Spirituelles Einmaleins 6

Beliebte Missverständnisse im Kontext sog. Spiritualität

Thema 40/2023

paras tasmat tu bhavo 'nyo
vyakto vyaktat sanatanah
yah sa sarvesu bhutesu
nasyatsu na vinasyati

"Jedoch gibt es noch eine andere unmanifestierte Natur, die ewig ist und zur manifestierten und unmanifestierten Materie in transzendentaler Stellung steht. Sie ist über alles erhaben und vergeht niemals. Wenn alles in der Welt vernichtet wird, bleibt dieser Teil, wie er ist." (Bhagavad-gita 8.20)

Als Fortsetzung unserer grundlegenden spirituellen Betrachtungen wollen wir sozusagen als Abschluss die beliebtesten Irrtümer im Bereich sog. Spiritualität skizzieren und einzelne dieser Punkte dann in den folgenden Beiträgen weiter beleuchten. Insofern ist dieser Beitrag hier also eine Überleitung zu einer neuen Beitragsreihe, die wir dann mit Beliebte Missverständnisse betiteln wollen. Also beginnen wir jetzt erst einmal etwas plakativ, um zunächst einmal das Interesse zu wecken. Hier also die Punkte, auf die wir demnächst näher eingehen wollen:

1. Der Begriff Spiritualität ist nirgendwo klar definiert, so dass praktisch jeder seine eigene Vorstellung darüber hat, was spirituell ist. Wir wollen darum für unser spirituelles Einmaleins definieren, was spirituell ist:

Viele Menschen, die gerne Spirituosen zu sich nehmen, verstehen unter Spiritualität den Geist des Weines! Feingeistigere Naturen tendieren dazu, von einer geistigen Welt zu sprechen und denken, dies sei die spirituelle Welt, ohne sie jedoch genauer beschreiben zu können, geschweige denn die ewige Form oder das ewige Wesen der Höchsten Persönlichkeit Gottes, des Höchsten Herrn. Die vedische Offenbarung spricht von einer unwandelbaren Welt, wenn es um die Höchste Transzendenz geht, wie Shri Krishna im eingangs zitierten Text aus der Bhagavad-gita erklärt. Die Vaishnava-Theologen sprechen von der höheren Energie, wenn es um den transzendentalen Bereich jenseits von jedem materiellen Einfluss geht. Darum verwenden wir den Begriff Spiritualität ausschließlich für den Bereich der höheren Energie, die in Sanskrit als Antaranga-shakti bezeichnet wird. Diese spirituelle Energie darf niemals mit der materiellen Energie verwechselt werden. Mehr dazu im folgenden Beitrag!

2. Nach der grundlegenden Definition des Begriffes Spiritualität können wir folgende Irrtümer benennen, die aufgrund des missvertändlichen Gebrauchs des Begriffes Spiritualität in der Esoterik- und Yoga-Szene sowie in Psychologie und Religion bestehen:

2.1. Yoga-Übungen oder ähnliches zur Beruhigung unseres mentalen Zustandes sind nicht spirituell. Dies gilt bis hinein in den Bereich der Meditation über die sog. Leere oder das sog. Nirwana; Also sind die meisten als buddhistisch bezeichneten Moden nicht spirituell sondern stellen idR materielle Methoden dar. Mittels der üblichen Meditationen in buddhistischen oder esoterischen Zirkeln kann man (sie) nicht in den Bereich der spirituellen Welt vordringen, bleibt also in der Materie gefangen.

2.2. Im Westen verwechseln viele Weltanschauungen die Welt der Psyche mit Spiritualität. Die Psyche des einzelnen Lebewesens ist jedoch eine materielle Angelegenheit. Sie ist der feinstoffliche Körper des Lebewesens. Viele Psychologen setzen die Psyche sogar mit der Seele des Lebewesens gleich. Es ist reine Definitionssache, ob man (sie) dem folgt. Wenn wir dieser Definition folgen, sollten wir jedoch wissen, dass die Psyche allenfalls als materielle Seele des Lebewesens bezeichnet werden kann, während die spirituelle Seele etwas völlig anderes ist, nämlich unsere wahre urerste Identität, die tatsächlich unzerstörbar und ewig dieselbe ist und bleibt. Wahre Selbstverwirklichung bezieht sich auf das Erkennen dieser ewigen spirituellen Identität, während sich Psychologen eben nur um die stets veränderliche Psyche kümmern.

2.3 Die jenseitigen sog. geistigen bzw. himmlischen Welten gehören allesamt zum materiellen Bereich. Fast alle Menschen, die mit Engelwesen oder himmlischen Welten in Kontakt treten, täuschen sich, wenn sie denken, ihre geistigen Reisen seien spirituelle Erfahrungen. Auch die Astralsphären sowie alle okkulten Lebensbereiche gehören zum Bereich der materiellen Welt. Wir können also mit okkulten Praktiken ebenfalls nicht die spirituelle Sphäre erreichen. Die Häuser der Heiligen - bekannt als Houses of the Holy - sowie Walhalla oder das keltische Auenland, Avalon und das Reich der Elben liegen im Bereich der sieben materiellen Himmel. Die Treppe zum Himmel - Stairway to heaven - führt nicht in die spirituelle Welt, sondern allenfalls in den ersten himmlischen Bereich oberhalb des irdischen Bereichs (vedisch als Bhuvar-Loka bezeichnet). Die spirituelle Welt liegt weit jenseits der sieben materiellen Himmel.

2.4. Dann gibt es noch Anhänger des Philosophen Hegel, die mittels Dialektik die höchste Ebene suchen, jedoch niemals finden! Es handelt sich hier um Spekulanten, die These um These, Antithesen und Synthesen verkünden, um niemals einen endgültigen Halt zu finden. Der induktive Denkprozess führt also nicht in den Bereich der spirituellen Welt. Der Höchste Herr Selbst offenbart hingegebenen Seelen spirituelle Einsichten und Erfahrungen. Wir können Ihn nicht dazu zwingen, sondern sind zu 100 Prozent von Seiner Barmherzigkeit abhängig.

2.5. Die wahre spirituelle Welt, die auf der höheren Energie - der Antaranga-shakti - des Höchsten Herrn beruht, ist von der materiellen Welt völlig verschieden (s. der eingangs zitierte Text aus der Bhagavad-gita). Zur spirituellen Welt erhalten wir ausschließlich mit der Erlaubnis des Höchsten Herrn Zutritt.

2.6. Nun könnte man (sie) mutlos schlussfolgern, spirituelle Erfahrungen seien für den durchschnittlich Sterblichen nicht im Bereich des möglichen. Zum Beispiel behaupten viele konservativ-evangelische Geistliche, Gott und Seine Welt seien für uns während unseres Aufenthalts auf der Erde nicht erreichbar; Ihrer Ansicht nach soll sich der Mensch ausschließlich auf das Diesseits konzentrieren, um gute Taten zu vollbringen und nicht weltflüchtig nach den Sternen greifen! Die vedische Offenbarung hingegen bietet uns den direkten Zugang zu echter Spiritualität. Im jetzigen Zeitalter, dem Kali-Yuga, mögen wir bevorzugt den Hare-Krishna-Maha-Mantra chanten, um unmittelbar spirituell zu wachsen und entsprechende spirituelle Erfahrungen zu machen:

Hare Krishna Hare Krishna
Krishna Krishna Hare Hare
Hare Rama Hare Rama
Rama Rama Hare Hare

Dieser große Mantra der Befreiung kommt direkt aus der spirituellen Welt, und wir können mit diesem Klang direkt mit der spirituellen Welt kommunizieren!

Ihr Diener

Parivadi dasa