Schritte hin zum Ziel

Thema 33/2010

Was bedeutet es zu leben in einer Welt, die sehr stark von der Medienwelt beherrscht wird? Die Menschen lassen sich im allgemeinen täglich stundenlang berieseln und konsumieren verschiedenste Programme. Die Angebote sind vielfältig und widersprechen sich in ihrem Charakter nicht selten. Der Konsument identifiziert sich in immer extremerer und abwechslungsreicherer Manier mit unterschiedlichsten Lebenseinstellungen. Der Mensch wird gelebt, anstatt selbst zu leben. Fernsehen, Radio, Kino, DVDs, CDs ... beherrschen die Szene.

Nun würde man - wie so oft üblich - das Kind mit dem Bade ausschütten, wenn man einfach blind das verteufeln würde, was doch - wenn man die Welt genauer studiert - ein ewiges Prinzip an sich ist:

Angebot und Nachfrage

Denn - auch die Kirchen, Tempel, Moscheen, Synagogen, Gaukler, Festspiele, Opern, Theater - ja unsere gesamte Umwelt an sich - stellen Angebote dar, auf die wir eingehen können. Der gesamte Kosmos ist ein unendliches Kaleidoskop. In endloser Aufeinanderfolge werden Schauplätze kreiert, in denen wir uns tummeln dürfen und oft auch müssen. Von einer eigenen Identität kann hier nicht gesprochen werden: Mal sind wir Heilige, dann Sünder, Frau, Mann, Kind, Vater, Mutter, Freund, Geliebter, Geliebte, Diener, Herr, Meister, Schüler, Baby, Jugendlicher, Heranwachsender, Oma, Opa, Greis ...

Ein endgültiges Ziel scheint es bei der Inzenierung nicht zu geben, keine ewige Romanze beispeilsweise. Wer oder was steckt hinter dieser unendlichen Geschichte? Diese Frage stellen nur wenige. Die meisten lassen sich einfach dahin treiben und akzeptieren das Programm, manchmal lachend, manchmal weinend, manchmal voller Hoffnung, manchmal verzweifelt ... In unserer Zeit nun ist Flexibilität gefragt, Ehen auf Zeit sind im Gespräch und ähnliches, einfach funktionieren, sich fügen, die Moden willkommen heißen, die Parties so feiern wie sie kommen, immer bereit für Neuerungen; fastfood ist gefragt.

Und das Leben zerrinnt wie ein Regentropfen auf einem Blatt; So heißt es in dem Lied Bhajahu Re Mana Sri Nanda-Nandana von Govinda dasa Kaviraja.

Flexibilität ist sicher eine gute Eigenschaft, jedoch kann das Leben an Tiefe und Intensität nur gewinnen, wenn man bei der Sache bleibt. Rupa Gosvami, der erste Führer der Hare-Krishna-Bewegung (16. Jahrhundert), gab uns folgende Stufenleiter für ein effektives erfülltes Dasein:

a) Vertrauen (shraddha)
b) Gemeinschaft (sanga)
c) Initiation (diksha)
d) Praxis der Reinigung (anartha nivriti)
e) Stetigkeit (nistha)
f) Geschmack (ruchi)
g) Anhaftung (ashakti)
h) Ekstase (bhava)
i) Gottesliebe (prema)

In Klammern stehen die Begriffe in der Sprache Sanskrit, die Rupa Gosvami für die Darstellung verwendet hat.

Sehr selten lassen sich Menschen auf eine Reise hin zu den höheren Bewusstseinsstufen ein. Die meisten verweilen in oberflächlichen Modewelten und begnügen sich mit äußerlich hervorgerufenen Sinnesreizen, ohne wirklich selbst zu leben. Man kann beobachten, dass Menschen, die sich im Leben dienend aufopfern, eine höhere Lebensqualität erfahren als diejenigen, die die Genießer spielen. Der Grund dafür liegt darin, dass wir ursprünglich ewige Diener Krishnas sind. Jeder Schritt, der uns dieser Position näher bringt, ist somit glückverheißend und intensiviert unser Leben nachhaltig, während wahlloser Konsum zu Orientierungslosigkeit und Frustration führt.

Die Frage ist nun natürlich, welche Stimulanzien im Einzelfall förderlich sind und welche nicht: Ein Gläschen Wein täglich? Eine Stunde Rock-Musik pro Tag? Eine Schachtel Zigaretten wöchentlich? Einmal Fasching pro Jahr? Einmal zur Kirche an Weihnachten? Ein bisschen Buddha im Schlafzimmerschrank? Ein bisschen Hatha-Yoga für die Muskulatur?

Die Patentantwort hier kann nicht gegeben werden, weil die Lebensweise auf der Entscheidung beruht, wo man hin möchte!

Beispiele:

- Wenn ich im Lotto gewinnen möchte, dann muss ich halt Lottoscheine abgeben.

- Wenn ich im Hochleistungssport erfolgreich sein möchte, muss ich einer Diät folgen, die mir mein Trainer gibt.

- Wenn ich als Angehöriger eines angesehenen Familienclans ein respektables Dasein führen möchte, muss ich mich an den entsprechenden Codex halten.

- Wenn ich in meine ewige Heimat, die spirituelle Welt, zurück kehren möchte, muss ich mich entsprechend orientieren und jemandem folgen, der den Kurs kennt, zurück zur Quelle aller Freude, Shri Krishna.

Die Diät, der wir im Leben folgen, hängt also von unserer grundlegenden Lebensausrichtung und den individuellen Gegebenheiten ab.

Nicht alle Wege führen nach Rom!

Ihr Diener

Parivadi dasa