Matriachat

Thema 46/2010

Wir beobachteten bereits im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends, dass die Spielräume für Außenseiter, Egozentriker und Eigenbrötler enger geworden sind. Kooperation ist mehr und mehr gefragt, die insbesondere mittels guter Kommunikation gefördert wird. Wir leben ja auch im Kommunikationszeitalter. Jede(r) mit Jedem(r). Weibliche Eigenschaften gewinnen an Bedeutung, während eckiges männliches Verhalten weniger gefragt ist oder allenfalls auf die Plätze verwiesen wird: fürs Gröbere. Das männliche Ego gilt in der spirituellen Wissenschaft denn auch als größeres Hindernis auf dem Weg zu reiner Hingabe als weibliche Schwächen. Auf dem Weg in ein spirituelles Zeitalter werden darum besonders die in männlichen Körpern lebenden Seelen besonders gedemütigt. Wir sind in dieser Welt, um geschmeidiger zu werden, damit wir unseren Beitrag effektiver erbringen können. Selbst ganze Staaten spüren diesen Wind, wie man am Beispiel Griechenland sehen kann, welches von der EU an die Kandarre genommen wird. Die ganze Globalisierung gleicht einer Entrümpelungsaktion und passt damit in dieses Gesamtbild. Vom Standpunkt des Yoga aus betrachtet, ist daran nichts anstößiges. Ein Yogi möchte als Teil des Ganzen mit dem Ganzen effektiv verbunden sein. Das ist das A und O für ein erfülltes Leben. Das Gegenteil davon ist Absonderung, die statische Existenzzustände zur Folge hat. Seine Göttliche Gnade A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada begrüßte die Globalisierung:

"Die Menschheit ist heute nicht mehr in die Finsternis der Unwissenheit gehüllt. Weltweit hat sie auf den Gebieten der materiellen Annehmlichkeit, der Bildung und der wirtschaftlichen Entwicklung rasche Fortschritte gemacht. ..."

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"Die menschliche Gesellschaft wird nicht mehr durch geographische Grenzlinien auf bestimmte Länder oder Gemeinden beschränkt. Sie ist weitläufiger als im Mittelalter, und die allgemeine Tendenz geht heute dahin, dass sich die Welt zu einem Staat oder einer Gesellschaft zusammen schließt. Die Ideale des spirituellen Kommunismus beruhen dem Shrimad Bhagavatam gemäß auf der Einheit der gesamten menschlichen Gesellschaft, ja der gesamten Energie der Lebewesen. Große Denker verspürten den Drang, dies zu einer erfolgreichen Ideologie zu machen. Das Shrimad Bhagavatam wird dieses Bedürfnis der menschlichen Gesellschaft erfüllen. Es beginnt mit dem Aphorismus der Vedanta-Philosophie (janmady asya yatah), um das Ideal einer gemeinsamen Grundlage festzulegen.

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Diese Zitate stammen aus dem Vorwort des Shrimad Bhagavatam, welches Shrila Prabhupada bereits in den 60er Jahren verfasst hat.

Die Frage, die man sich zurecht stellen sollte, ist, ob nun diese Brüderlichkeit erzwungen werden soll nach dem Motto: "Willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den Schädel ein".

Gerade am Beispiel der EU sehen wir, welche Fehler gemacht werden können, wenn man das Prinzip der Freiheit nicht achtet und Gleichmacherei betreibt.

Andere Länder haben andere Sitten. Man kann voneinander lernen, um besser miteinander arbeiten zu können, jedoch führt ein Überstülpen eigener Verhaltensweisen über andere zu Dissens, Zwietracht und einer Störung des natürlichen Wachstums. Jeder Einheit sollte also der Freiraum gegeben werden, sich individuell zu entwickeln, wobei es in einer Weltgemeinschaft selbstverständlich sein sollte, sich an gemeimsam zu erarbeitende Grundregeln zu halten. Auf diese Weise erschließt man die göttliche Ordnung für ein kooperatives globales System in gegenseitigem Respekt unter Anerkennung von Vielfalt in der Einheit. Nach der Vaishnava-Theologie ist der gesamte Kosmos so strukturiert, warum also nicht auch die Staatengemeinschaft auf der Erdoberfläche.

Was wir aus diesen Schlussfolgerungen auch lernen können: Die Vaishnava-Theologie in der Form, wie wir sie von Shrila Prabhupada bekommen haben, hebt nur bei oberflächlicher Betrachtungsweise die Stellung des Mannes über die der Frau, während in Wirklichkeit jedoch die weiblichen Eigenschaften des Kommunizierens und der Kooperation als erstrebenswerteste Ziele beschrieben werden. So kann man sich täuschen, wenn man vorschnell urteilt.

Die vedische Gesellschaft ist denn auch auf den Schutz weiblicher Würde ausgerichtet. Die Schlacht von Kurukshetra, anlässlich derer Shri Krishna die Bhagavad-gita sprach, beruhte im wesentlichen auf der Beleidigung von Draupadi am Hof von Hastinapur, dem heutigen Delhi. Shri Krishna verzieh es den Schändern nicht, dass diese den erfolglosen Versuch unternommen hatten, Draupadi inmitten einer königlichen Versammlung zu entkleiden. Die Kauravas wollten Draupadi deren Sari vom Leib ziehen, weil sie sie in einem Glücksspiel als Beute gewonnen hatten. Shri Krishna jedoch verlängerte den Sari auf das Gebet von Draupadi hin ins unendliche, so dass der Entkleidungsversuch misslang.

Die natürliche Stellung des Mannes ist es also, die Frau zu schützen, nicht sie auszunützen oder zu unterdrücken. Dabei kommt es auf die Feinheiten an, denn Schutz in diesem Zusammenhang bedeutet eben auch, die gesellschaftliche Bedeutung weiblicher Stärken wertzuschätzen und hervorzuheben und demzufolge für eine entsprechende Ordnung einzutreten. Dies wird im Idealfall durch eine Königin oder einen König gewährleistet.

Ihr Diener

Parivadi dasa