Gedanken zur Freiheit

Thema 38/2003


Den Duft der großen weiten Welt, das Ideal westlicher Kultur, möchten wir einmal in spirituellem Licht betrachten.

Was ist Freiheit? Können wir als frei bezeichnet werden, wenn wir die Wahl zwischen zehn Zigarettenmarken haben, wenn wir eine von fünf Parteien ankreuzen dürfen oder wenn wir von einem Fernsehkanal auf den anderen schalten können? Dies wird uns einsuggeriert und zwar unablässig. Millionen von Werbetafeln mit jungen Menschen sollen Hoffnung auf ein freies zwangloses Dasein im westlichen Konsumparadies wecken, auf den Genuss von sauberen Badestränden und uneingeschränktes Sexualleben.

Der Kreislauf von Geburt und Tod

( Freiheit von Geburt, Alter, Krankheit und Tod,
das ist der Mindeststandard des vedischen Freiheitsbegriffs (moksha). )

Im Lichte spiritueller Erkenntnis könnte die Irreführung nicht größer sein. Der materielle Körper, den das spirituelle Lebewesen angenommen hat, steht dem Freiheitsdrang der Seele diametral entgegen.

Der materielle Körper wird geboren, wächst heran, bleibt eine Weile bestehen, wird schließlich alt und krank und zerfällt wieder in seine Bestandteile. Dies geschieht, ob wir es wollen oder nicht. Es ist das Diktat der materiellen Natur. Jedes wirklich freiheitsliebende Lebewesen sollte sich daher die Frage stellen, wie es vom Kreislauf der Geburt, des Alters, der Krankheit und des Todes frei werden kann. Das ist der Standard, den die altindischen Schriften, die Veden, vorgeben. Ein Gesellschaftssystem sollte nicht nur darauf bedacht sein, materiellen Wohlstand zu ermöglichen, sondern sollte auch die spirituellen Zusammenhänge aufzeigen. Stattdessen ist unser Erziehungssystem darauf angelegt, funktionierende Marionetten für das herrschende soziale System zu produzieren. Shrila Prabhupada nannte die Bildungsinstitute daher manchmal Schlachthäuser, da der spirituelle Kern des Lebewesens außer Acht gelassen wird. Man putzt den Käfig, vergisst aber den Vogel, der da drin sitzt und kläglich verhungert und verdurstet.

Leider schaffen die meisten Systeme des vorherrschenden Kali-Zeitalters weder Wohlstand noch zeigen sie eine höhere Perspektive auf. Pausenlos werden in den Medien Diskussionen und Streitgespräche über die Verbesserung des Wirtschaftssystems geführt. Der Bürger ahnt längst, dass nicht viel dabei herauskommen wird. Er quittiert dies mit Stimmenthaltungen bei politischen Wahlen. Noch nie war die Politikverdrossenheit so groß wie heute. Wenn nur über die Verteilung von Geld und Konsumgütern geredet wird, so ist es kein Wunder, daß die Jugend ziellos umherirrt. Kein Lebewesen kann mit dieser äußeren Kosmetik auf Dauer zufriedengestellt werden.

Kaum jemals war die Respiritualisierung der Menschheit so dringlich wie heute.

Wirkliche Freiheit können wir nur erlangen, wenn wir die spirituellen Gesetzmäßigkeiten beachten. Das scheint ein Widerspruch zu sein. Wie kann man in einem Satz von Gesetzen und von Freiheit sprechen? Jeder wird zugeben müssen, dass kein Lebewesen, außer Gott Selbst, absolute Freiheit beanspruchen kann. Unsere von Gott abgeleitete relative Freiheit kommt jedoch am meisten zur Entfaltung, wenn wir den Gesetzen Gottes folgen oder besser noch, wenn wir unsere ursprüngliche liebevolle Beziehung zu Gott wiederherstellen. Wir nehmen auf diese Weise mehr und mehr an der Freiheit Gottes teil. Je mehr wir uns freiwillig hingeben, desto mehr werden wir die Freiheit von Knechtschaft verspüren.

Ihr Diener

Parivadi dasa