Re: sex. Missbrauch innerhalb der ISKCON

Krishna-Bewusstsein

Geschrieben von Parivadi das am 20. April 2006 20:44:51:

Als Antwort auf: sex. Missbrauch innerhalb der ISKCON geschrieben von truth_explorer am 20. April 2006 15:03:

Lieber Truth Explorer!

Vielen Dank für diesen Beitrag. Auch mich schockieren diese Vorkommnisse und ich frage mich, wie so etwas passieren kann. Auf der anderen Seite muss man sich aber auch fragen, wie man bei einer international wirkenden Organisation ausschließen will, dass Kriminelle ihr Unwesen treiben. Es heißt in den Schriften, dass sich im Kali-Yuga Dämonen in spirituelle Gewänder hüllen. Das ist bedauerlich. Aber Du siehst ja auch, dass nun - leider erst nach diesen perversen Szenen - eine Menge Energie in die Verhütung weiterer Missbräuche investiert wird. Ganz ausschließen kann man das alles nicht. Es wird immer wieder - ob bei Hare Krishnas, Christen, Moslems, Juden, Buddhisten oder anderen - zu Skandalen dieser Art kommen. Man kann auch nicht sagen, dass automatisch bei spirituell orientierten Menschen diese Ausfallquote niedriger sein muss. Im Gegenteil: Gerade karmatisch sehr belastete Charaktere suchen überdurchschnittlich oft bei entschlossenen Unternehmungen Zuflucht und erhoffen sich schnelle Erlösung von ihren Problemen, oder sie suchen sich ihre Opfer (was natürlich äußerst kriminell ist). Auch in Psychoanstalten findet man eben psychisch Kranke. Daher müssen spirituelle Heilanstalten - wie die ISKCON -besondere Vorkehrungen gegen solche Auswüchse treffen.

Auf der anderen Seite darf man auch nicht folgendes vergessen:

Shrila Prabhupada hat die Hare-Krishna-Bewegung 1965 bis 1966 inmitten von gesellschaftlichen Aussteigern begonnen, die zu einem großen Teil - wie bereits schon geschildert - gesellschaftlich gesehen nicht vom feinsten waren. Er bemerkte daher, dass er ein großes Risiko eingegangen war. Und tatsächlich benahmen sich viele nicht so, wie es sich Shrila Prabhupada erhofft hatte. Die am Opferfeuer geschlossenen Ehen hielten fast nie sehr lange. Kinder wurden vernachlässigt, und die spirituelle Philosophie wurde egozentrisch zurecht gebogen. Man vernachlässigte die gesellschaftlichen Pflichten mit der Ausrede, sich jetzt auf einer höheren Ebene zu bewegen. Dies ist eine Tendenz, die im spirituellen Leben oft zu beobachten ist. Man gerät in einen Zwiespalt: Wieviel Energie verwende ich für was? Daher wird der spirituelle Pfad mit einer Gratwanderung verglichen oder mit dem Rasieren. Kleine Unstimmigkeiten in der Balance können verheerende Wirkungen haben, auf den Körper, die Psyche und damit die gesellschaftliche Umgebung.

Was ist nun die Konsequenz? Soll man lieber erst gar nicht mit der Sache anfangen?

Meiner Ansicht nach muss man unterscheiden zwischen den einzelnen Phasen, die die Hare-Krishna-Bewegung durchläuft: Wir hatten diese Pionierphase ab 1965/66. Ein hohes Risiko war es, diese Bewegung in kurzer Zeit mit jungen Menschen über die Welt zu verbreiten. Diese Phase wurde abgelöst durch die Phase nach Shrila Prabhupadas Verscheiden im Jahr 1977. Es kam zu großen Schwierigkeiten, da viele der jungen Führungspersönlichkeiten höchst überfordert waren, die Bewegung weiter zu führen. Die Schwächen wurden durch ein übersteigertes Machtgehabe kaschiert. Ab Ende der 80er Jahre setzte ein Prozess der Reflektion ein, der zum Einleiten von Reifeprozessen und Reformen führte. Die 90er Jahre waren die Jahre der Öffnung. Es kam der ganze Unrat ans Tageslicht; eine schöne Bescherung! Und nun arbeitet man das ganze auf; eine sehr undankbare und auch teure Angelegenheit.

Man darf aber auch nicht vergessen, dass viele Hare-Krishna-Pioniere sich nie etwas ernsthaftes haben zuschulden kommen lassen, große Opfer gebracht haben und den spirituellen Anforderungen gerecht wurden. Sie sind es nun auch - zusammen mit Neuzugängen - , die für Shrila Prabhupada die Kastanien aus dem Feuer holen, denn es wäre nicht richtig, einfach das Handtuch zu werfen. Es geht erst richtig los.

Ich sehe keine Alternative, als diesen Weg weiter zu gehen, den Weg heraus aus dem materiellen Sumpf. Diese Welt ist kein geeigneter Aufenthaltsort für gentlemen. Man sollte sie so schnell wie möglich verlassen.

Euer Diener
Parivadi das


>Hare Krishna!
>Ich bin sehr erfreut von euch dermaßen für mein Leben inspiriert zu sein, jeden Tag chanten zu können und dabei tiefe happiness zu erfahren.
>allerdings gibt es immerwieder aspekte an der iskcon, die es mir nicht ermöglichen, mich zu 100% hinter euch zu stellen und für eure interessen, welche doch genauso wie die von krishna sein sollten, einzutreten!
>meine komplette kollegstufe (um die 200 leute) weiß nun, dass ich bei hare krishna bin. ich fände das wirklich nicht übel, wenn man nicht durch surfen auf wikipedia informationen zu sexuellen missbrauch innerhalb der iskcon in mehreren gurukulas finden könnte (was ich leider auch erst jetzt bemerkt habe, ironie des schicksals eben...). und wenn ich mir den erfahrungsbericht von einer der um die 50 vergewaltigten seelen (nur die paar, die sich offen geäußert haben!) durchlese, dann glaube ich mehr ihnen als jemanden, der irgendwie versucht, sich und die ihm halt gebende institution da aufs billigste rauszureden.
>Ich fasse in Zitaten zusammen, was ich innerhalb von einer knappen stunde gefunden habe:
>Hare Krishnas wegen Kindesmißbrauchs verklagt
>Opfer klagen auf 400 Millionen Dollar Schmerzensgeld für angebliche jahrelange Folter (MSNBC News, 12. Juni 2000)
>Die 44 Kläger behaupten in der Klageschrift, es habe über zwei Jahrzehnte lang in Internaten [der ISKCON] in den USA und Indien Kindesmißbrauch gegeben.
>Nach den Angaben in der Klageschrift sollen auch Kinder gezwungen worden sein
>- in unbeheizten Räumen zu schlafen und in bitterster Kälte barfuß und ohne Jacke weite Strecken zurückzulegen
>- ihnen wurde bei Malaria [Wechselfieber], Hepatitis [Gelbsucht] oder Knochenbrüchen angeblich medizinische Versorgung vorenthalten
>- Kindern sollen bis aufs Blut mit Stahlwolle abgeschrubbt worden sein
>- sie sollen von Schule zu Schule und von Staat zu Staat "verschoben" worden sein, ohne daß die Eltern darin einwilligten
>- Einer der Kläger, Greg Luczyk (30) sagte aus, er sei in dem frühen 1980 er Jahren in einer Schule der Hare Krishnas in Indien mit einen Stück Holz vier- bis fünfmal pro Tag geschlagen worden. Seine Mutter habe versucht, ihn aus dieser Schule herauszuholen und habe ihm Flugtickets für den Heimflug geschickt, aber seine Lehrer hätten diese Tickets vor den Augen der versammelten Schülerschaft zerrissen. "Unsere Eltern versuchten, uns herauszuholen, aber der Ring der Vergewaltiger hatte über alles die Kontrolle", so Luczyk, der in Vancouver (British Columbia), lebt.
>Ein ISKCON-Mitglied darüber:
>Dhira Govinda, der Direktor der 1998 gebildeten ISKCON-Arbeitsgruppe zum Schutze der Kinder, gab bekannt, daß seine Arbeitsgruppe die Namen von 200 Personen aufgelistet habe, welche in den 1970er und 1980er Jahren angeblich Mißbrauch verübten. Govinda äußerte, daß in ihrer Arbeitsgruppe die Ermittlungen zu über 60 Fällen abgeschlossen seien. "Es steht außer Frage, daß viele Kinder gelitten haben... während sie sich in der Obhut unserer Organisation befanden", so Govinda wörtlich. Nach seinen Angaben seien durch die Führung der Hare-Krishna-Religion 250 000 Dollar zur Aufklärung der Mißbrauchsfälle und zur Entschädigung für die Opfer bereitgestellt worden. Govinda äußerte, daß seiner Überzeugung nach mehr als die Hälfte aller Kinder in den ISKCON-Schulen dem Mißbrauch zum Opfer fielen.
>siehe dazu:
>http://www.sekten.ch/ex-site/tuere-folder/stories-folder/iskcon.htm ;
>http://de.wikipedia.org/wiki/Gurukula
>http://de.geocities.com/the_harikrishnas_room101/authors/me/news1.html
>das macht die sache für mich nicht gerade leichter, nicht wahr?
>Die vergewaltigten differenzieren zwar selber zwischen prabhupada und seinen jüngern und sind sich über den unterschied zwischen der eigentlichen, ursprünglichen botschaft der bewegung und dem, was ein gewisser gar nicht so kleiner teil daraus macht, bewusst (es waren schon ein paar internate). Auch passieren solche sachen v.a. in sog. christlichen kirchen und anderen weltreligionen unglaublich oft. Es spricht trotzdem nicht für eine besondere, hervorzuhebende reinheit bei euch, wie ihr es doch selbst immer hervorzuheben pflegt, meine sprituellen freunde!
>Und habt ihr schon mal vor einen materialistischen wichtigtuer versucht, zwischen glauben und institution zu unterscheiden bei einer bewegung, die in wikipedia als sekte beschrieben ist? Mal sehn, was da noch auf mich zu kommt....
>Ich wollte diese sache erstens offen äußern, für den fall, dass der ein oder andere das noch nicht weiß und sich damit eingehend und aufrichtig befasst hat (ja, solche sachen gibt es nämlich auch).
>zweitens ist meine situation nicht ganz einfach, insofern fänd ich ein wenig unterstützung in form von tipps sehr nett.
>Offene Stellungnahmen würden mich auch erfreuen!
>Peace!
>p.s.: ich leg jetzt erstmal ne runde chanting ein!



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