Re: Wissenschaft + Bhagavad Gita

Krishna-Bewusstsein

Geschrieben von Parivadi das am 17. April 2005 23:52:05:

Als Antwort auf: Re: Wissenschaft + Bhagavad Gita geschrieben von Default am 17. April 2005 01:48:

Lieber Default!

Sie schrieben:

>Wenn ich mir nun aber die Bhagavad Gita oder das Srimad Bhagavatam ansehe, so ist dort zwar von einem Yoga-Weg die Rede, aber über praktische Yoga-Übungen wird dort kaum gesprochen. So fällt ins Auge, daß es hier eigentlich mehr um „geistige“ Dinge geht, bis hin zur Kosmologie. Stimmen Sie da zu?<

Hier unterliegen Sie einem Irrtum. Beim Yoga geht es ausschließlich um "geistige" Dinge. Die Körperübungen, die Sie wahrscheinlich unter Yoga verstehen, sind nur Sekundäre Methoden, um die Geisteskontrolle zu erlangen. Aber auch diese Körperübungen werden in den Vaishnava-Schriften beschrieben, zum Beispiel im sechsten Kapitel der Bhagavad-gita. Obwohl Yoga-Körper-Übungen bestimmt auch heute noch der Gesundheit zuträglich sind und die Geisteskontrolle unterstützen können, wird für das vorherrschende Kali-Yuga, in dem wir jetzt leben, insbesondere ein Yoga des Klanges empfohlen, nämlich das Chanten der Heiligen Namen Gottes:

Hare Krishna Hare Krishna
Krishna Krishna Hare Hare
Hare Rama Hare Rama
Rama Rama Hare Hare

Wir können beobachten, dass die meisten Menschen gerne Musik hören, singen oder tanzen. Im allgemeinen sind wir aufgrund schlechter Umwelteinflüsse, künstlicher Nahrung etc. heute nicht mehr fähig, körperliche Yoga-Übungen wirklich effektiv und nachhaltig auszuüben. Wir können nicht mehr Jahrelang in einer bestimmten Körperhaltung verharren, wie das früher den dazu prädestinierten Yogis möglich war. Daher hat Shri Chaitanya Mahaprabhu im 16. Jahrhundert den Yoga-Vorgang für das Kali-Yuga eingeführt, das Chanten der Heiligen Namen Gottes. Das Ziel der Yoga-Übungen ist immer das selbe, nämlich die Rückverbindung mit Gott, ob man nun ruhig dasitzt und über Krishna meditiert oder ob man Seine Namen singend und tanzend singt. Der letztere Vorgang ist besonders für die heutigen Erdenbewohner anziehend und effektiv.

>Das Wort „Erleben“ ist ein Begriff, von dem wir alle eine Vorstellung haben. Nun stellen Sie sich doch bitte einmal vor, Sie wollten jemandem erklären, was „Erleben“ ist. Vieleicht stellen Sie dann fest, daß die Sache „Erleben“ etwas ganz anderes ist als der Begriff, denn jeder Erklärungsversuch, den Sie unternehmen, gründet sich logischerweise auf irgendeine Vorstellung, sie wissen aber, daß „Erleben“ nun wirklich nichts mit irgendeiner Vorstellung zu tun hat. In diesem Falle (und auch in sehr vielen anderen Fällen) ist der Begriff etwas ganz grundsätzlich anderes, als die Sache selbst. Nehmen wir einmal an, Sie wollen in den Zustand des Erlebens kommen, und nehmen wir darüberhinaus an, sie haben die Vorstellung gewonnen, daß Ihnen dabei alle Vorstellungen im Wege sind. Was können Sie da tun ? Besonders dann, wenn Sie feststellen, daß Ihre Vorstellungen wichtig und unverzichtbar sind und Sie deshalb erkennen, daß dieselben nicht einfach vernichtet werden können ? Resignieren Sie dann, werden Sie dann depressiv ? Oder könnten Sie nicht einfach damit beginnen, ihre Vorstellungen zu erleben ?

Erleben ist die einzige Ebene, die wissenschaftlich direkt ist und nicht mehr weiter reduziert werden kann. Selbstverständlich erlebt jedes Individuum in eigener Weise. Dennoch sind Erfahrungsaustäusche möglich, besonders unter gleich Gesinnten. Das findet täglich statt und muss nicht bewiesen werden. Beispielsweise sprechen Fussballfans pausenlos über ihr Lieblingsthema und ihre Erlebnisse dabei. Ich kann Ihrer Argumentation daher nicht folgen und halte sie für eine künstliche Komplikation der Angelegenheit.

>Wir alle, vor allem diejenigen von uns, die sich mit religiösen oder esoterischen Inhalten beschäftigen, sind von dem Wunsch beseelt, „bessere Menschen“ zu werden.<

Das stimmt nicht. Es gibt auch einige, die schlechtere Menschen werden möchten und dadurch glänzen wollen. Gut und schlecht sind im übrigen nur im Verhältnis zum Absoluten (Gott) definierbar. Ansonsten finden wir keinen Maßstab für Gutes bzw. Schlechtes.

>Jedoch muß man sich in diesem Fall davor hüten, neue, größere Probleme zu erzeugen. Denn jemand, der ein besserer Mensch werden will, ist logischerweise mit sich selbst nicht zufrieden, was bedeutet, daß er sich selbst zumindest teilweise ablehnt, so wie er ist.<

Wir wissen gar nicht, wer oder was wir sind. Wir sind gerade heute sehr verwirrt.

>Aufgrund eines Ideals hat er sich ein Urteil über sich selbst gebildet. Er hat sich selbst verurteilt.<

Was ist die Alternative? Sollen wir mit dem Status Quo zufrieden sein? Das kanns doch nicht sein. Wir sitzen tief im Sumpf. Ich jedenfalls möchte da raus.

>Und man verurteilt sich selbst weiterhin und ständig. Wenn man zum Beispiel agressiv ist, verurteilt man sich dazu, ruhig zu bleiben und gleichzeitig aber auch dazu, unter seiner unterdrückten Agression zu leiden, usw, usf.<

Wir können lange über die psychologischen Zwangszustände reden, denen wir unterliegen. Schön ist das jedenfalls nicht. Wir sollten Schritte unternehmen, um da raus zu kommen.

>Dann kommt jemand und sagt: Lebe im Hier und Jetzt! Das bedeutet: Kämpfe nicht gegen dich selbst, sei wach, beobachte dich, stelle deine Urteile, die Probleme erzeugen, in Frage.<

Es ist ganz wichtig, dass wir zu der Überzeugung gelangen, dass wir Hilfe benötigen. Solange wir dies nicht anerkennen, kann uns nicht geholfen werden. Solange wir uns einbilden, wir könnten durch gedankliche Spekulationen aus dem Labyrinth des materiellen Daseins heraus gelangen, ist die Lage wahrlich aussichtslos.

>Aber man tut sich schwer damit. Denn man ist an eine gewisse Denkweise gewöhnt, die unbeirrt fortgesetzt wird. Die Unzufriedenheit mit den eigenen Urteilen führt nun dazu, daß wir unsere eigenen Urteile verurteilen. Man verurteilt sich allen Ernstes dafür, daß man sich ständig verurteilt! Ist das nicht absurd?<

Ja, es ist absurd und der Grund für diese absurden Gedankengänge ist, dass wir uns ständig nur mit uns selbst beschäftigen, obwohl uns Hilfe von Außen angeboten wird. Wir können effektiv aus dem Sumpf heraus kommen, wenn wir uns einem autorisierten Vorgang zuwenden, der bereits viele Lebewesen gerettet hat.

>Kann man stattdessen nicht aufhören, über sich selbst zu urteilen?<

Das ist eine Frage von Geisteskontrolle. Yoga beinhaltet Gedankenkontrolle. Wir müssen nicht über uns urteilen. Das ist nicht unsere Pflicht. Wir sollten unsere Energien auf Shri Krishna richten, dann wird unsere wesensgemäße Position sich von selbst herauskristallisieren. Wenn wir nur über uns nachdenken, kommen wir nicht voran. Wir sind nicht der Mittelpunkt der Welt!

>Muß man sich distanzieren von sich selbst, um sich ein Urteil zu machen?
>Verlassen wir doch einfach dieses absurde Spiegelkabinett. Meinen sie nicht auch, daß wir auf der Suche nach uns selbst getrost das Licht im Spiegelkabinett ausmachen dürfen?
>Für mich jedenfalls ergab sich daraus folgende Konsequenz:
>Beobachte ihn genau,
>ihn, den Beobachter,
>welcher vorgibt dein Ich zu sein!
>Und wisse,
>alles was seine Arme tun,
>stärkt nur ihn selbst.
>Vermeide weitgehend
>das Urteil
>auch das Urteil zu verurteilen
>denn vom Urteil nährt er sich,
>ohne Urteil
>ist er verschwunden.
>Da lebte mal ein schlauer junger Mann, der meinte: Urteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden.
>Über das Urteilsvermögen:
>Die Urteilsfähigkeit ist mit Sicherheit die wichtigste und herausragendste Fähigkeit des Menschen. Sie ist die Grundlage unseres Verstandes, genau wie das Bit die Grundlage des Computers ist. Jemand, der eine Situation klar und gut beurteilen kann, wird immer im Vorteil sein. Das bleibt völlig unbestritten. Diese Fähigkeit muß auch nach bestem Wissen weiterentwickelt, und den Erfordernissen der neuen Zeit angepasst werden.
>Das Beurteilen von sich selbst, genauso wie das Beurteilen von anderen Menschen, mit denen man direkt in Beziehung steht, bringt aber Probleme mit sich. Das Wälzen von Problemen dieser Art führt letztlich dazu, daß das Urteilsvermögen darunter leidet, und man gerät leicht in mehr oder weniger große Verwirrung.
>Wenn man sich also in diesem Bereich des Urteils enthält, wird das Urteilsvermögen größer, so paradox das auch scheinen mag.
>Ich erwähne das nur, um nicht mißverstanden zu werden.
>Ich hoffe, das ist kurz und klar gesagt. Ist da nicht ein Körnchen Wahrheit dran?<

Ja, selbstverständlich müssen wir im Leben ständig werten, um auswählen zu können, was wir nun tuen sollen. Es gibt eben unzählige Angebote und es bleibt nicht aus, Entscheidungen zu treffen. Das bedeutet aber nicht, dass wir richten. Richten tut Gott! Richtet nicht, auf dass Ihr nicht gerichtet werdet!

Herzlichst
Parivadi das


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