Von Guten, Frommen und Hingegebenen
Thema 49/2014
Während der Papst die Religionen zu gemeinsamen Anstrengungen für einen gerechten Weltfrieden aufruft und dabei auf große Symphatien seitens der Religionsführer trifft bleiben die evangelikalen Christen skeptisch. Sie wittern hinter dem römisch-katholischen Papst und seiner Kirche den Satan, der diese bereits längst in seiner Hand habe und die Weltherrschaft errichten wolle. Wenn letzteres stimmen sollte, so wäre der Papst also ein Wolf im Schafspelz.
Was können wir zu dieser interessanten Thematik aus vedischer Sicht beisteuern? Gibt es den Satan und wenn ja, wer ist er? Gibt es das absolut Böse, welches sich - wenn nötig - auch durch betrügerische Scheinheiligkeit seinen Weg bahnt, denn so sehen die evangelikalen Christen den Satan, einen egozentrischen gefallenen Engel, der die Weltherrschaft und seine eigene Verherrlichung anstrebt.
Zuerst einmal möchte der Verfasser dieses Beitrags darauf hinweisen, dass es nichts nützt, sich immer um diese Themen herum drücken zu wollen und zu sagen, das Krishna-Bewusstsein habe nichts damit zu tun. Die Menschen geraten immer mehr in den Griff einer scheinbar alles beherrschenden Macht, die offensichtlich fragwürdige Qualitäten zum Vorschein bringt, nämlich Stress, Unfrieden, Verteilungskämpfe. Die Menschen scheinen wie von einer unsichtbaren Kraft getrieben herum zu hetzen; man beobachte nur einmal die Kassiererinnen in Supermärkten oder die Zusteller von DHL, DPD, Hermes oder GLS; immer schneller mehr bzw. immer geiziger (von Seiten der Arbeitgeber). Wer ist an dieser sich immer mehr zuspitzenden Situation schuld?
An dieser Stelle hilft uns ein Blick ins Shrimad-Bhagvatam, wo es heißt (6.1.52 und 6.1.53):
"Das törichte Lebewesen, das nicht in der Lage ist, seine Sinne und seinen Geist zu beherrschen, wird gezwungen, gegen seine Wünsche unter dem Einfluss der Erscheinungsweisen der materiellen Natur zu handeln. Es ist wie eine Seidenraupe, die ihren eigenen Speichel benutzt, um einen Kokon zu schaffen, und schließlich, ohne eine Möglichkeit zu entkommen, in diesem gefangen ist. Das Lebewesen verfängt sich im Netzwerk seiner eigenen fruchtbringenden Handlungen und kann keinen Weg finden, sich zu befreien. So ist es stets verwirrt und stirbt immer wieder. Kein einziges Lebewesen kann auch nur für einen Augenblick unbeschäftigt bleiben. Man muss in Entsprechung zu den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur gemäß seiner natürlichen Neigung handeln, denn diese natürliche Neigung zwingt einen, auf eine bestimmte Art und Weise zu handeln."
Wir leben also in Knechtschaft, weil wir gezwungen werden, wie es hier heißt! Es ist die materielle Natur, die uns gefangen hält. Wir - die Vertreter des sanatana-dharma - sprechen von maya, die die verkörperte materielle Natur ist. Ihre Aufgabe ist es, die Lebewesen zu knechten, so lange diese sich nicht ihrer transzendentalen Quelle, Shri Krishna, ergeben. Dies ergibt zunächst ganz einfach Sinn.
Wer im Gefängnis sitzt, kann nicht erwarten, entlassen zu werden, solange er weiterhin kriminelle Tendenzen erkennen lässt. So einfach ist das aus vedischer Sicht. Ein Bewährungshelfer - ein guru - ist die Lösung! Jemand, der aufgrund seiner gottergebenen Haltung bereits befreit ist, kann uns aus der Gefangenschaft befreien, und in dem Maß wie wir folgen lässt maya von uns ab.
Ist maya also der Satan? Das passt wohl nicht ganz, denn maya ist eine ergebene Dienerin Gottes und tut Gutes, weil sie die Verbrecher in Schach hält.
Es gibt das absolut Böse nicht, weil der Schatten dem Licht immer untergeordnet ist. Jede(r) Böse kann sich eines besseren besinnen, sich dem Licht zuwenden, um gut, fromm und hingegeben zu leben.
Böse ist unsere Tendenz, egozentrisch im Mittelpunkt stehen zu wollen. Sind wir also selbst Dämonen? Tendenziell ja!!! Und es gibt natürlich ein großes Spektrum im Bereich der Schattenwesen, also Ultraböse (Satane), mittelmäßige und tendenziell eher schon fromme Lebewesen. Die ultrabösen Satane gibt es also!!! Sie wirken oft hintertrieben als Wölfe im Schafspelz. Man denke z. B. an die großen "Heilsbringer" Mao, Stalin und Hitler oder auch an so manche Inquisitoren der katholischen Kirche. Die meisten Menschen auf dem Planet Erde sind laut der Bhagavad-gita mittelmäßig, weisen also dämonische und auch göttliche Eigenschaften auf.
Was ist nun dran an der sog. Weltverschwörung, wonach eben Satan eine weltweite Verknechtung der Menschheit anstrebe? Die vedische Sicht ist hier wieder einmal ernüchternd: Die Menschen sind längst schon - wie eben oben ausgeführt - verknechtet. Natürlich kann es immer noch schlimmer kommen, weil es keine Grenzen der Folter gibt, und die Hölle auf Erden ist nicht auszuschließen, besonders dann, wenn die Menschen unbelehrbar sich gegen die göttliche Offenbarung auflehnen, falschen Propheten nachlaufen oder eigensinnig ihre Wege gehen.
Wir Vaishnavas setzen auf den von Gott empfohlenen Vorgang des Chantens der heiligen Namen:
Hare Krishna Hare Krishna
Krishna Krishna Hare Hare
Hare Rame Hare Rama
Rama Rama Hare Hare
Hiergegen ist die Macht von Satanen nichts!!! Sie können sich nicht entfalten, wenn die Menschen in Hingabe zusammen chanten. Sie fliehen wie der Teufel vor dem Weihwasser, wenn sie das hören oder sie schließen sich an.
Dessen ungeachtet möchte der Verfasser dieses Beitrags nicht verhehlen, dass er den Ausführungen der evangelikalen Christen durchaus Beachtung schenkt. Es sieht wirklich so aus, als ob das Weltgeschehen an einem Scheidepunkt angelangt ist. Wir müssen Farbe bekennen, ob wir dem Materialismus - also der Knechtschaft - nun die endgültige Absage erteilen oder ob wir zur Hölle fahren wollen, denn die Machthaber scheinen wirklich ihrem Allmachtsrausch zu erliegen und uns nur als Figuren auf ihren Schachbrettern zu sehen. Sie betrachten uns - wie zum Beispiel ein Bill Gates - als nutzlose Esser, die zuviel CO2 produzieren, reif für die Schlachtbank, die Zwangsarbeit oder oberflächliche Belustigungen wie sie die Römer in ihren Arenen abhielten. Die Verchippung und Hunger-Games warten auf uns, wenn wir uns jetzt nicht echtem Gottesdienst hingeben. Die Weltsituation kann tatsächlich nur durch wahre Messiasse, die nicht Wölfe im Schafspelz sind, herum gerissen werden.
Wie erkennt man denn so einen wahren Messias? Hier einige wichtige Anhaltspunkte für Zweifler:
1. Er ist ein Spiritualist, das heißt er ist auf Gott ausgerichtet und verehrt diesen und nicht sich selbst oder die Materie.
2. Er fördert religiöse Verhaltensweisen wie Mäßigkeit, Sauberkeit, Barmherzigkeit, Wahrhaftigkeit etc.
3. Er unterstützt das öffentliche Beten und Chanten:
hare krishna hare krishna
krishna krishna hare hare
hare rama hare rama
rama rama hare hare
iti sodashakam namnam
kali-kalmasa nasanam
natah parataropayah
sarva vedeshu drshyate
übersetzt:
"Die sechsehn Worte des Hare-Krishna-Mantra sind speziell dazu da, den Sünden des Kali-Yuga entgegen zu wirken. Um sich vor diesen sündhaften Reaktionen zu bewahren gibt es keine wirksamere Methode als das Chanten dieser Namen. Es ist die beste Form der Religion (Der Weltenschöpfer! Brahma unterweist hier seinen Sohn Narada Muni);" Kali Santarana Upanishad 5, 6
4. Demnach versucht ein Messias nicht, die materiellen Probleme mit materiellen Mitteln zu lösen, was nie gelingen kann. Vielmehr veranstaltet oder unterstützt er Versammlungen, in denen die heiligen Namen Gottes gechantet werden.
Wir werden sehen, ob Papst Franziskus diesbezüglich etwas nennenswertes erreichen wird.
Jetzt aber noch kurz zum Thema:
Wie definiert man das Gute, Fromme und Hingegebene?
Es ist wichtig, diese Frage zu beantworten, weil anhaltende Diskussionen darüber abgehalten werden, was gut ist. Nur der allwissende Gott kann wissen, was absolut gut ist. Jemand also, der Gottes Sache dient, handelt gut, fromm und hingegeben. Wer hingegen einem Dämonen dient, handelt dämonisch. Es kommt also darauf an, wem man dient!
Im nächsten Beitrag werden wir darstellen, dass es im Gottesdienst sehr viele verschiedene Richtungen gibt.
Ihr Diener
Parivadi das
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