Bewusstsein

Thema 19/2022

Wie wir im letzten Beitrag bereits abschließend festgestellt haben, ist Bewusstsein nicht dasselbe wie Geist. Auf diese Thematik ist dieser Beitrag hier jetzt ausgerichtet. Für Spiritualisten ist Bewusstsein von zentraler Bedeutung. Darum zitieren wir jetzt den einschlägigen Vers aus der Bhagavad-gita mit Kommentar von HDG AC Bhaktivedanta Swmi Prabhupada zum Thema:

yatha prakashayaty ekaha
kritshnam lokam imam ravih
kshetram kshetri tatha kritshnam
prakashayati bharata

"O Nachkomme Bharatas, so wie die Sonne allein das ganze Universum erleuchtet, so erleuchtet das eine Lebewesen im Körper den gesamten Körper mit Bewusstsein."

(Bhagavad-gita 13.34)

Kommentar von HDG AC Bhaktivedanta Swami Prabhupada:

"Über das Bewusstsein gibt es verschiedene Theorien. Hier in der Bhagavad-gita wird das Beispiel von der Sonne und dem Sonnenschein gegeben. So wie die Sonne an einem Ort steht und trotzdem das gesamte Universum erleuchtet, so befindet sich der eine spirituelle Funke, die Seele, im Herzen des Körpers, aber erleuchtet den gesamten Körper mit Bewusstsein. Somit ist Bewusstsein der Beweis für das Vorhandensein der Seele, ebenso wie der Sonnenschein und das Licht der Beweis für die Gegenwart der Sonne sind. Wenn die Seele im Körper gegenwärtig ist, ist das Bewusstsein über den ganzen Körper verbreitet, doch sobald die Seele den Körper verlässt, gibt es kein Bewusstsein mehr. Jeder intelligente Mensch kann dies ohne weiteres verstehen. Daher ist Bewusstsein kein Produkt materieller Verbindungen. Es ist das Symptom des Lebewesens. Obwohl das Bewusstsein des Lebewesens eigenschaftsmäßig mit dem höchsten Bewusstsein eins ist, ist es nicht von höchster Natur, da das Bewusstsein eines bestimmten Körpers nicht am Bewusstsein eines anderen Körpers teilhat. Die Überseele aber, die in allen Körpern als Freund der individuellen Seele weilt, ist Sich aller Körper bewusst. Das ist der Unterschied zwischen dem höchsten Bewusstsein und dem individuellen Bewusstsein."

Damit ist alles gesagt; nur noch folgendes als ergänzende Denkanstöße:

Bewusstsein ist das Symptom von Leben. Ohne Bewusstsein gibt es keine Wahrnehmung. Maschinen nehmen die Welt nicht wahr. Bewusstsein ist das Medium der Wahrnehmung. Die geistigen Aktivitäten von Denken, Fühlen und Wollen sind hingegen materiell und werden mittels unseres Bewusstseins an uns, die Wahrnehmungszentren, die wahren Egen (Seelen) ***, weitergeleitet. Der Geist ist als materielles Element an sich tot, nimmt also nicht wahr, sondern ist - ähnlich wie die software eines Computers - nicht lebendig. Der Zustand von Lebendigkeit ist von Bewusstsein abhängig. Wie bereits im letzten Beitrag 18/2022 dargestellt worden ist, überlagert der Geist das Bewusstsein und führt uns damit mehr oder weniger in die Illusion des materiellen Daseins. Darum üben sich Yogis in Geisteskontrolle, um sich auf ihre spirituellen Ziele konzentrieren zu können. Als spirituelle Wesen sind wir es selbst, die entscheiden, ob wir Schritte unternehmen, um der materiellen Verknechtung entgegen zu wirken. Wir selbst sind es, die wir unserer individuellen Situation bewusst sind bzw. diese wahrnehmen.

Ihr Diener

Parivadi dasa

*** Wir wiederholen in diesem Zusammenhang gerne unseren Aufruf, dass wir unser wahres Ego nicht mit dem materiellen, falschen Ego verwechseln sollten. Das materielle Ego ist die Person, als die wir uns in unserem materiell bedingten Zustand identifizieren, also eine zeitweilige Einbildung. Beispiele:

Ich bin Bäcker

Ich bin ein Rockstar

Ich bin ein Verlierer

Ich bin ein erfolgreicher Unternehmer

Die wahren Egen hingegen sind wir wirklich, nämlich kleine spirituelle Funken, die mittels ihres Bewusstseins die jeweils bewohnten Körper durchdringen und wahrnehmen.