Das Shrimad Bhagavatam IV

Vedische Trinität I

Thema 36/2024

sarge tapo 'ham rishayo nava ye prajesah
sthane 'tha dharma-makha-manv-amaravanisah
ante tv adharma-hara-manyu-vasasuradya
maya-vibhutaya inah puru-shakti-bhajah

"Zu Beginn der Schöpfung gibt es tapasya, mich selbst (Brahma) und die Prajapatis, die großen Weisen, die zeugen; dann, während der Erhaltung der Schöpfung gibt es Shri Vishnu, die Halbgötter mit Herrschaftsgewalt und die Könige verschiedener Planeten. Aber am Ende gibt es Gottlosigkeit und dann Shiva und die zornerfüllten Atheisten und so fort. Sie alle sind verschiedene repräsentative Manifestationenen der Energie der höchsten Macht des Herrn." (Shrimad Bhagavatam 2.7.39)

Erläuterung von HDG AC Bhaktivedanta Swami Prabhupada:

"Die materielle Welt wird von der Energie des Herrn geschaffen, die zu Beginn der Schöpfung durch die tapasya Brahmajis manifestiert wird. Brahma ist das erste Lebewesen in der Schöpfung, nach ihm kommen die neun Prajapatis, die als große Weise bekannt sind. In dem Stadium, in dem die Schöpfung erhalten wird, gibt es hingebungsvollen Dienst für Shri Vishnu oder wirkliche Religion, die verschiedenen Halbgötter und die Könige verschiedener Planeten, die die Welt erhalten. Wenn die Schöpfung schließlich wieder zurückgezogen werden soll, entsteht zunächst das Prinzip der Gottlosigkeit und darauf Shiva mit den Atheisten , die voll Zorn sind. Doch sie alle sind nichts weiter als verschiedene Manifestationen des Höchsten Herrn. Brahma, Vishnu und Mahadeva (Shiva) sind Inkarnationen der verschiedenen Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Vishnu ist der Herr der Erscheinungsweisen der Tugend, Brahma ist der Herr der Erscheinungsweise der Leidenschaft, und Shiva ist der Herr der Erscheinungsweise der Unwissenheit. Im endgültigen Sinne ist die materielle Schöpfung nur eine vorübergehende Manifestation, die dafür bestimmt ist, den bedingten Seelen , die in der materiellen Welt gefangen sind, die Möglichkeit der Befreiung zu bieten, und jemand, der unter dem Schutz Shri Vishnus die Erscheinungsweise der Tugend entwickelt, hat die größte Möglichkeit, befreit zu werden, wenn er nach den Grundsätzen der Vaishnavas lebt. So kann er zum Königreich Gottes erhoben werden, von dem er nicht wieder in die leidvolle materielle Welt zurückzukehren braucht."

In der abendländischen Theologie sucht man vergeblich nach einem Grundkonzept der göttlichen Abfolge von Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung.

Hier, in unserem gewählten Text des Shrimad Bhagavatam finden wir im wesentlichen folgende grundlegenden Zusammenhänge:

a) Die Trinität des göttlichen Handelns, die sich in den drei höchsten Gottheiten manifestiert, nämlich eben Brahma, Vishnu und Shiva! Diese drei Erscheinungen der Höchsten Persönlichkeit Gottes wirken segensreich für das Wohl der gefallenen Seelen zusammen, um diesen zu helfen, ihre materialistischen Erfahrungen zu machen und sie schließlich dazu zu bewegen, ins Königreich Gottes zurückzukehren.

b) Die klare Trennung der materiellen Welt vom ewigen Königreich Gottes: Ein Vaishnava bildet sich niemals ein, er könne die materielle Welt zu einem angenehmen Ort umwandeln. Nur die Dämonen propagieren ewigen Genuss im Bereich der Materie. Ob Stalin, Hitler oder andere Verführer, sie alle woll(t)en uns einreden, wir könnten es schaffen, die Schöpfung zu perfektionieren. Bei diesen aussichtslosen Bemühungen verursachen sie nur noch mehr Schwierigkeiten für die ohnehin bereits leidenden Bewohner der materiellen Welt. Es war unser eigener Fehler, den Schutz der Höchsten Persönlichkeit Gottes in deren Königreich aufzugeben, um unser eigener Herr zu werden, mit dem Ergebnis, dass wir uns hier verirrt haben und chancenlos sind, auf eigene Faust wieder nach Hause zurückzukehren. Nur wenn wir in Demut unseren fundamentalen Fehler einsehen und unsere eigensinnige Haltung aufgeben, können wir mit Hilfe eines echten spirituellen Meisters zurück nach Hause gelangen, um nicht wieder den gleichen Fehler zu machen.

Die bekannten Volksreligionen beschränken sich darauf, die Menschen in der materiellen Welt zu höheren Sphären innerhalb der materiellen Schöpfung zu bringen, den Himmel, Walhalla oder andere zeitweilige höhere materielle Erfahrungen. Solch höhere Sphären werden von den Esoterikern dann irreführend als spirituell bezeichnet, obwohl es sich immer nur um zeitweilige Erleichterungen innerhalb des allgemeinen materiellen Leides handelt. Brahma, der Schöpfer des materiellen Kosmos, wird von frommen Menschen im allgemeinen angebetet, als Vater, Schöpfer oder unter anderen Bezeichnungen.

Lord Shiva, der Herr der Finsternis, wird im Abendland kaum richtig verstanden und meist als großer Verführer und Zerstörer missachtet, ohne zu verstehen, dass dies eben seine Aufgabe ist, die er zum Wohle der tief gefallenen dunklen Fürsten der Welt vollführt. Ja, die Dämonen verehren ihn, um von ihm begünstigt zu werden, und diese Art der Verehrung führt zu vergänglichen materiellen Erfolgen.

Der transzendentale Shri Vishnu ist für die Materialisten ein noch größeres Rätsel als Lord Shiva. Shri Vishnu ist wie folgt zu verstehen (in aller Kürze):

Er ist auf der einen Seite der Höchste Herr, also der ewige Herrscher im Königreich Gottes, übernimmt jedoch tatsächlich im Rahmen der materiellen Schöpfung die Rolle des Erhalters und hält die gefallenen Lebewesen zu einem frommen Leben an, welches im höchsten Ziel mündet, der endgültigen Befreiung aus der materiellen Knechtschaft. Nur Shri Vishnu kann den abtrünnigen Lebewesen die Rückkehr ins ewige Königreich Gottes gewähren. Weder Brahma noch Shiva können dies. Darum konzentrieren sich die Vishnuiten , also auch die Vaishnavas auf die Verehrung des Höchsten Herrn Selbst. Die Vaishnava-Theologie ist mithin keineswegs polytheistisch sondern monotheistisch, weil der Vaishnava versteht, dass alles von Shri Vishnu ausgeht und erhalten wird, auch eben Lord Brahma, der Schöpfer, und Lord Shiva, der Zerstörer. Neben Shri Vishnu gibt es keinen anderen Höchsten Herrn. Er ist die Quelle und Zuflucht aller Lebewesen. Diese Erkenntnis erleichtert es Muslimen, Christen und auch Juden, das Vaishnavatum wertzuschätzen, weil es die Vielgötterei ablehnt.

Ihr Diener

Parivadi dasa