Shrila Prabhupada spricht über Religion

Gespräch mit einem Journalisten am 30.12.1968 in Los Angeles

Journalist: Was denken Sie, warum die jungen Leute sich heute mehr und mehr den östlichen Religionen zuwenden?

Shrila Prabhupada: Weil es versäumt wurde, sie zufrieden zu stellen. Der materialistische Lebensstil wird sie nicht mehr zufrieden stellen. Ein Armer mag denken, „Geld, eine Frau, eine gute Wohnung und ein gutes Auto wird mich zufrieden stellen.“ Arme streben danach. Aber nachdem sie es bekommen haben erkennen sie „Oh, es stellt mich nicht zufrieden.“

Gerade in Amerika haben sie so viel, um sich zu erfreuen. Sie haben genug zu essen, genug Frauen, genug Wein und genug Häuser - genug von allem. Das beweist, dass materieller Fortschritt nicht zur Zufriedenheit führt.

Es gibt hier mehr Chaos und Unzufriedenheit als in Indien, von dem man sagt, es stecke in Armut. Sie werden feststellen, dass die Leute in Indien trotz ihrer Armut nicht gestört sind, weil sie ihrer alten Kultur folgen. Warum? Weil sie ein wenig auf der spirituellen Ebene handeln. Es ist daher notwendig, dass die Menschen sich dem spirituellen Leben zuwenden. Das wird sie glücklich machen.

Journalist: Würden Sie sagen, dass die Botschaft der westlichen Religionen nicht mehr relevant sind, oder haben wird die Botschaft nicht richtig präsentiert?

Shrila Prabhupada: Hinsichtlich des Christentums ist es so, dass die Evangelien vor langer Zeit zu primitiven Menschen in der Wüste gesprochen wurden. Dennoch ist die Vorstellung von Gott in der Bibel oder dem alten Testament vorhanden. Das ist schön. Beispielsweise heißt es da, dass Gott die Welt erschaffen hat. Das ist wahr. Heutzutage aber, im Zeitalter des technischen Fortschritts, wollen die Menschen wissen, wie diese Schöpfung stattgefunden hat. Das findet man in der Bibel nicht, und die Kirche kann es auch nicht erklären. Daher sind die Leute nicht zufrieden. Einfach nur zur Kirche zu gehen, um Gebete zu sprechen, reicht ihnen nicht aus. Das eigentliche Problem ist aber, dass sie praktisch nicht den religiösen Prinzipien folgen. Beispielsweise gibt es das Gebot „Du sollst nicht töten“. Aber das Töten ist in der christlichen Welt sehr verbreitet. Sie unterhalten regelrecht Schlachthäuser, und sie haben sich eine Theorie zurecht gelegt, wonach Tiere keine Seele haben. Sie sagen, Tiere hätten keine Gefühle, daher können sie getötet werden. Warum behaupten sie, Tiere könnten nicht fühlen? Warum sündigen die Menschen in dieser Weise? Die Priester sagen auch nichts dazu. Sie sind still. Damit fördern sie absichtlich die Übertretung der zehn Gebote. Wo sind also die religiösen Prinzipien? Wenn sie den Regeln der Schriften nicht folgen, wie kann man dann sagen, sie übten eine Religion aus? Wie kann man etwas umbringen, was man nicht selbst erschaffen kann? Und es wird klar gesagt: „Du sollst nicht töten!“ Was ist die Antwort? Warum töten sie?

Journalist: Fragen sie mich?

Shrila Prabhupada: Ja!

Journalist: Nun, ja, offensichtlich, „Du sollst nicht töten“ ist ein ewiger Grundsatz der Ethik und er ist wichtig, aber die Menschen kümmern sich nicht wirklich ...

Shrila Prabhupada: Sie interessieren sich nicht wirklich für Religion. Es ist einfach nur eine show. Wie können sie dann glücklich sein? Wenn sie nicht den Prinzipien folgen, wo ist dann ihre Religion?

Journalist: Ich möchte Ihnen da nicht widersprechen. Ich könnte ihnen nicht genug zustimmen. Es macht wirklich keinen Sinn. „Du sollst nicht töten“, „Du sollst keine anderen Götter neben Mir haben“, „Du solltest nicht die Frau Deines Nächsten begehren“, „Du sollst Vater und Mutter ehren“. Das ist wunderbare Ethik, aber sie wird nicht beachtet.

Shrila Prabhupada: „Du sollst die Frau Deines Nächsten nicht begehren“. Wer folgt dem?

Journalist: Niemand, ganz wenige.

Shrila Prabhupada: Sehen Sie? Wie können Sie also erwarten, dass sie einer Religion folgen? Und ohne Religion ist die menschliche Gesellschaft tierisch.

Journalist: Wie unterscheidet sich Ihre Ethik von der jüdisch-christlichen Ethik der zehn Gebote?

Shrila Prabhupada: Es gibt keinen Unterschied.

Journalist: Was können Sie dann anbieten, was vom christlichen oder jüdischen Ehtos abweicht?

Shrila Prabhupada: Wie ich Ihnen schon gesagt habe folgt niemand wirklich den Geboten Gottes. Ich sage einfach: „Folgt diesen Geboten.“ Das ist meine Botschaft.

Journalist: In anderen Worten, „Folgt diesen Prinzipien.“

Shrila Prabhupada: Ich sage nicht „Ihr Christen werdet Hindus.“ Ich sage „befolgt diese Gebote!“ Dadurch werdet Ihr bessere Christen. Das ist meine Mission. Ich sage nicht „Gott ist nicht hier sondern nur dort.“ Nein, ich sage nur „Folgt Gott.“ Ich sage nicht, dass Ihr Krishna als Gott akzeptieren müsst und keinen anderen. Ich sage „Bitte folgt Gott!“ Bitte versucht, Gott zu lieben. Und ich lehre, wie man Gott auf einfache Weise lieben kann. Ich kann sie ausbilden, wenn sie mir zustimmen.