Die kosmische Ordnung
Thema 27/2015
Das kosmische System ist eine liberale und rechtsstaatliche Aristokratie von Gottes Gnaden mit einer Judikative der Superlative;
- eine Aristokratie, weil geeignete edle - also adelige - Regenten vom allmächtigen Shri Vishnu in das höchste Regierungsamt mit dem Titel Brahma eingesetzt werden,
- rechtsstaatlich deshalb, weil Brahma nach ewig gültigen Regeln regiert (den Veden). Die zehn Gebote, die Moses auf dem Berg Sinai empfangen hat, sind eine sehr zweckmäßige Zusammenfassung der wichtigsten Lebensregeln für unsere moderne Zeit, in der wir nicht die Zeit haben, die umfangreichen Veden zu studieren,
- liberal, weil sich jedes Lebewesen im Rahmen der kosmischen Ordnung frei entfalten soll. Wenn dunkle Mächte sich breit machen, um totalitäre Strukturen aufzubauen, ist - wenn die Zeit reif ist und der Lerneffekt für alle Beteiligten am größten zu sein scheint - mit einer göttlichen Korrektur zur Wiederherstellung der bevorzugten Ordnung zu rechnen. Totalitäre Systeme haben im Kosmos darum keine lange Halbwertszeit,
- von Gottes Gnaden bedeutet nicht nur, dass Brahma, das Oberhaupt des Universums, aufgrund der Gnade Gottes in seinem Amt ist sondern auch, dass jedes Lebewesen direkt die Gnade Gottes empfängt und zwar in dem Maße, wie es sich individuell auf Gott ausrichtet und sich Ihm öffnet:
„Alle belohne Ich in dem Maße, wie sie sich Mir ergeben. Jeder folgt meinem Pfad in jeder Hinsicht, o Sohn Prithas.“ (Bhagavad-gita 4.11)
Wir können uns bei Problemen also individuell und direkt an den höchsten allmächtigen Herrn wenden. Dies ist ein vollkommenes Petitionsrecht!
Die kosmische Judikative wird von Yamaraja, dem Herrn des Todes, geleitet. Jeder von uns muss damit rechnen, vor das Gericht Yamarajas gestellt zu werden, welcher mit der Gabe ausgestattet ist, in unsere Herzen zu sehen, genauso wie sein Meister, Shri Vishnu, dessen Diener Yamaraja ist. Wenn wir Geweihte Shri Vishnus werden oder sind, bleibt uns das Gericht Yamarajas erspart, weil die Diener Vishnus transzendental zu diesen weltlichen Einrichtungen stehen. Alle Lebewesen, die mit einem freien Willen ausgestattet sind, also nicht Pflanzen und Tiere, müssen sich nach dem Absterben der groben Körperhülle vor dem Gericht Yamarajas verantworten und mit der Aburteilung rechnen, wobei es unzählige Formen von auferlegten Strafen und Bußen gibt.
Wenn wir fleißig den Hare-Krishna-Maha-Mantra chanten, haben wir gute Aussichten, dem Strafgericht Yamarajas zu entkommen:
Hare Krishna Hare Krishna
Krishna Krishna Hare Hare
Hare Rama Hare Rama
Rama Rama Hare Hare
Mehr Details zur Judikative im Kosmos findet man in dem Buch Im Angesicht des Todes (s. Onlineshop!)
Ihr Diener
Parivadi das
Anmerkung zum allmächtigen Shri Vishnu:
Neulinge können leicht verwirrt werden, wenn wir als Hare-Krishna-Bewegung vom allmächtigen Shri Vishnu sprechen. Ja wer ist denn nun der Ursprung und damit die höchste verehrenswerteste Wesenheit? Mal wird Shri Vishnu, ein anderes Mal Shri Krishna, dann wieder das höchste Liebespaar Shri Shri Radha-Krishna erwähnt??? Darum hier ein kleiner Ausflug in die entsprechenden Details der Vaishnava-Theologie:
Shri Krishna ist die persönliche ursprünglichste allanziehende und alldurchdringende Quelle von allem.
Shri Krishna erweitert Sich in unzählige Personen verschiedener Kategorien, von denen im Zusammenhang unserer Fragestellung folgende erwähnt werden müssen:
a) Shri Krishna existiert anfangs- und endlos als höchstes Liebespaar Shri Shri Radha-Krishna. Der Einfachheit halber beschränkt man sich oft auf die Anrede Shri Krishna und zwar auch insbesondere deshalb, weil nicht alle Vaishnavas von der Ursprünglichkeit dieses höchsten göttlichen Paares überzeugt sind bzw. sie sich auf eine einzelne höchste Quelle bzw. Gottheit konzentrieren wollen. Im Vaishnavatum sind solche Varianten bei der Verehrung des Höchsten kein Anlass für Streit; allenfalls für freundschaftliche philosophische Erörterungen. Derartige Gespräche fördern die spirituelle Intelligenz, wenn man sich nicht darin verliert, denn spiritueller Fortschritt wird hauptsächlich mittels Konzentration auf das wesentliche (= YOGA) erzielt. Eine Balance zwischen Herz und Verstand ist dabei wichtig, während weder Gefühlsduselei noch trockenes Philosophieren glückverheißend sind. Die Gaudiya-Vaishnavas - also wir Hare Krishnas - sind Verehrer Shri Shri Radha-Krishnas, während - wie gesagt - es weitere Vaishnava-Strömungen gibt, die andere Manifestationen Shri Krishnas verehren bzw. in den Mittelpunkt stellen. Vielfalt ist die Mutter der Freude! Im übrigen erwidert Shri Krishna die Gefühle der Gläubigen individuell, wie es sich aus dem bereits oben zitierten Vers 4.11 der Bhagavad-gita ergibt. Es geht hier also nicht um Rechthaberei!!! Jemand, der Shri Krishna irgendwie liebt, ist ein spiritueller Gewinner!!! Jeder nimmt z. B. ein funkelndes Kristall auf seine individuelle Weise wahr, und ein Streit über die Richtigkeit der jeweiligen Wahrnehmung ist Zeitverschwendung.
b) Die allmächtigen Vishnu-Erweiterungen gehen von Shri Balarama aus, welcher neben der weiblichen besseren Hälfte die männliche Haupterweiterung Shri Krishnas ist. Shri Balarama hat zu Shri Krishna anfangs- und endlos eine brüderliche Freundschaftsbeziehung und manifestiert u. a. unzählige Vishnu-Erweiterungen, die die sattva-guna, also die Erscheinungsweise der Tugend, in den unzähligen materiellen Kosmen lenken. Darum verwenden wir bei Themen, die sich auf die materiellen Kosmen beziehen, den Titel Shri Vishnu, wenn wir vom allmächtigen Gott sprechen.
Ein Schlusswort noch:
Die meisten Menschen geben sich zufrieden, wenn sie wissen, dass der allmächtige Gott ihren Kosmos lenkt. Das ist die Theologie für die Allgemeinheit, und das ist auch gut so. Die Gaudiya-Vaishnavas drängen auch niemanden dazu, sich mit den Einzelheiten zu beschäftigen. Wir finden es halt wirklich interessant und lebensbereichernd, wenn wir tiefer in den Nektarozean des Seins eintauchen; Schließlich ist es doch fad und langweilig, sich mit dem materialistischen Tagesgeschehen abzugeben, oder?
Zusammenfassend gesagt zählt die Gaudiya-Vaishnava-Theologie also Shri Krishna, dessen brüderlich gesinnte Erweiterung Shri Balarama sowie dessen Vishnuerweiterungen zu den allmächtigen Personen. Die allmächtigen Gottheiten werden vereinfachend als vishnu-tattva bezeichnet.
Da stellt sich noch die Frage, ob man dies alles unbedingt wissen oder lernen muss; grundsätzlich nicht! Es reicht aus, wenn wir verstehen, dass die höchste Quelle von allem Eine ist und nicht zwei. Wir bezeichnen Sie im allgemeinen als Shri Krishna. Wenn über die vertraulichen Aspekte Gottes geschrieben wird, kommt natürlich das innere Beziehungsgeflecht Shri Krishnas zur Sprache, welches unerschöpflich ekstatischen Charakter hat. Wir sehen uns jetzt nicht imstande, auch nur einen winzigen Tropfen aus diesem Ozean der Freude hier zu erörtern. Bitte studieren Sie hierzu das literarische Werk von Shrila Prabhupada!
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