ISKCONs Umgang mit menschlichen Schwächen
hrila
Prabhupada hat die ISKCON einmal mit einem Krankenhaus verglichen.
Die meisten sind dort krank oder auf dem Weg der Genesung und nur
ganz wenige sind gesund; geheilt von materiellen Unzulänglichkeiten.
Die materielle Krankheit der Menschen besteht darin, dass sie von
Neid, Lust, Gier, Zorn, Illusion und Verrücktheit beeinflusst sind.
Echte Religion hat den Auftrag, die Menschen in dieser Hinsicht
zu kurieren. Gerade wenn sich Menschen zum Zweck der seelischen
Reinigung zusammenschließen, kommt es nicht selten zu extremen Vorkommnissen.
Daher muss eine Organisation mit spirituellen Zielen besonders wachsam
sein. Nach dem Verscheiden des ISKCON- Gründers
ging man allzu selbstverständlich davon aus, dass alles glatt laufen
würde. Es gab jedoch eine Menge von Problemen.
1. Unreife Führungspersönlichkeiten und Mitglieder
Die Hare- Krishna-
Bewegung wurde von Shrila Prabhupada, dem allgemein anerkannten
Mitglied dieser Tradition, in den letzten 12 Jahren seines irdischen
Lebens (1965 bis 1977) weltweit verbreitet! Shrila Prabhupada setzte im Zuge der raschen Ausbreitung seiner Bewegung zwangsläufig oft junge und unerfahrene Führungskräfte ein. Nach seinem Verscheiden überschätzten sich einige dieser Nachfolger. Das führte in manchen Gegenden der Welt zu Realitätsverlust und demzufolge nicht selten zu ausbeuterischen Tendenzen gegenüber den eigenen Anhängern. Auf der anderen Seite muss auch berücksichtigt werden, dass die Vergangenheit nicht immer mit den Maßstäben der Gegenwart beurteilt werden sollte. Eine Institution durchläuft natürlicherweise Phasen der Entwicklung, des Lernens. Gerade die jungen Mitglieder waren anfangs sehr risikofreudig und bereuen heutzutage zum Teil ihre damalige Opferbereitschaft. Andere sind dagegen dankbar dafür, dass sie als Pioniere mitwirken durften. Es kommt auf die Perspektive an. Die Pionierzeit war gleichzeitig abenteuerlich und entbehrungsreich, wobei einiges bestimmt zu weit ging.
2. Falsch verstandenes Wissen
Wenn höheres Wissen falsch angewandt wird, führt
dies zu Missständen. Dies ist leider auch geschehen. Im Namen von
spirituellem Leben wurden Kinder vernachlässigt sowie unreife Menschen
aus stabilen Lebenssituation herausgerissen. Die vom vorletzten
Bundestag eingesetzte Enquete- Kommission zur Untersuchung sogenannter Sekten und Psychokulte kam 1998 zu dem Ergebnis, dass die ISKCON gerade auf dem Gebiet der Kindererziehung Fortschritte gemacht habe und den Ausgleich religiöser Interessen mit gesellschaftlichen Notwendigkeiten suche. Auch werden heutzutage strengere Maßstäbe an die Reife von Personen angelegt, die sich vollzeitlich für die Mission einsetzen möchten. Der ISKCON wird insofern von den Experten Lernfähigkeit bescheinigt.
3. Abnormes Verhalten
Leider ließ es sich auch bei den Hare Krishnas
nicht vermeiden, dass einzelne abnorme Mitglieder ihr Unwesen trieben.
Insbesondere psychische und physische Misshandlungen von Kindern
durch Lehrer sind zu beklagen. Glücklicherweise sind wir in Deutschland
vor solchen Dingen weitgehend verschont geblieben. Wir werden unser
möglichstes tun, damit Kranke und Kriminelle entdeckt und zur Rechenschaft
gezogen werden. In den USA, wo eine Reihe ehemals junger Mitglieder
gegen die ISKCON vorgegangen sind, hat die ISKCON unter gerichtlicher
Aufsicht einen Fond eingerichtet, der der Wiedergutmachung dient.
Das ehrliche Verhalten der ISKCON hinsichtlich dieser unangenehmen
Sachverhalte hat öffentliche Anerkennung gefunden.
4. Zusammenfassung
Auch die ISKCON musste also, wie andere Institutionen, mit Fehlleistungen umzugehen lernen, denn wo etwas getan wird, da gibt es auch Missstände. Das gehört zum Wesen des materiellen Daseins. Die Angriffe des gefallenen Zeitalters des Kali haben auch in ISKCON Spuren hinterlassen. Als Nachfolger Shrila Prabhupadas ist es jedoch unsere Pflicht, konstruktiv und kritisch diese internationale Gesellschaft für Krishna-
Bewusstsein fortzuentwickeln. Der selbstkritische, schonungslose Umgang mit dieser Thematik, der seit rund 10 Jahren in ISKCON gepflegt wird, hat bereits sehr gute Früchte getragen. Die allgemeine Qualität des Dienstes für Shri Krishna verbessert sich Jahr für Jahr, entsprechend dem Fortschritt des Großteils der ISKCON-Angehörigen; ein ermutigendes Zeichen.
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