Auf einen Blick
Informationen und Definitionen
ISKCON: Abkürzung für International Society for Krishna
Consciousness (Internationale Gesellschaft für Krishna-
Bewusstsein), der offizielle Name der Hare-
Krishna- Bewegung.
Gegründet: 1966 in New York vom
indischen Würdenträger, Mönch und Sanskritgelehrten His Divine Grace
A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada (1896-1977),
kurz Shrila Prabhupada.
Statistisches: Über 500 Tempel,
Kulturzentren, Bauernhöfe, Restaurants und Schulen in allen fünf
Kontinenten. Rund 5 Millionen Mitglieder weltweit, in Deutschland
ca. 5000.
Krishna: "der Allanziehende";
Name für Gott in der Sanskrit-Sprache.
Philosophische Grundlage: die
Veden, die heiligen Schriften Indiens, insbesondere die Bhagavad-gita
und das Shrimad-Bhagavatam.
Lehre: Alle Lebewesen - Menschen,
Tiere und Pflanzen - sind Seelen, d.h. Teile Gottes. So wie der
Ursprung (Gott) ewig ist, ist auch die Seele ewig. Im Kreislauf
von Geburt und Tod (Reinkarnation) wandert die unsterbliche Seele
gemäß ihren Handlungen (Karma) von einem Körper zum anderen, bis
sie durch Läuterung das höchste Ziel erreicht - Liebe zu Gott und
Rückkehr in das ewige Reich Gottes.
Auftreten der Mitglieder
rishna-Bewusstsein
hängt weder von Kleidung noch anderen Äußerlichkeiten ab. Insbesondere
im Tempel oder bei öffentlichen Veranstaltungen trägt man gerne
traditionelle Kleidung, um sich damit zu erkennen zu geben. Das
Zeichen aus heiligem Lehm auf der Stirn - Tilak genannt - symbolisiert
die Tatsache, dass der Körper ein Tempel Gottes ist.
Warum wird die Hare-Krishna-Bewegung manchmal als Sekte bezeichnet?
eil
sie im Westen eine junge Bewegung ist. Sie wird deshalb zum einen
oft mit neuenreligiösen Gruppierungen in einen Topf geworfen und
hatte zum anderen auch selbst Anfangsschwierigkeiten: unreifes Verhalten
und Fehltritte einiger Mitglieder. Diese Einzelfälle werden von
der Anti- Sekten- Propaganda
hochgespielt, wodurch die Öffentlichkeit einseitig informiert wird.
Was ist eine Sekte?
ekte,
vom Lateinischen sector/secta ("eifrig, fanatisch
nachfolgen") bezieht sich auf eine religiöse Gruppierung, die
einen Absolutheitsanspruch erhebt und ihren Gründer, Propheten oder
Messias als einzige Wahrheit hinstellt. Solche sektiererischen Ansprüche
widersprechen dem universellen Wesen Gottes und spalten die Religionen,
statt sie zu vereinen.
Die Krishna-Bewegung und die anderen Religionen
ott
ist unbegrenzt, sowohl zeitlich als auch geographisch. Das heißt,
Gott offenbart sich in allen Zeitaltern und an allen Orten. ISKCON
beschränkt Gott nicht auf eine einzige Religion oder heilige Schrift,
sondern akzeptiert sie alle als Offenbarung desselben Gottes, ob
man Ihn nun Krishna, Jahwe, Manitu oder Allah nennt. Die verschiedenen
Religionen sind nichts anderes als verschiedene Wege, um die Menschen
auf höhere und höchste Stufen zu erheben. Die höchste Stufe, so
lehrt die Bhagavad-gita, hat nichts mit einer Konfessionszugehörigkeit
zu tun, sondern mit einer Bewusstseinsstufe: eine innere Haltung
der reinen Liebe und Hingabe zu Gott. Die Hare-
Krishna- Bewegung ist bestrebt,
die Menschen auf dieses gemeinsame Ziel aller Religionen aufmerksam
zu machen.
Die Vielfalt des spirituellen Lebens
Krishna- Bewusstsein in
der Praxis
ie vedischen Schriften sind an keine bestimmte Religion gebunden,
sondern weisen den Menschen einen universalen Weg zu Gott. Auf diesem
Weg gibt es viele Stufen des Fortschritts: angefangen beim Vermindern
und Überwinden von schlechten Gewohnheiten, über den Schritt zur
vegetarischen Ernährung und das Studium der vedischen Schriften
bis hin zu Mantra- Meditation und Gottesbewusstsein
(Bhakti- yoga). Die Krishna-
Geweihten vermitteln den Menschen umfassendes Wissen über
Bhakti- yoga, und jeder kann auf der Stufe
beginnen, die seiner individuellen Situation entspricht. Krishna-
Bewusstsein oder Bhakti- yoga kann
in jeder Lebenssituation praktiziert werden, ob zu Hause, im Kreis
der Familie oder im Hare- Krishna-
Zentrum.
Werte und Prinzipen
rishna-
Bewusstsein bedeutet eine innere Einstellung der Liebe und
Hingabe zu Gott, die in der Konsequenz auch die äußeren Handlungen
des Alltags harmonisiert. Barmherzigkeit, Sinnesbeherrschung,
Wahrhaftigkeit und Reinheit sind die vier Säulen des
spirituellen Lebens. Man kann diese vier Tugenden fördern, indem
man von jenen Gewohnheiten Abstand nimmt, die ihnen entgegengesetzt
sind. Das Töten von Tieren ist mit dem Prinzip der Barmherzigkeit
nicht vereinbar. Deshalb empfehlen die Veden dem Menschen eine vegetarische
Ernährungsweise und Speisen, die zuvor Gott geweiht wurden. Diese
werden im Sanskrit prasadam ("Die Barmherzigkeit Gottes")
genannt. In der Bhagavad-gita wird erklärt, dass man Gott keine
mit Gewalt verbundenen oder unreinen Nahrungsmittel weihen kann.
Deshalb vermeiden die Geweihten Krishnas Fleisch, Fisch und Eier.
Rauschmittel und Glücksspiele machen den Menschen abhängig und süchtig
und fördern unnötige Leidenschaften, die das innere Gleichgewicht
(zer-) stören. Sie rauben dem Menschen
die Selbstbeherrschung (die Kraft, nein zu sagen) und die
Wahrhaftigkeit (die Kraft, zur Wahrheit zu stehen).
Reinheit bezieht sich nicht nur auf körperliche
Sauberkeit, sondern auch auf die Reinheit der Gedanken. Dazu gehört
das Vermeiden von außerehelichen Geschlechtsbeziehungen. Denn durch
zügelloses Geschlechtsleben wird es praktisch unmöglich, sich mit
reinen Gedanken auf Gott zu konzentrieren. Hinzu kommt, dass solche
Geschlechtsbeziehungen viele sozialen Probleme verursachen. Sie
führen emotional zu Frustration und Eifersucht und binden das Bewusstsein
der ewigen Seele an den vergänglichen Körper. Es ist jedoch offensichtlich,
dass zunächst nicht jeder in der Lage ist, diesen Richtlinien konsequent
zu folgen. Sie beschreiben das anzustrebende Ziel. Wenn man das
Ziel vor Augen hat, erkennt man auch, was im eigenen Leben die nächsten
Schritte sind, um diesem Ideal näherzukommen.
Tempelgemeinschaften und Gemeinden
ie meisten Anhänger der Hare-Krishna-Bewegung leben in Gemeinden zusammen, die sich auf natürliche Weise um öffentliche Verehrungsstätten (Tempel) herum bilden. Sie unterstützen diese Zentren durch Besuche, Spenden, Beiträge und praktische Dienste. Im wesentlichen wird zwischen Ordens- und Gemeindeangehörigen unterschieden. Ordensangehörige folgen einer spirituellen Disziplin, während Gemeindemitglieder der Hare-Krishna-Bewegung nach ihren individuellen Möglichkeiten dienen. Ein Teil der Ordensangehörigen lebt in Tempelgemeinschaften, um zusammen beispielhaft Spiritualität zu pflegen. Dadurch werden die öffentlichen Verehrungsstätten belebt und die Dienste zuverlässig wahrgenommen. Das Ordensleben ist jedoch nicht auf Tempelgemeinschaften beschränkt. Vielmehr gehört es zur Tradition, dass dieses auch zuhause inmitten der Familie praktiziert werden kann. Man kann sein Heim als einen Tempel einrichten und mit Ehepartner, Kindern, Verwandten und Gästen bhakti-yoga prakitzieren. Das Ordensleben außerhalb der Tempelgemeinschaften soll die Gesellschaft im allgemeinen spirituell befruchten und aufzeigen, dass Familien- und Erwerbsleben sowie die tugendhafte Erfüllung gesellschaftlicher Pflichten im Einklang mit spiritueller Theorie und Praxis stehen.
Mitgliedschaft
eder, der die Ziele der ISKCON unterstützen möchte, kann sich einer Hare-Krishna-Gemeinde anschließen und auf diese Weise Mitglied dieser erhabenen Tradition werden. Eine spirituelle Lebensführung ist nicht von einer Taufe oder ähnlichen Ritualen abhängig. Vielmehr geht es darum, sich die Inhalte des Krishna-Bewusstseins zu eigen zu machen, besonders durch das Studium der Bücher Shrila Prabhupadas. Wer regelmäßig diese Schriften liest, wird mit größter Sicherheit fortschreiten und ein zunehmend inhaltsreicheres Leben führen können. Der Pfad des Bhakti-Yoga ist von allem Anfang an glückverheißend. Wer den Hare-Krishna-Mantra chantet, geheiligte Speisen zu sich nimmt und Shri Krishna verehrt wird unverzüglich eine höhere Lebensqualität erfahren. Bitte fragen Sie wegen Details hinsichtlich einer ISKCON-Mitgliedschaft bei einem lokalen ISKCON-Zentrum nach (siehe Adressliste).
Ordensmitglieder (Geistliche)
ie Disziplin für Ordensangehörige beinhaltet im wesentlichen, einen spirituellen Lebensstil nach regulierenden Prinzipien zu führen und das Krishna-Bewusstsein in der Öffentlichkeit entsprechend der Tradition zu vertreten. Die Ordensmitglieder erfüllen daher eine wichtige Rolle zur Erhaltung der Hare-Krishna-Bewegung. Vor der Ablegung des Gelübdes üben sich Novizinnen bzw. Novizen darin, den Anforderungen zu entsprechen. Meist leben sie während dieser Prüfungszeit in den Tempelgemeinschaften, wo sie eine umfassende Ausbildung erfahren. Es werden jedoch auch Novizinnen und Novizen akzeptiert, die außerhalb von Tempelgemeinschaften sich in ihrem Umfeld als spirituelle Vorbilder bewähren.
Vielfältige Kurse, Seminare und andere Veranstaltungen, die die ISKCON anbietet, ermöglichen eine Vertiefung des Krishna-Bewusstseins. Dabei erfreut sich ein traditionelles System zunehmender Beliebtheit, das dem Novizen die Möglichkeit bietet, sich auf fünf Disziplinstufen selbst einzuordnen, um ohne Bedrängung oder Zeitdruck entsprechend der individuellen Möglichkeiten Bhakti-Yoga zu praktizieren.
Wer sich als Novize qualifiziert hat - beziehungsweise die fünfte Disziplinstufe halten kann und weiter halten möchte - , darf vor einem spirituellen Meister der ISKCON das öffentliche Gelübde ablegen, den Ordensregeln zu folgen. Sie oder er erhalten einen Ordensnamen mit dem Zusatz "dasi" bzw. "das", was übersetzt "Dienerin" bzw. "Diener" bedeutet. Geläufige Namen sind z. B. Krishna dasi oder Krishna das. Vor dieser Namensgebungszeremonie wird eine Novizin bzw. ein Novize als "Bhaktin" bzw. "Bhakta" bezeichnet, was soviel heißt wie "hingebungsvolle Dienerin" bzw. "hingebungsvoller Diener." Die Namensgebungszeremonie wird als Einweihung bezeichnet. Das bedeutet nicht, dass man nun einer erleuchteten Elite mit Privilegien angehört, sondern dass man ein vorbildlicher Diener der anderen sein soll. Fortschritt im Bhakti-Yoga zeichnet sich durch zunehmende Dienstbereitschaft aus.
Die einweihenden spirituellen Meister
erausragende Bhakti-Yogis, die sich vollzeitlich der Seelsorge widmen möchten, werden von der ISKCON beauftragt, als einweihende spirituelle Meister zu wirken, als besondere Beispiele spiritueller Hingabe. Sie sind dabei dem ISKCON-Gründer Shrila Prabhupada gegenüber verpflichtet, das Erbe zu bewahren und dynamisch weiter zu verbreiten, entsprechend Ort, Zeit und Umständen. Da die ISKCON von Shrila Prabhupada zur systematischen Respiritualisierung der Menschheit eingerichtet wurde, sollen die spirituellen Meister in Harmonie zusammen wirken und Alleingänge vermeiden. Das Erfordernis, sich dem höheren Anliegen Shrila Prabhupadas unterzuordnen, erfordert gerade von sehr qualifizierten Personen ein hohes Maß an Demut. In der Geschichte der ISKCON kann man sehen, wie diese Zusammenarbeit in einem immer besseren Umfang gelingt, nachdem es in den ersten Jahren nach dem Verscheiden des ISKCON-Gründers zu allgemein bekannten Rangeleien - besonders in Folge von Hochmut - gekommen ist. Die ISKCON ist bestrebt, Missstände in den eigenen Reihen systematisch anzugehen und sie nicht unter den Teppich zu kehren. Jeder muss dazu lernen. Dieser Ansatz unterscheidet sich sehr von manchen Heilsversprechen dogmatischer religiöser Organisationen. Die ISKCON fordert keine blinde Gefolgschaft. Vielmehr werden die Mitglieder dazu angehalten, mit wachem Verstand zu sehen, ob es in die richtige Richtung geht, hin zu mehr gegenseitiger Dienstbereitschaft, Gottes- und Nächstenliebe. Dabei trägt jeder seine private Verantwortung. Die ISKCON verdammt dabei niemanden, der sich von ihr abwendet, denn sie hat nicht den Anspruch, alleinseligmachend zu sein, sondern ein dienendes Instrument im Plan Shri Krishnas, die Menschheit zu erheben.
Die Hare-Krishna-Bewegung in Deutschland
egenwärtig gibt es in Deutschland rund 10 öffentliche Hauptverehrungsstättenn. Daneben haben sich als starke Basis viele kleinere - etwa 25 - Zentren gebildet, wo sich Mitglieder und Freunde der Hare-Krishna-Bewegung im kleineren Kreise regelmäßig der Verehrung Krishnas widmen.
Alle Mitglieder einer Gemeinde tragen nach ihren jeweiligen Möglichkeiten zur gemeinsamen Religionsausübung bei. Bei gemeinsamen Veranstaltungen, wie beispielsweise dem traditionellen Sonntagsfest, sprechen sie sich ab, wer
das Festmahl kocht, den Altarraum reinigt und schmückt, wer Gäste empfängt, den Vortrag gibt, den musikalischen Beitrag gestaltet und vieles mehr. Die Leitung des Zentrums koordiniert diese gemeinschaftlichen Anstrengungen und berät sich dabei mit erfahrenen Mitgliedern. Neben der Teilnahme und Mitwirkung an diesen öffentlichen Aktivitäten wird auch jeder ermutigt, im privaten Bereich krishnabewusst zu leben.
Etwa 5 % der Mitglieder leben in Hare-Krishna-Wohngemeinschaften. Es handelt sich oftmals um unverheiratete Anhänger, die sich in der Gemeinschaft Gleichgesinnter wohler fühlen als alleine zuhause. Jeder, der sich an die Hausordnung hält, kann in solch eine Wohngemeinschaft aufgenommen werden und auch jederzeit wieder ausziehen.
Die ISKCON tritt traditionsgemäß für familiären Austausch der Mitglieder mit Eltern, Verwandten und Freunden ein und organisiert regelmäßig Elterntreffen und andere Veranstaltungen zur Förderung der Familienbeziehungen.
Der Tagesablauf in einem ISKCON-Tempel
n den größeren ISKCON-Zentren finden täglich folgende Aktivitäten statt. In kleineren Zentren beschränkt man sich auf einige der genannten Punkte:
Die Mitglieder der Tempelgemeinschaft stehen in der Regel um ca. 3.30 Uhr mogens auf. Auch bei der ISKCON gilt: "Morgenstund hat Gold im Mund."
Daraufhin folgt die mangala-aratika, eine glückverheißende Morgenandacht. Während des Singens bestimmter Lieder wird eine Altarzermonie abgehalten. Die Zeit danach ist der Mantra-Meditation gewidmet, das heißt dem individuellen Chanten des Hare-Krishna-Mantras auf einer Gebetskette mit 108 Holzperlen.
Um 7.15 Uhr findet eine weitere Tempelzeremonie statt, mit einem anschließenden Vortrag aus dem Shrimad-Bhagavatam, einer heiligen Schrift der Vaishnavas. Nach dem Vortrag sind alle eingeladen, gemeinsam das Morgenprasadam (geweihtes Frühstück) einzunehmen. Das geweihte Mittagsessen gibt es um ca. 14 Uhr.
Abends findet um 19.00 Uhr die Abendandacht vor dem Altar statt mit anschließendem Vortrag aus der Bhagavad-gita. Um ca. 20.30 Uhr gibt es meist noch etwas heiße Milch und leichte Zubereitungen vor dem Eintritt der
Nachtruhe.
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