkeit kann zum Fall führen. Dieser Fall ist auf falsches Ego zurückzuführen. Aus dem Zustand reinen Bewusstseins wird das falsche Ego durch den Missbrauch von Unabhängigkeit geboren. Wir mögen fragen, warum es überhaupt möglich ist, dass falsches Ego aus reinem Bewusstsein entsteht, doch im praktischen Leben sehen wir, dass jederzeit die Möglichkeit besteht, dass dies geschieht, und daher muss man sehr vorsichtig sein. Falsches Ego ist das Grundprinzip aller materiellen Tätigkeiten, die in den Erscheinungsweisen der materiellen Natur ausgeführt werden. Sobald man von reinem Krishna-Bewusstsein abweicht, vermehrt man seine Verstrickung in materielle Reaktion. Die Verstrickung des Materialismus ist der materielle Geist, und aus diesem materiellen Geist werden die Sinne und die materiellen Organe manifestiert.“ (Shrimad Bhagavatam, Kommentar zu Canto 3, Kapitel 26, Verse 23 und 24)
„Die Merkmale des Geistes sind Annahme und Ablehnung, die auf verschiedene Arten von Wünschen zurückzuführen sind. Wir begehren das, was unserer Sinnenbefriedigung dient, und wir lehnen das ab, was unsere Sinnenbefriedigung nicht fördert. ...“ (Shrimad Bhagavatam, Kommentar zu Canto 3, Kapitel 26, Vers 27)
„ ... Narottama dasa Thakura sagte, dass wir immer Wünsche haben. Wünsche können nicht ausgelöscht werden. Doch wenn wir unsere Wünsche dahingehend verändern, dass wir die Höchste Persönlichkeit Gottes erfreuen wollen, ist das die Vollkommenheit des Lebens. ...“ (Shrimad Bhagavatam, Kommentar zu Canto 3, Kapitel 26, Vers 31)
Dies ist nur die Essenz dieses ungeheuer starken Kommentars. Bitte besorgen Sie sich das Shrimad Bhagavatam und studieren Sie diese Passage!!! Hier bleibt keine Frage unbeantwortet!!! Der Heilsweg wird klar aufgezeigt mit allen Tücken und Gefahren, so dass man Illusionen gut zu erkennen lernt.
Nun noch zum zweiten Teil des Beitrages, nämlich dem Thema Illusionen transzendieren:
Egal, wo wir entsprechend der fünfstufigen Illusionen wie oben beschrieben stecken, können wir fast alle unsere Neigungen in Shri Krishnas Dienst stellen und damit transzendieren. Hier geben wir einige wenige aber zentral wichtige Beispiele:
- Wenn wir gerne Musik hören oder musizieren bzw. singen, können wir Musik zum Lobpreis Gottes einschalten oder spielen bzw. singen.
- Wenn wir gerne gut essen bzw. kochen sollten wir die Speisen vor dem Essen dem Höchsten Herrn darbringen!
- Die Macher sollten der Verbreitung des Krishna-Bewusstseins dienen und können so die Vollkommenheit erreichen (s. Bhagavad-gita wie sie ist, Kommentar zu Kapitel 12, Vers 10).
- Wer gerne träumt kann über Shri Krishna nachsinnen.
- Wer neugierig ist und alles wissen möchte kann die Literatur von Shrila Prabhupada studieren.***
- Wer sein wahres Selbst sucht sollte sich als Diener Gottes verstehen lernen, um so zu erfahren, wie es mit der Selbstverwirklichung schnell und effektiv voran geht.
Alles Gute in Ihrem Leben wünscht Ihnen
Ihr Diener
Parivadi dasa
*** Sie werden beim Studium sehen, dass es die geniale Methodik von Shrila Prabhupada ist, stets vom höchsten Ziel aus und gleichzeitig von unserer gefallenen Situation her zu argumentieren. Shrila Prabhupada weist ständig auf den erstrebten Heilszustand des Krishna-Bewusstseins hin. Auf diese Weise wird man beim regelmäßigen und wohlwollenden Studium automatisch krishna-bewusst, garantiert, wo immer auch Sie mit der Literatur Shrila Prabhupadas beginnen!
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