Das Karmagesetz

Thema 44/2003

Ein Thema für Anfänger???

 
Wenn sich das spirituelle Lebewesen im Bereich der Materie aufhält, wird es vom Gesetz der Trägheit beeinflusst. Wenn man sich in der Erscheinungsweise der Unwissenheit (Tama-Guna) befindet, dann identifiziert man sich sogar mit der Trägheit und glaubt, es gäbe nichts schöneres, als den ganzen Tag zu schlafen. Disziplin erscheint einem als das größte Übel, das man über alle Maßen scheut.

Aber das Gesetz der Trägheit darf auch von Menschen, die etwas fortgeschrittener sind, nicht unterschätzt werden. Trägheit ist eine Waffe von Mayadevi, mit der sie uns immer wieder auf die Probe stellt, auch dann, wenn wir meinen, wir hätten es geschafft. Der Bhakti-Yogi glaubt niemals, er sei am Ziel. Vielmehr sieht er immer wieder neue Herausforderungen im hingebungsvollen Dienst.

Das Gesetz des Karma


Es werden heutzutage in der sog. Esoterik-Szene viele Methoden angepriesen, die in uns die Hoffnung nähren sollen, höchste Verwirklichungen billig bekommen zu können. Mayadevi hat hier ein wirklich unerschöpfliches Feld für ihre Waffe der Trägheit gefunden.

Aber auch auf dem Pfad des Bhakti-Yoga wird oft der Fehler gemacht, dass nach wenigen Jahren der Praxis die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten vergessen werden. Man hebt ab, obwohl man noch gar nicht fliegen kann. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis man abstürzt. Dies soll nicht heißen, dass man spirituelle Verwirklichungen unterdrücken soll, wenn sie hervorsprießen, wachsen und gedeihen. Jedoch sollte man in seinen Lebensgewohnheiten auf dem Teppich bleiben. Selbst ein fortgeschrittener Devotee gibt mit seinem äußeren Verhalten der Allgemeinheit ein Beispiel, indem er sich religiös verhält. Natürlich finden wir in den Schriften auch Beispiele von Heiligen, die ihrer transzendentalen Ekstase freien Lauf lassen und bei der Bevölkerung Anstoß erregen. Man sollte jedoch vorsichtig sein, ihrem Beispiel zu folgen, denn es zeigt sich sofort, ob man tatsächlich über diesen Gesetzen steht, wenn man beispielsweise von Kindern angepinkelt wird. Können wir dies widerspruchslos erdulden mit einem Lächeln auf den Lippen? Ist es uns egal, was uns serviert wird, verschimmeltes Brot oder schmackhafter Fruchtjoghurt? Wenn wir von all diesen Dualitäten frei sind, dann können wir den Versuch unternehmen, nackt durch die Welt zu gehen, ohne das Wetter in Betracht zu ziehen, ohne Sorge um Unterkunft und Verpflegung etc. Wir können aber auch nach der Stufe der Dualität weiterhin effektive Dienste zur Verbreitung des Krishna-Bewusstseins leisten, indem wir uns dem Standard entsprechend verhalten. Zwischen diesen beiden Lebensweisen besteht auf dieser hohen Stufe kein Widerspruch mehr. Wir sehen dies am Beispiel von Shrila Prabhupada, der in der Öffentlichkeit zwar manchmal klare Worte sprach, jedoch stets die Form wahrte, ohne selbst von Förmlichkeiten abhängig zu sein.

Es trifft zwar zu, dass der Pfad der Hingabe (Bhakti-Yoga) zur Befreiung von der Fessel des Karmagesetzes führt, jedoch sollte man nicht voreilig denken, man sei schon befreit. Besser ist immer eine demütige Haltung.

Wir sehen bei verschiedenen christlichen Gruppierungen dasselbe Phänomen, nämlich dass sie sich schon für befreit halten, weil sie angeblich im Bündnis mit Jesus stehen. So macht man es sich recht einfach und kann träge in den schlechten Angewohnheiten fortvegetieren. Man stellt ein Bild des spirituellen Meisters auf die Schlafkommode, aber man ist froh, dass er nicht wirklich mal zur Tür hereinkommt und einem ehrlich sagt, wo man steht und was angezeigt wäre, um wirklich dem Sumpf zu entrinnen. Natürlich ist dies nur eines von vielen Beispielen zur Veranschaulichung der Tricks von Mayadevi. Keinesfalls möchten wir hier ernsthafte Christen kritisieren.

Die Tendenz, höchste Ziele billig erreichen zu wollen, ist also etwas, was man insbesondere bei sich selbst beobachten sollte, um nötige Schritte für ernsthaftes spirituelles Leben entgegensetzen zu können.

Ihr Diener


Parivadi dasa