Den Duft der großen weiten Welt, das Ideal westlicher Kultur,
möchten wir einmal in spirituellem Licht betrachten.
Was ist Freiheit? Können wir als frei bezeichnet
werden, wenn wir die Wahl zwischen zehn Zigarettenmarken haben,
wenn wir eine von fünf Parteien ankreuzen dürfen oder
wenn wir von einem Fernsehkanal auf den anderen schalten können?
Dies wird uns einsuggeriert und zwar unablässig. Millionen
von Werbetafeln mit jungen Menschen sollen Hoffnung auf ein freies
zwangloses Dasein im westlichen Konsumparadies wecken, auf den
Genuss von sauberen Badestränden und uneingeschränktes
Sexualleben.
( Freiheit von Geburt, Alter, Krankheit
und Tod,
das ist der Mindeststandard des vedischen Freiheitsbegriffs (moksha).
)
Im Lichte spiritueller Erkenntnis könnte
die Irreführung nicht größer sein. Der materielle
Körper, den das spirituelle Lebewesen angenommen hat, steht
dem Freiheitsdrang der Seele diametral entgegen.
Der materielle Körper wird geboren, wächst heran, bleibt
eine Weile bestehen, wird schließlich alt und krank und
zerfällt wieder in seine Bestandteile. Dies geschieht, ob
wir es wollen oder nicht. Es ist das Diktat der materiellen Natur.
Jedes wirklich freiheitsliebende Lebewesen sollte sich daher die
Frage stellen, wie es vom Kreislauf der Geburt, des Alters, der
Krankheit und des Todes frei werden kann. Das ist der Standard,
den die altindischen Schriften, die Veden, vorgeben. Ein Gesellschaftssystem
sollte nicht nur darauf bedacht sein, materiellen Wohlstand zu
ermöglichen, sondern sollte auch die spirituellen Zusammenhänge
aufzeigen. Stattdessen ist unser Erziehungssystem darauf angelegt,
funktionierende Marionetten für das herrschende soziale System
zu produzieren. Shrila Prabhupada nannte die Bildungsinstitute
daher manchmal Schlachthäuser, da der spirituelle Kern des
Lebewesens außer Acht gelassen wird. Man putzt den Käfig,
vergisst aber den Vogel, der da drin sitzt und kläglich verhungert
und verdurstet.
Leider schaffen die meisten Systeme des vorherrschenden Kali-Zeitalters weder Wohlstand noch zeigen sie eine höhere Perspektive auf. Pausenlos werden in den Medien Diskussionen und Streitgespräche über die Verbesserung des Wirtschaftssystems geführt. Der Bürger ahnt längst, dass nicht viel dabei herauskommen wird. Er quittiert dies mit Stimmenthaltungen bei politischen Wahlen. Noch nie war die Politikverdrossenheit so groß wie heute. Wenn nur über die Verteilung von Geld und Konsumgütern geredet wird, so ist es kein Wunder, daß die Jugend ziellos umherirrt. Kein Lebewesen kann mit dieser äußeren Kosmetik auf Dauer zufriedengestellt werden.
Kaum jemals war die Respiritualisierung der Menschheit so dringlich wie heute.
Wirkliche Freiheit können wir nur erlangen, wenn wir die spirituellen Gesetzmäßigkeiten beachten. Das scheint ein Widerspruch zu sein. Wie kann man in einem Satz von Gesetzen und von Freiheit sprechen? Jeder wird zugeben müssen, dass kein Lebewesen, außer Gott Selbst, absolute Freiheit beanspruchen kann. Unsere von Gott abgeleitete relative Freiheit kommt jedoch am meisten zur Entfaltung, wenn wir den Gesetzen Gottes folgen oder besser noch, wenn wir unsere ursprüngliche liebevolle Beziehung zu Gott wiederherstellen. Wir nehmen auf diese Weise mehr und mehr an der Freiheit Gottes teil. Je mehr wir uns freiwillig hingeben, desto mehr werden wir die Freiheit von Knechtschaft verspüren.
Ihr Diener
Parivadi dasa