In "spirituellen" Zirkeln und auch zunehmend in der allgemeinen Gesellschaft wird oft über das Ego gesprochen. Häufige Redewendungen in diesem Zusammenhang sind zum Beispiel
- "Wir sollten unser Ego aufgeben, um in die Einheit (oder das ewige Licht) eingehen zu können."
- "Mein Ego steht mir einfach nur im Weg."
- "Sein (Ihr) großes Ego behindert unsere Teamarbeit."
Im allgemeinen hat der Begriff Ego also keinen guten Stand, ist also negativ besetzt. Ist diese Zeiterscheinung fundiert bzw. gerechtfertigt? Um etwas Licht in diese nebulösen pseudospirituellen Annahmen bringen zu können, kommen wir nicht um eine vedische Analyse herum, wie wir sie hier zumindest andeuten möchten. Das Thema ist vielschichtig und darum belassen wir es hier bei den fundamental wichtigen Zusammenhängen:
1. Die Seele selbst ist das individuelle ewige Ego einer jeden Person.
Diese Proklamation stößt natürlich bei den Mainstream-Esoterikern nicht auf Zustimmung, weil die meisten von ihnen ja ihr Ego aufgeben möchten. Sie verstehen gar nicht, dass sie mit diesem Unterfangen versuchen, spirituellen Selbstmord zu begehen, was letztlich zum Scheitern verurteilt ist. Jede Person ist ursprünglich und ewig immer dieselbe:
avinasi tu tad viddhi
yena sarvam idam tatam
vinasam avyayasyasya
na kascit kartum arhati
Wisse, das, was den gesamten Körper durchdringt, ist unzerstörbar. Niemand ist imstande, die unvergängliche Seele zu zerstören!
(Bhagavad-gita 2.17)
Damit ist ein echter Selbstmord also ausgeschlossen!!! Wir werden zu keiner Zeit aufhören zu existieren!
2. Das wahre Ego - die Seele also - sollte niemals mit dem materiellen Hilfsego verwechselt werden!
Wenn sich ein Lebewesen von Gott abwendet, um auf eigene Faust sein Glück zu versuchen, benötigt es ein Existenzzentrum für das Leben in der Illusion, von Gott unabhängig zu sein. Dieses Hilfsego - welches Shrila Prabhupada als falsches Ego *** bezeichnet hat - ermöglicht uns eine stabile Existenz im Hier und Jetzt. Auf Sanskrit heißt das Hilfsego Ahankara. Richtig! Da klingt der Begriff Anker hervor: Mit dem Hilfsego verankern wir uns in der materiellen Illusion. Ohne dieses Existenzzentrum würden wir hoffnungslos im Strom der materiellen Energien untergehen; So ähnliche Erfahrungen hört man von LSD-Trippern. Ja, man (sie) kann das materielle Ego angreifen, was meist zu bleibenden Schäden - zum Beispiel Schizophrenie - führt. Das Hilfsego ist also im Gegensatz zu unserem wahren Ego unbeständig. Wer sein Hilfsego mittels Drogen oder anders beschädigt verliert die Orientierung und benötigt unter Umständen Betreuung in geschlossenen Anstalten. Es ist daher überhaupt nicht ratsam, ständig unser Hilfsego in Frage zu stellen. Viel besser ist es, wenn wir mit göttlicher Hilfe unserer Bestimmung folgen, und uns so mit dieser Berufung identifizieren. Auf diese Weise können wir während unseres Aufenthalts in der materiellen Welt ein stabiles gottgefälliges Leben führen. Unser Hilfsego ist also wandelbar; Jedoch ist es ratsam, vorsichtig mit ihm umzugehen, um bleibende Persönlichkeitsstörungen zu vermeiden.
Fazit: Unser Hilfsego - falsches Ego - ist der fundamentale Ausgangspunkt unserer materiellen Existenz, während unser wahres Ego unsere ewige individuelle Natur - eben die Seele - ist.
Die Hilfsegen werden von Lord Shiva für uns manifestiert, bereit gestellt und erhalten. Wenn wir Probleme mit unserem Hilfsego haben können wir uns an Lord Shiva wenden. Übrigens: Wer sein Hilfsego wegmeditiert, ohne eine positive Beziehung zum persönlichen Ursprung aller Existenz zu kultivieren, wird sich letztlich im Brahman verlieren, wo er (sie) für fast unendliche Zeiten in einer undefinierten Neutralität "schwelgen" kann bis er (sie) sich aus Langeweile wieder mit der materiellen Welt verbindet, um neue Runden zu drehen.
Ihr Diener
Parivadi dasa
*** Krishna-Culture verwendet für das Ahankara den Begriff Hilfsego, weil wir nur mit Hilfe des materiellen Egos im Kosmos sinnvoll agieren können. Es ist sozusagen das künstliche Ich für unsere Rollen während unseres materiellen Lebens. Ohne Hilfsego würden wir verrückt.