Heute wollen wir den Begriff Geist untersuchen.

In der westlich orientierten Esoterik und auch in den meisten christlichen Denkschulen spricht man (sie) sehr viel von der geistigen Welt, meist ohne diese konkret zu beschreiben.

Welche(r) Geist(er) ist (sind) hier gemeint? Wenn wir mit Geist den Weingeist assoziieren, dann kommen wir der Sache einen Schritt näher:

Wie der Weingeist, so ist Geist im vedischen Kontext ein flüchtiges materielles Element, in welchem die Prozesse des Denkens, Fühlens und Wollens stattfinden. So ähnelt der Sanskritbegriff Manas dem englischen Wort mind. Diese Begriffe sind also Synonyme für den deutschen Begriff Geist.

Aufgrund der flüchtigen Natur der Angelegenheit möchten wir jetzt näher auf das Thema eingehen:

Im siebten Kapitel der Bhagavad-gita erfahren wir die fundamentalen Tatsachen unserer Existenz! Welch ein Glück, dass Shri Krishna auch unsere Thematik beleuchtet:

Erde, Wasser, Luft, Äther, Geist, Intelligenz und falsches Ego -
all diese acht Elemente bilden zusammen Meine abgesonderten, MATERIELLEN Energien.
(Bhagavad-gita 7.4)

Neben diesen niederen Energien, o starkarmiger Arjuna, gibt es eine andere Energie, Meine höhere Energie,
welche die Lebewesen umfasst, die die Reichtümer der materiellen, niederen Natur ausbeuten.
(Bhagavad-gita 7.5)

Damit ist schon einmal klar, dass alles Existierende in zwei Hauptkategorien unterteilt ist, nämlich die höhere Energie (= spirituelle Energie) und die niedere Energie (= materielle Energie).

Alle erschaffenen Wesen haben ihren Ursprung in diesen beiden Naturen.
Wisse, von allem, was materiell und was spirituell ist in dieser Welt,
bin Ich sowohl der Ursprung als auch die Auflösung.
(Bhagavad-gita 7.6)

O Eroberer von Reichtum,
es gibt keine Wahrheit über Mir.
Alles ruht auf Mir wie Perlen auf einer Schnur.
(Bhagavad-gita 7.7)

Spirit ist also das Höhere in uns, unsere höhere ewige Existenz. Wir sind in einem vergänglichen und veränderlichen Körper aus materiellen Elementen situiert, den wir ausbeuten, indem wir die gegebenen Sinne befriedigen, solange es geht bzw. solange wir der Sinnenbefriedigung nicht überdrüssig sind. Zu den materiellen Elementen gehören AUCH die feinstofflichen Dimensionen, nämlich GEIST, Intelligenz und unser vergängliches falsches Ego.

Ja was bleibt denn dann noch übrig, was ewig bzw. spirituell ist?

Es ist unser wahres Ego, welches zur Zeit für uns verschüttet ist!

Wir wissen im allgemeinen also nicht, wer wir in Wahrheit sind, befinden uns also in einer illusorischen Spiegelwelt, mit der wir uns mehr oder weniger identifizieren.

Jedoch gibt es noch eine andere, unmanifestierte Natur, die ewig ist
und zur manifestierten und unmanifestierten Materie in transzendentaler Stellung steht.
Sie ist über alles erhaben und vergeht niemals.
Wenn alles in der Welt vernichtet wird, bleibt dieser Teil, wie er ist.
(Bhagavad-gita 8.20)

Leider haben wir die Transzendenz in freier Entscheidung verlassen und leben jetzt mehr oder weniger in Knechtschaft. Das Motto der Hare-Krishna-Bewegung lautet darum Back to Godhead!!! Ein Fisch kann auf trockenem Land niemals glücklich leben. Genauso können wir in der materiellen Welt niemals zufrieden sein. Es nutzt da kein noch so goßes Maß an Luxus etc. Wir werden nur in unserer ursprünglichen Heimat ewige Erfüllung finden. Wahre Wohltätigkeit ist es somit, den Menschen den Weg zurück zu Gott zu zeigen!!!

Zusammenfassung:

Geist ist materiell und vergänglich, ähnlich eben wie Weingeist!

Unsere ewige ursprüngliche Heimat steht transzendental zur vergänglichen materiellen Natur (der groben und feinstofflichen Materie).

Wir sind ewige spirituelle Wesen, die sich in der materiellen Welt verirrt haben.

Als ewige spirituelle Wesen gehören wir naturgemäß in die übergeordnete spirituelle Welt.

Unser wahres Ego ist unsterblich, unzerstörbar und insbesondere eine individuelle Person. Diese ewige Natur zu verwirklichen sollte unser aller höchstes Interesse sein.

Unser falsches Ego dient der vergänglichen Identifikation in der Materie. Beispiele:

"Ich bin Bäcker, Ich bin König, Ich bin Sklave ........"

Fast alle Esoteriker fehlen darin, dass sie das wahre Ego verleugnen. Sie berauben uns damit unserer ewigen Heimat und unserer ewigen Individualität.

Und abschließend noch die Schlussfolgerung zur eingangs formulierten Thematik:

Es gibt neben den echten Spiritualisten überwiegend die Pseudospiritualisten, die die geistige Welt mit der ewigen transzendentalen Welt verwechseln ***. Gerade die Deutschen zeigen eine große Affinität hin zur geistigen Welt, die - wie bereits ausgeführt - vergänglich und damit eben nicht spirituell ist. Die Philosophen, die sich vom Wechselspiel der unzähligen Ideenwelten bezaubern lassen, haben es besonders schwer, ihre geistigen Errungenschaften hinter sich zu lassen, um in der ewigen Transzendenz Zuflucht suchen zu können.

Echte Spiritualisten meditieren über ihre ewige Heimat und ihre individuelle Stellung darin, die eben nicht von flüchtiger Natur sondern die beste Wahl für alle Ewigkeit ist.

Und noch ein Nachwort:

Die Herzensmenschen finden am leichtesten nach Hause und kommen dort wesentlich schneller an als Philosophen. Das Herzchakra ist das zentrale spirituelle Energiezentrum in unserem Körper. Hier wohnt die spirituelle Seele zusammen mit dem Höchsten, der Überseele. Wer aus seinem (ihrem) Herzen heraus direkt zu leben versteht ist mithin der wahre Spiritualist, der nicht tausende von Büchern lesen muss, um Orientierung zu finden. Selbst wenn so ein Herzensmensch noch die ein oder andere Schwäche hat wird er (sie) schnell voran kommen, denn Shri Krishna liebt diejenigen besonders, die mutigen Herzens durchs Leben gehen, nicht die Zauderer, die voller Zweifel sind und sich stets nach allen Seiten absichern wollen.

"Selig sind, die arm sind im Geiste,
denn ihrer ist das Himmelreich!"
(Aus der Bergpredigt, genau auf den Punkt gebracht)

Ihr Diener

Parivadi dasa

*** Diese Verwechslung hat meist folgende Ursachen:

Wir sollten zu verstehen lernen, dass unser spirituelles Bewusstsein von unserem wahren Ego ausgeht; wie der Sonnenschein von der Sonne! Der Geist hingegen wird vom materiellen vergänglichen Ego gehalten und von mehr als 90 Prozent der Menschen für das Bewusstsein gehalten, was er eben gerade nicht ist. Die Lage ist wie folgt:

In unserem materiell bedingten Zustand ist unser Bewusstsein vom Geist überlagert, also mehr oder weniger getrübt. Diese Vermischung von Bewusstsein und Geist führt zur falschen Identifikation mit unserem Geist. Wir halten das Kino des Geistes für die wahre Welt, obwohl unsere ewige Heimat jenseits davon existiert; die spirituelle Welt. Die meisten von uns können oder wollen nicht glauben, dass es tatsächlich diese ewige Welt jenseits von Materie und Geist gibt. Diese spirituelle Welt wollen wir ganz kurz wie folgt skizzieren:

In der spirituellen Welt, unserer ewigen Heimat, sind alle Lebewesen in ihrem ursprünglichen glückseligen Zustand zusammen mit der Höchsten persönlichen Quelle aller Existenz situiert. Wir sollten bestrebt sein, diese unsere ewige Heimat wieder zu entdecken und dorthin zurückkehren!!!