| Einblick II: Die Hare-Krishna-Bewegung 
  ie Hare- Krishna- Bewegung geht von Shri Chaitanya (1486 bis 1534) aus, der von den Gläubigen Vaishnavas als Herabkunft (Avatara) Shri Krishna's in die sichtbare Welt angesehen wird. Sein Wirken wurde sehr detailiert in Biographien und anderen Schriften festgehalten. Das Erscheinen dieses goldenen Avataras (Shri Chaitanya hat eine goldene Körpertönung) wurde auch in vielen Schriften vorausgesagt. Eine herausragende Abhandlung über Shri Chaitanya, den Shri Chaitanya-charitamrita, hat Shrila Prabhupada aus dem Bengali ins Englische übersetzt. Das Werk liegt dank der Schüler Prabhupada's auch in deutscher Sprache vor, ist aber zur Zeit vergriffen.
 Shri Chaitanya stellt den Bhakti- Pfad als die Essenz der vedischen Überlieferung heraus. Das Erlangen von reinem unverfälschtem liebevollem Gottesdienst und Dienst für alle Geschöpfe Gottes ist das höchste Ziel ewiger unverfälschter Religion (sanatana- dharma). Durch natürliche Verfallserscheinungen - wie 
              sie ja jede Tradition erlebt - war diese ursprüngliche Weisheit 
              verschüttet worden. Unpersönliche Vorstellungen von Gott sowie verkrustetes 
              Kastendenken hatten überhandgenommen. Shri Chaitanya hat als großer 
              Reformer die ursprünglichen Lehren der Bhakti- 
              Tradition verkündet und in ganz Indien verbreitet. Wichtige Grundsätze dieser Bhakti-Lehre sind:
 1. Gleichzeitiges Eins- und Verschiedensein aller 
              Erscheinungen  ie 
              vielfältigen wahrnehmbaren und nicht wahrnehmbaren Erscheinungen 
              gehen alle von Shri Krishna, der Höchsten Persönlichkeit Gottes, 
              aus. So wie die Sonnenstrahlen zur Sonne gehören, so ist jede Einheit, 
              die von Shri Krishna ausgeht, mit Ihm identisch, ein Teil von Ihm, 
              und von gleicher Substanz. Gleichzeitig jedoch sind die von Shri 
              Krishna ausgehenden Einheiten auch verschieden von Ihm, je nach 
              Funktion, Wirkungsweise und Potential, die Shri Krishna diesen Einheiten 
              oder Energien gibt.
 Grundlegend werden diese Energien in zwei Kategorien 
              eingeteilt: a) Spirituell sind alle Emanationen, die ein Bewusstsein 
              haben, also denken, fühlen, wünschen und handeln können. Hierzu 
              gehören Menschen, Tiere und Pflanzen, um nur die auf der Erde sichtbaren 
              Lebewesen aufzuzählen. b) Materiell werden Dinge genannt, die im Gegensatz zu 
              den Lebewesen kein Bewusstsein haben. 2. Die spirituelle und die materielle Welt  omentan 
              befinden sich die meisten von uns in der materiellen Welt. Das ist 
              die Welt, in der die bewussten ewigen Lebewesen von einengenden 
              Hüllen verschiedener Grade bedeckt sind, d.h. die Lebewesen sind 
              bedingt, insbesondere durch Geburt, Krankheit, Alter und Tod sowie 
              durch Erschöpfung, Durst, Hunger, Angst und Klagen. Obwohl niemand 
              gerne leiden möchte, sehen wir doch, dass Leid in dieser Welt zum 
              Alltag gehört.
 Das Lebewesen, das ja von Shri Krishna ausgeht wie ein 
              Lichtteil von der Sonne, gehört von seiner wahren Natur im Grunde 
              in die spirituelle Welt, wo es keinen Tod erfährt (also ewig ist) 
              und voller Wissen Glückseligkeit genießt. Es ist dort nicht von 
              einer einengenden Hülle umgeben, sondern erstrahlt aus sich selbst 
              heraus in einer wunderschönen Form. Dort ist das Selbst - die Seele 
              - nicht verschieden von der Form, die sie hat. Warum haben die Lebewesen die spirituelle Welt verlassen?
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              freie Entscheidung haben sie getroffen, um ein von Gott unabhängiges 
              Leben zu führen. In der materiellen Welt kann man nämlich die Illusion 
              aufrechterhalten, man sei ganz oder bis zu einem bestimmten Grade 
              unabhängig. In der spirituellen Welt hingegen ist es für jeden klar 
              und jeder hat den Wunsch, in Abhängigkeit von Shri Krishna liebevoll 
              zu dienen und glücklich zu sein.
 
      
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