Unsterblichkeit

Thema 34/2012

Wie wir im letzten Beitrag angekündigt haben, wollen wir nun auf ein heikles Thema zu sprechen kommen: Sind die Lebewesen unsterblich oder werden sie - wie manche Adventisten dies behaupten - vernichtet, wenn sie sich nicht bekehren (im christlichen Kontext natürlich zu Jesus Christus)? Soche Adventisten behaupten, dass die nicht Bekehrten ein ewiges Höllenleben nicht befürchten müssen. Sie halten den Glauben an eine ewige Hölle mit dem Konzept eines barmherzigen Gottes nicht für vereinbar. Ist es nicht besser für die nicht Einsichtigen, endgültig vernichtet zu werden, als wären sie nie gewesen? Dann müssen sie nicht für ewig leiden; klingt doch plausibel, oder? Ist es nicht besser, nicht zu existieren, denn ewig in der Hölle zu leiden?

Im Vaishnavatum wird klar heraus gestellt, dass Leben grundsätzlich ewig ist:

"Niemals gab es eine Zeit, als Ich oder du oder all diese Könige nicht existierten, und ebenso wird niemals in der Zukunft einer von uns aufhören zu sein." (Bhagavad-gita 2.12)

Hier lehrt uns Shri Krishna, dass wir individuell ewig existieren.

Gibt es also kein spirituelles Recht auf Selbstmord? Sind wir unumgänglich verpflichtet, für immer weiter zu existieren, auch wenn wir nicht zu einem ewig glückseligen Leben hin erlöst werden wollen? Wie ist es mit einem allbarmherzigen Gott vereinbar, wenn dieser den Wunsch, nicht mehr existieren zu wollen, kategorisch zurück weist. Selbstmörder scheinen schlechte Karten zu haben.

Seine göttliche Gnade A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada führt dazu aus:

"Was die Unpersönlichkeitsphilosophen betrifft, die spirituellen Selbstmord begehen wollen, indem sie die individuelle Existenz des Lebewesens vernichten, so hilft Krishna auch ihnen, indem Er sie in Seine Ausstrahlung aufnimmt. Diese Unpersönlichkeitsanhänger sind nicht bereit, die ewige, glückselige Persönlichkeit Gottes anzuerkennen. Folglich können sie die Glückseligkeit des transzendentalen persönlichen Dienstes für den Herrn nicht kosten, da sie ihre Individualität ausgelöscht haben." (Bhagavad-gita wie sie ist, Kapitel 4, Vers 11, Kommentar)

Niemand wird von Shri Krishna also zu seinem Glück gezwungen, welches im Gottesdienst liegt.Vielmehr nimmt Shri Krishna die Unwilligen in Seine Ausstrahlung auf, was nichts anderes ist als die monistische Befreiung. Wir stimmen also mit den Adventisten darin überein, dass es eine ewige Hölle NICHT gibt. Vielmehr werden diejenigen, die entschlossen sind, sich nicht für den Gottesdienst hinzugeben, von Shri Krishna in dessen Ausstrahlung aufgenommen, wo sie praktisch für ewige Zeiten Ruhe finden. Manche Christen beten interessanterweise ja insbesondere an Allerseelen: "O Herr, gib ihnen die ewige Ruhe!" Dieses katholische Gebet steht im Widerspruch zu den Wünschen eines Vaishnava, der mit der Liebe des lebendigen Gottes kooperieren und in ewigem Liebesaustausch leben möchte. Die ewige Ruhe innerhalb der Brahman-Ausstrahlung erscheint einem Vaishnava nicht besser als die Hölle zu sein. Ein Vaishnava möchte dort nicht hin, weil er Shri Krishna aktiv dienen möchte!!! An diesem wichtigen Beispiel sehen wir wieder einmal, dass nicht alle religiösen Menschen das gleiche Ziel anstreben. Man muss sich entscheiden, wohin man möchte. Das führt zum Beispiel auch der Meister des Falun Dafa, Herr Li Hongzhi, in seinem Werk Zhuan Falun aus (Deutsche Version, ISBN 3-00-012267-2):

„Wir sagen, dass man sich bei der Kultivierung auf eine Schule konzentrieren soll. .... Nach welcher Schule du dich kultivierst, da wirst du hingehen. ...“ (Seiten 121 ff)

Li Honghzhi vertritt übrigens eine buddhistische Richtung, in der die Kultivierenden es anstreben, auf dem himmlischen Planeten ihres jeweiligen Meisters zu leben. Er lehnt den ZEN-Buddhismus ab, wo man ja anstrebt, sich gänzlich zu leeren, um nicht mehr zu sein. Wir können uns nicht auslöschen, so sehr wir das auch anstreben mögen. Wir sind und bleiben!

Natürlich stellt sich nun noch die Frage, ob die unpersönliche Befreiung umkehrbar ist. Fest steht, dass die spirituellen Atome, die in der Ausstrahlung Shri Krishnas schweben, von ewiger Natur sind. Sie können jederzeit zu neuem individuellem Leben reaktiviert werden. Niemand geht also für immer verloren, denn jeder ist aufgrund seiner göttlichen Natur ein Diener der Höchsten Persönlichkeit Gottes mit einem ewigen Ausgangspunkt in der spirituellen Welt. Unser Ausflug in die materielle Welt ist aus der Sicht der spirituellen Welt ein gefährliches Abenteuer mit dem Risiko, für fast ewige Zeiten nicht mehr aus der Illusion heraus zu kommen. Seine Göttliche Gnade A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada erklärte seinen Schülern, dass diese Reise wie ein Traum ist, wobei der Träumende an Ort und Stelle - in der spirituellen Welt - bleibt. Während unser wahres Ego also in der spirituellen Welt angesiedelt ist, bewegen wir uns als eine winzige abgesonderte bewusste Erweiterung (in Sanskrit: vibhinamsa-Erweiterung) der ursprünglichen spirituellen Person in der materiellen Welt umher. Für diese Reise erhalten wir von Gott ein geeignetes Fahrzeug, den materiellen Körper. Wenn wir nun so frustriert sind, dass wir nicht mehr weiter machen wollen, gibt es die Möglichkeit, in die Ausstrahlung Shri Krishnas - das brahmajyoti - einzugehen, wo wir das Einssein mit Shri Krishna erfahren können. Dieses Einssein ist jedoch KEINE Verschmelzung. Der individuelle vibhinamsa - das spirituelle Atom, das wir sind - bleibt auf ewig geeignet, als integraler Bestandteil der jeweiligen spirituellen Persönlichkeit diese zu bereichern. Die Bereicherung besteht in der Ausschöpfung der Hingabefähigkeit, die jedem vibhinamsa innewohnt. Gibt sich der vibhinamsa also dem reinen hingebungsvollen Dienst hin, so tritt eine Bereicherung für alle Beteiligten ein (Win-Win). Der vibhinamsa kann auch als reiner Gottgeweihter in der materiellen Welt weiter wirken, um hier die Mission Shri Krishnas zu unterstützen.

Zusammenfassend gesagt sind wir also für immer in Shri Krishna geborgen und müssen uns weder vor einer ewigen Hölle noch vor einer endgültigen Auslöschung fürchten. Beide Konzepte sind mit dem Vaishnavatum nicht vereinbar, zum Glück. Aufgrund dieser erlösenden Tatsachen können wir nun in Freiheit unsere Entscheidungen treffen. Shri Krishna zwingt uns nirgendwo hin und lässt uns machen. Selbstverständlich müssen wir die Konsequenzen unseres Handelns ertragen. Shri Krishna liebt uns mehr als wir dies jemals selbst einschätzen können; ein entscheidender Anlass, sich dem Allanziehenden zu nähern und Ihm zu dienen!!! Shri Krishnas Liebe ist von unendlicher Liberalität geprägt. Liebe gedeiht nur ohne Zwang.

Ihr Diener

Parivadi das