Gott und die Götter

Thema 43/2020

Wer mit der Literatur von Armin Risi vertraut ist wird in diesem Beitrag nichts Neues finden. Es geht um folgende Zusammenhänge:

Die radikalen christlichen, islamistischen und jüdischen Lehren betonen, dass es nur einen Gott - natürlich den jeweils eigenen - gäbe. Z. B. lehnen sowohl der Wahabismus als auch die meisten Evangelikalen die Heiligenverehrung ab. Wir erkennen jedoch in der Natur, dass es überall hierarchische Strukturen gibt. Beispielsweise gibt es selbst im absolutistischen Königtum nicht nur den verehrenswerten König sondern eben auch dessen Minister und viele verschiedene Beamten. In der vedischen Tradition wird auch die göttliche Weltregierung als eine hierarchische Angelegenheit beschrieben. In jedem Fall kommt es darauf an, auf welcher Verständnisebene der Gläubige ist:

Folgende wichtige Glaubensstufen lassen sich ausmachen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit!):

1. Naturreligionen

In manchen Kulturen werden natürliche Phänomene verehrt, z. B. majestätische Berge.

2. Ahnenverehrung

In einigen Gesellschaften, zum Beispiel im Shintoismus, werden die Vorfahren zeremoniell verehrt. Dann stehen halt die Oma und/oder der Opa auf dem Altar. Warum nicht? Wir verdanken nun mal unseren Ahnen unseren derzeitigen Körper und meist auch unsere Erziehung und Kultur.

3. Verehrung des Sonnen- und Mondgottes

Der Pharao Echnaton führte in Ägypten die ausschließliche Verehrung des Sonnengottes Aton ein. Moses, der in Ägypten aufgezogen und ausgebildet worden war, führte für die Juden die Verehrung von Adonai ein; man beachte die Ähnlichkeit der Gottesnamen! Daraus lässt sich nur schließen, dass Ägypter und dann die Moses-Jünger denselben Gott verehrten. Auch unter den esoterischen Hippies ist die Sonnenanbetung sehr verbreitet, und viele Normalbürger sehnen sich hauptsächlich nach einem sonnigen Urlaub.

Interessant ist, dass die östlichen Nachbarn der Ägypter, die Semiten, den Mondgott SEM verehrt haben. Abraham entstammte dieser semitischen Kultur. Jedoch scheint durch die Berührung mit der ägyptischen Hochkultur eine Änderung hin zum Aton-Kult eingetreten zu sein, den Moses erlernt hatte und wahrscheinlich auch an die Juden weitergegeben hat. Sehen Sie sich bitte hierzu unbedingt die Vorträge von Armin Risi über Echnaton und Nofredete an; hier ein Link!

4. Verehrung des Schöpfers

Viele Menschen sehen in Gott vor allem den Schöpfer von Himmel und Erde. Das ist natürlich ein zutreffender Glaube, den wir insbesondere in vielen christlich geprägten Gruppen vorfinden. In Indien trägt der Schöpfer-Gott den Sanskrit-Titel Brahma.

5. Verehrung von Lord Shiva

Lord Shiva, der transformierende Aspekt Gottes, führt die Gläubigen von Weltzugewandtheit in Richtung Befreiung aus dem materiellen Dasein. Die Shivaiten sind also bereits eine Stufe weiter als die meist weltzugewandten Verehrer des Schöpfers. Gerade während der wilden 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts wandten sich viele Aussteiger und andere Querdenker der Shiva-Verehrung zu!

6. Verehrung des allmächtigen höchsten Herrn

Diejenigen, die philosophisch einfach gestrickt sind, verehren ohne Umschweife gleich den Allmächtigen! In Indien sind die Verehrer des Allmächtigen als Vaishnavas bekannt. Sie verehren Shri Vishnu, den alldurchringenden, allwissenden und allmächtigen Gott, der in vielerlei Art und Weise unsere Welt erhält und immer wieder auch erscheint, um Seine Geweihten zu segnen, zu schützen und zu erfreuen. Diese Erscheinungen Vishnus werden als Avatare bezeichnet.

7. Verehrung des Allanziehenden Shri Krishna

Jenseits der Allmacht Shri Vishnus findet man in der spirituellen Welt das persönliche Reich Shri Krishnas, welches GOLOKA heißt, wörtlich übersetzt also den Ort der Kühe (GO = Kuh; LOKA = Ort). Das ist das private Domizil Gottes, wo Er mit Seinen Freunden, Seinen liebsten Geschöpfen - insbesondere den Kühen - und vor allem auch mit Seiner besseren Hälfte - Shri Radha - in ewige Liebesspiele vertieft ist. Goloka ist die höchste Sphäre für diejenigen, die sich nach ewig anhaltenden glückseligen Aktivitäten sehnen. Dieser Platz ist nichts für Pessimisten, Nörgler und Besserwisser. Auch denjenigen, die Gott in dessen majestätischer Pracht verehren möchten, ist der Zutritt nach Goloka verwehrt. Letztere können auf die Vaikuntha-Planeten erhoben werden, wo Shri Vishnu in Seiner Allmacht ewiglich gelobt und gepriesen wird, zusammen mit der Glücksgöttin Shri Lakshmi.

Shri Krishna ist identisch mit Shri Vishnu, wobei Shri Krishna die private Form Gottes ist und Shri Vishnu dessen offizielle Manifestation. In ähnlicher Weise ist die bessere Hälfte Shri Krishnas - Shri Radha - identisch mit Shri Lakshmi, die Shri Vishnu ewiglich dienend zur Seite steht.

Zusammenfassung: Jedes Lebewesen hat seinen individuellen Zugang zu Gott. Darum vermeiden es die Vaishnavas, jemanden abzuwerten, der (die) nicht nach dem Reich Shri Krishnas - Goloka - strebt. Schließlich hat jeder das Recht, sein (ihr) Glück dort zu suchen, wo er (sie) es vermutet. Die oben beschriebenen Verehrungsstufen stehen uns zur Verfügung, und es gibt noch viele andere Möglichkeiten, spirituellen Fortschritt zu machen. Darum lautet unser Motto heute


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