Tief im Herzen fließt ein Strom

H.H. Sacinandana Swami

In dem alten Bhakti-Klassiker Caitanya-Caritamrta wird die Krishna-bhakti (Liebe zu Krishna) als etwas Ewiges bezeichnet, das tief im Herzen gegenwärtig ist – sozusagen wie ein unterirdisch fließender Nektarstrom. In dieser Welt geschieht es leicht, dass dieser Strom auf vielfache andere Objekte umgelenkt wird.

Als Beispiel:

Wenn diese Liebe zu Gott auf uneigennützige Beziehungen mit dem Motiv ausgerichtet wird, anderen zu helfen, wird diese starke Kraft zu Mitgefühl. Dieses drückt sich beispielsweise darin aus, dass Mütter sich heldenhaft über Todesgefahren hinwegsetzen, um ihre Kinder zu retten. Oder Menschen spüren plötzlich unglaubliche Impulse anderen zu helfen und klettern unter Lebensgefahr Berge empor, um Verunglückte zu retten ...

Fließt dieser Strom jedoch in Richtung von Geld und Ansehen, verwandelt er sich in Anhaftung und vielleicht sogar Gier. Auf den attraktiven Körper des anderen Geschlechtes gelenkt, verursacht dieser Strom einen Wonneschauer von sexueller Erregung, der das Gemüt und jede einzelne der Körperzellen durchfährt.

All diese unterschiedlichen Gefühlsströme lassen sich auf diesen tief im Herzen fließenden ursprünglich reinen Strom zurückführen – den Strom der bhakti. Wenn bereits diese eben genannten Beispiele einen Menschen so stark in Besitz nehmen können, wie einnehmend muss dann erst die Erfahrung von bhakti sein – und vor allen Dingen wie beflügelnd?

Wie kann dieser Strom in seiner reinen Form erfahren werden? Das Caitanya-Caritamrta gibt folgenden Rat:

nitya-siddha Krishna-prema `sadhya´kabhu naya
sravanadi-suddha-citte karaye udaye

Die ewige Vollkommenheit (nitya-siddha), die auch Liebe zu Krishna genannt wird, ist im Herzen eines jeden enthalten. Sie kann erweckt werden durch das Hören über Krishna und das Ausüben der anderen bhakti-Vorgänge. (Caitanya Caritamrita Madhya-lila 19.151)

Die Macht der Liebe

Liebe überbrückt immer Trennung. Liebe zu Gott oder bhakti kann die Trennung des Menschen von Gott überbrücken – eine Trennung, die letztendlich nur in der durch maya (Illusion) verwirrten Einbildung existiert. Durch Liebe kann man erkennen – Erkenntnis kommt nicht durch Wissen. Selbst in dieser irdischen Welt hat immer derjenige mehr Informationen über eine Person, der oder die ihr in Liebe zugetan ist, denn Liebe schafft Nähe. In der Bhagavad-Gita erläutert diese Krishna sehr anschaulich:

bhaktya mam abhijanati
javan yas casmi tattvatah
tato mam tattvato jnatva
visate tad-anantaram

Nur durch hingebungsvollen Dienst kann man Mich so, wie Ich bin, als die Höchste Persönlichkeit Gottes, erkennen. Und wenn man sich durch solche Hingabe vollkommen über Mich bewusst ist, kann man in das Königreich Gottes eingehen. (Bhagavad-Gita 18.55)

Wir haben oben vom tief im Herzen fließenden reinen Urstrom der bhakti gesprochen, der jetzt unter Umständen umgelenkt oder blockiert ist. Lasst uns jetzt über konzentrierte oder einpünktige bhakti sprechen (ekanthi-bhakti) – dem besten Weg um zum Ziel zu kommen. Warum ekanthi-bhakti uns zu den Lotusfüßen des Herrn bringen kann ist ein sehr schönes Thema.

Die Kraft der Entschlossenheit

Krishna beschreibt Seine bhaktas als entschlossene Personen:

Diejenigen, die diesen Pfad beschreiten sind entschlossen in ihrem Vorhaben und ihr Ziel ist eins. O geliebtes Kind der Kurus (Arjuna), die Intelligenz der Unentschlossenen ist vielverzweigt. (Bhagavad-Gita 2.41)

Vielverzweigte Intelligenz kann auf keinem einzigen yoga-Pfad zum letztendlichen Erfolg führen. Denn solange wir vielverzweigt sind, verstreut sich unsere Kraft diffus in alle Himmelsrichtungen ohne viel bewirken zu können. Jeder Meditierende weiß sehr wohl, wie sehr die eigene Meditation davon abhängig ist, in wie weit es ihm/ihr gelingt, die körperlichen und mentalen Energien zu sammeln. Solange wir mit unserer Gedankenkraft und unserem Handeln noch sehr zerstreut sind, richten wir unsere Aufmerksamkeit nicht zu hundert Prozent aus.

Eine Geschichte über Entschlossenheit

Es begab sich einmal, dass der gewaltige Ozean mit seinen starken Wellen über den Strand gelaufen kam und die Eier eines kleinen Vogels stahl. Er hatte im Sand sein Nest gebaut hatte. Die kleine Vogelmutter verzagte jedoch nicht und spürte plötzlich wie sie von einer gewaltigen Entschlossenheit überkommen wurde: Felsenfest davon überzeugt, das Unrecht zu bereinigen, bat sie den Ozean, ihr die Eier zurückzugeben. Doch das weite Meer hielt es nicht einmal für nötig zu antworten. Da wurde die Mutter noch entschlossener und begann, mit ihrem kleinen Schnäbelchen Tropfen für Tropfen aus dem Ozean zu schöpfen, mit dem Ziel, ihn auszutrocknen. Dem Ozean machte dieses jedoch in keinster Weise etwas aus – nein, er lachte nur immer wieder dröhnend auf. Der Vogel fing an zu beten ....

Bald zeichnete sich Hoffnung am Horizont ab: Narada Muni, der große Weise, war inzwischen eingetroffen und versuchte zunächst den kleinen Vogel von seinem „unmöglichen“ Vorhaben abzubringen. Doch die entschlossene Vogelmutter ließ sich nicht beirren und legte folgendes Gelübde ab: „Ich werde den Ozean austrocknen – entweder in diesem Leben oder im Kommenden und meine Brut zurückgewinnen.“

Als Narada das nächste Mal Krishna besuchte und dieser ihn nach den Neuigkeiten vom Planeten Erde fragte, erzählte Ihm Narada über die sagenhafte Entschlossenheit des Vogelweibchens. Der Herr hatte bereits die Gebete gehört und lächelte, wobei er nach Garuda, Seinem gefiederten Träger, schicken ließ. Nach kurzer Unterredung schickte Krishna den König aller Vögel zum Ort des Geschehens: „Garuda flieg, denn, indem der Ozean Deinem Verwandten, dem kleinen Vogelweibchen Leid zugefügt hat, hat er auch ein Vergehen gegen Dich begangen.“

Gleich nach seiner Landung, breitete Garuda seine gewaltigen Schwingen aus und fing an, große Mengen Luft in stürmische Bewegung zu versetzen. Zuerst wurde eine ungeheure Landzunge aus Sand in den Ozean hineingefegt und dann begann das Wasser durch den heißen Sturm langsam aber stetig zu verdunsten. Der Ozean fing allmählich an zu brodeln, bekam es dann mit aller größter Angst zu tun und brachte schließlich mit demütig gefalteten Händen die Eier des kleinen Spätzchens hervor.

Diese kleine Geschichte geht weit über die bekannte Weisheit hinaus, die wohl am treffendsten mit dem Satz, „Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott“, ausgedrückt wird. Es geht hier um mehr – nämlich um Einpünktigkeit in der Praxis. Der Vogel war konzentriert!!! Krishna wird gerade dann auf uns aufmerksam, wenn wir uns konzentriert an Ihn wenden – mit keinem anderen Wunsch als Ihm in Liebe zu dienen. Bhakti, die frei von allen anderen Motivationen ist und frei von der Last der eigennützigen Wünsche nach materiellem und selbst spirituellem Genuss, hat die Kraft den Höchsten anzuziehen. In einer solchen bhakti können wir mit Erwiderungen rechnen – sozusagen Zeichen aus der Transzendenz.

Diese Zeichen aus der Transzendenz sind auf die unvorstellbare, machtvolle kripa-shakti, die Barmherzigkeitskraft des Herrn, zurückzuführen, die sich über alle Hindernisse in dem dreidimensionalen Raum hinwegsetzen kann. Diese Kraft der Barmherzigkeit kann alle Ketten sprengen und alle Mauern einreißen. Genau wie der Vogel in unserer Geschichte, ist der Bhakta felsenfest davon überzeugt, dass ihm der Herr seine kripa-shakti erweisen wird, wenn er nur einpünktig wird. Es ist diese Form von bhakti, die auch die anderen Yoga-Pfade des astanga yogas, des karmas und des jnanas letztendlich erblühen und zum Erfolg werden lässt. Einpünktigkeit in der eigenen Praxis – wie auch immer diese im Detail aussehen mag – bekommt Kraft und Leben, wenn wir diesen tiefen Strom der bhakti im Herzen kontaktieren und ihn geschehen lassen. Krishna ermahnt die Unentschlossenen – diejenigen, die nicht fixiert sind:

Im Geist derer, die zu sehr an Sinnengenuss und materiellem Reichtum haften (der Unentschlossenen) und die durch solche Dinge verwirrt sind, kommt es nicht zu dem festen Entschluss, dem höchsten Herrn in Hingabe zu dienen. (Bhagavad-Gita 2.44)

Zeichen aus der Transzendenz

Ganz besonders beim Chanten der Mantren kann man regelmäßig (in relativ kurzer Zeit) diese oben genannten „Zeichen aus der Transzendenz“ erfahren. In allen bhakti-Schriften werden die Vorgänge des Hören über Krishna und das Chanten Seines heiligen Namens (sravanam-kirtanam) als die „Königs-Wege“ der bhakti bezeichnet. Genauso wie ein König sich nicht um Hindernisse auf einer Reise kümmern muss, weil seine Diener dieses für ihn erledigen, braucht der Bhakta, der durch das Hören und Chanten ständig mit Krishna Gemeinschaft pflegt, keine Hindernisse zu befürchten. Selbst wenn sogenannte Hindernisse auftreten mögen, werden sie durch die Kräfte des Herrn liebevoll beiseite geräumt.

In einem der Puranas erklärt Krishna wie Er beim Chanten Seiner Namen plötzlich anwesend wird. Er spricht zu Narada:

Ich bin nicht in den Vaikuntha-Planeten, noch in den Herzen der Asketen. Ich bin dort, wo meine Bhaktas zusammenkommen und über Mich hören und chanten. (Srimad Bhagavatam 4.21.41)

Ja, beim gemeinsamen Singen von Nama Prabhu (Gott in Form des heiligen Namens) können Wunder geschehen, die nur durch die persönliche Gegenwart des Höchsten erklärbar sind. Ich habe schon oft an kirtans (gemeinsames Singen Gottes heiliger Namen) teilgenommen, bei denen plötzlich die Gegenwart Krishnas erfahrbar wurde. Einmal kam es sogar zu einer ganz verzwickten Situation in Heidelberg: Ich war gerade mit einer Gruppe von Devotees am Chanten und war mir dabei der Umgebung nicht mehr bewusst. Plötzlich waren wir von zwei „Schlachtreihen“ umgeben, in denen die betreffenden „Krieger“ ihre „Spezialwaffen“ zum vernichtenden Angriff gezückt hatten. Vor uns waren die Polizisten mit Schildern, Schlagstöcken und heruntergeklappten Visieren. Hinter uns war eine unübersehbar große Menge aus vermummten Protestierenden. Sie hatten Steine und andere Dinge in den Fäusten und ermutigten sich gegenseitig mit immer lauter werdenden Sprechchören. Wenn Pulver in der Luft getrieben wäre, hätte es sich an der heißen Aggression entzündet.

Aber, das Chanten war stärker. Ob das nun an unserem anfänglichen Wunsch gelegen hatte, nicht angegriffen zu werden, ist jetzt nicht mehr so wichtig. Ich weiß nur, dass der heilige Name ein Wunder bewirkte. Die Polizisten fingen bald an mit den Füssen im Takt mit zu wippen und die Demonstranten riefen erst humorvoll, dann erleichtert: „Hari Hari, Hari Hari“. Schließlich löste sich das Ganze einigermaßen wohlwollend auf.

Ich bin mir sicher, dass viele der Leser/ innen dieses kleinen Artikels bereits die Erfahrung davon gemacht haben, wie machtvoll die Gegenwart des Herrn während des kirtans spürbar wird.

Am Anfang des Chantens, wenn man noch in der Sammlungsphase steht, mag man sich zunächst von inneren Grenzen befreit fühlen. Danach entsteht eine große spirituelle Anziehung, die dadurch erklärbar ist, dass der Strom der bhakti zum Fließen gekommen ist. Wenn man dann weiter chantet, fühlt man schließlich die Umarmung des Höchsten, die das ganze Wesen zu durchströmen beginnt. Die Vorboten dieser höchsten spirituellen Erfahrung sind so wie die Strahlen der aufgehenden Sonne. Es werden besonders zwei Strahlenkräfte unterschieden: Subadha – es stellen sich glückverheißende Umstände ein und klesageni – man fühlt sich befreit von inneren Leiden.

In Belgrad habe ich an einem zehnjährigen Experiment in einer Psychiatrie teilnehmen können. Die Patienten, die das Chanten konzentriert praktizierten, erfuhren deutlich spürbare Erleichterung und sogar Heilung. Das Ergebnis war davon abhängig, wie weit der/ die Einzelne in seiner/ ihrer Praxis gehen wollte und konnte.

Nicht meine Kraft – sondern Deine

Wir haben versucht uns zu vergegenwärtigen, dass es bei bhakti immer auf die Kraft des Höchsten ankommt – der kripa-shakti. Sicher, es sind eigene Bemühungen zu unternehmen, doch letztendlich ist es die kripa-shakti Krishnas, die den Bhakta in die entscheidenden Bewegungen setzt. Selbst wenn der Bhakta Fehler hat und Fehler macht, kann er immer mit dieser Kraft des Höchsten rechnen, solange sein Motiv korrekt bleibt: Bhakti ist für bhagavan oder Gott. Die Kräfte, die die bhakti shakti begleiten, sollten niemals vom Bhakta für sich ausgenutzt werden.

Es ist sehr wichtig festzuhalten, dass der Bhakta nicht fehlerlos sein muss, um zur Vollkommenheit zu kommen – ein Punkt, der sicherlich Aufsehen erweckt. In den bhakti- Schriften wird wiederholt ausgedrückt, dass selbst ein fehlerhafter Anfänger in der bhakti ein überraschender Erfolg beschieden ist. Zum Beispiel:

„Der anfängliche Bhakta mag Vertrauen in Mich, Krishna, haben, und auch Wissen, dass materielle Beschäftigung letztendlich keine innere Erfüllung bringen kann. Dennoch kann er sich noch nicht von materieller Sinnenbefriedigung losreißen. Doch trotz dieser inneren Zerrissenheit sollte mein Bhakta nicht verzweifeln. Mit Vertrauen sollte er weiterhin über Mich hören und Meine transzendentale Herrlichkeiten lobpreisen (chanten)." (Srimad Bhagavatam 11. Kanto, Kapitel 20, Text 27-28).

„Selbst wenn jemand die abscheulichsten Handlungen begeht, muss er, wenn er sich im hingebungsvollen Dienst betätigt, als Heiliger angesehen werden, da er mit Entschlossenheit das richtige Ziel anstrebt.“ (Bhagavad-Gita 9.30)

Ganga Dasa

Vor einigen Jahren habe ich wiederholt ausgedehnte Himalaya-Reisen unternommen. Reisen, die mich an meine eigenen Grenzen geführt haben und hin und wieder durch die Barmherzigkeit Krishnas auch darüber hinweg. Einmal an einem besonders windigen Morgen, etwa einen halben Kilometer entfernt von dem Städtchen Gangotri, traf ich Ganga Dasa. – Um mir vor den Unbilden des Wetters eine kurze Pause zu gönnen und meine vom kalten Nieselregen triefende Kleidung zu „entwässern“, hatte ich in einem kleinen Rama-Tempel am Wegesrand Zuflucht gesucht. Als ich vor den wunderschönen strahlenden Deities saß und chantete, verdunkelte sich plötzlich der Türeingang und herein trat ein alter sadhu, der sich auf seinen Helfer stützte. Mit schlurfenden Schritten gelangte er ganz dicht vor den Altar und schaute dann mit gefalteten Händen auf seinen istha-devata, Lord Rama. All dies nahm ich nur aus meinem Augenwinkel wahr, ohne auf das Kommen und Gehen von Personen wirklich zu achten. Doch plötzlich fiel eine heiße Träne auf meine rechte Hand und ich blickte in das Gesicht von Ganga Dasa. Was mich total schockierte war die Erkenntnis, dass seine beide Augen blind waren. Ja, er konnte nicht mehr sehen. Trotzdem sah er ...

An diesem Morgen musste ich schnell weitergehen, um nicht in einen in dieser Gegend so gefürchteten Nachmittagsstürme zu geraten. Die Intensität der Morgenwinde war schon stark genug. Nach vier Tagen Wandern in der Bergeinsamkeit, einem eiskalten Bad in der Ganga- Quelle (Gomukha) und dem Aufsuchen von sadhu-Freunden im hochgelegenen Tapovana- Gebirgstal, beschloss ich, den Alten wieder aufzusuchen. Ich wollte dem Geheimnis seiner Ekstase auf den Grund gehen – ohne ihm jedoch zu nahe zu treten.

Auf meinen Wanderungen hatte ich einen Englisch sprechenden sadhu getroffen und ihn nach dem Alten im Rama-Tempel befragt. Er sagte mir, dass Ganga Dasa als Kind aus Vrindavan im Gangatal eintraf und hier am Ufer der wild schäumenden Bhagirati-Ganga einen kleinen ashram für Rama eröffnet hatte. Mit eigenen Händen hatte er die Steine aufeinander geschichtet und ein sehr asketenhaftes Dasein geführt. Irgendwann im Alter verlor er das Augenlicht. „Zu viel tapasya (Entsagung)“, sagte mir der sadhu. Ganga Dasas Ruhm aber war über den Himalaya hinausgestrahlt, und so hatte er nach und nach viele Schüler um sich gesammelt. Unter ihnen befand sich einer der wohlhabendsten Leute von Indien, der ihm anbot, ihm eine Augenoperation in Delhi zu bezahlen. Doch Ganga Dasa sagte nur: „Ich brauche nur noch Augen um Rama zu sehen.“

Nach einem beschwerlichen Abstieg (die Muskeln sträubten sich, für so lange Zeit bergab zu gehen) trafen wir bei Ganga Dasas Hütte ein. Der Abend dämmerte schon, die Hütte war dunkel und Ganga Dasa saß vor mir. Er fing an zu reden: „Wenn die Menschen doch nur verstehen würden, dass der Herr, Lord Rama, alles kann – dann würden all ihre Bemühungen vor Seiner Tür enden.“

Seine Worte trugen Kraft in sich. Die Kraft der Erkenntnis. Sie weckten mein Interesse.

„Aber wie kann man den Herrn am besten erkennen?“ Ganga Dasa machte eine lange Pause, während mich seine blinden Augen musterten. Dann sprach er: “Nama - Rama nama, Krishna nama, bhagavan nama – der Rest ist kripa, Barmherzigkeit“. Seine Worte berührten mein Herz. Die Sonne war draußen untergegangen – aber in seinen Augen waren die Sterne aufgegangen. Es waren Augen, die vom bhakti-Strom geweckt waren. Und genau mit diesen „erweckten Augen“ sah er jeden Morgen den Herrn auf seinem Altar und weinte in Ekstase.

Die heiligen Schriften Indiens bergen Schätze für uns. Einen möchte ich zum Schluss mitteilen:

Durch Krishnas Barmherzigkeit kann ein Lahmer Berge überqueren,
ein Dummkopf zu einem beredeten Sprecher werden
und ein Blinder die Sterne am Himmel sehen. (Caitanya Caritamrita, Adi-lila 8.5)

Ganga Dasa hat dieses in seinem kleinen ashram im Himalaya verwirklicht.